vor dem Urknall
Was war vor dem Urknall?
Wenn man Wissenschaftler noch vor ein paar Jahren gefragt hätte, wie sie sich den Zustand vor dem Urknall vorstellen – hätten sie kopfschüttelnd darauf hingewiesen, dass eine solche Frage unsinnig sei. Denn bis vor kurzem ging man davon aus, dass vor dem Urknall einfach nichts vorhanden war.
Doch nun vermuten immer mehr Forscher, dass es selbst vor dem Urknall noch etwas gegeben haben muss, was sie Spiegeluniversum nennen. Etwas das in sich zusammenstürzte und damit den Grundstein für das heutige Universum bildete.
Der britische Astrophysiker Roger Pensrose ist der Überzeugung, dass die Spuren des Vorgängeruniversums (Spiegeluniversums) noch heute im Weltall sichtbar sind. Um die Bedeutung dieser These zu verstehen, muss man allerdings auch die gängige Urknall-These kennen.
der Urknall – das Standardmodell der Kosmologie!
Noch bevor der Mensch herausgefunden hatte, dass sich das Weltall immer weiter ausdehnt, ging man davon aus, dass es sich in einem statischen (also nicht veränderbaren) Zustand befinden würde. Selbst Albert Einstein beführwortete diese Theorie bis Edwin Hubble 1929 das Gegenteil beweisen konnte.
Nun war klar: Etwas was sich immer weiter ausdehnt muss einmal klein angefangen haben. Dieser Zustand „Null“ wird als Urknall bezeichnet, der im strengen Sinne keine Explosion ist, sondern die gemeinsame Entstehung von Zeit, Materie und Raum.
Die Ausdehung des Weltalls konnte nun nicht nur vorwärz in der Zeit (wie sich das Weltall weiter in der Zukunft ausdehnen wird) sondern auch zurück bis zum Urknall berechnet werden. Aus diesem Grund wird das Alter des Universums auf 13,7 Milliarden Jahre geschätzt. In den 60iger Jahren bestätigte zusätzlich die Entdeckung der sogenannten kosmischen Hintergrundstrahlung die Urknall-Theorie.
Der Urknall ist die Quelle der kosmische Hintergrunstrahlung (= elektromagnetische Strahlung im Mikrowellenbereich)
Zum Zeitpunkt des Urknalls muss Materie und Energie, Raum und Zeit alles eins gewesen sein (kleiner als ein Staubkorn). Es herrschte also ein Zustand den sich selbst Wissenschaftler kaum vorstellen können. Denn dieser winzige zusammengepresste Punkt, der als Singularität bezeichnet wird, musste unendlich dicht und unendlich heiß gewesen sein.
Plötzlich dehnte sich dieser Punkt „explosionsartig“ aus und schuf dabei erst Elementarteilchen und Moleküle und schließlich Sterne, Planeten und Galaxien. Mindestens ein Planet wurde ein einzigartiger Platz, auf dem Leben entstehen konnte.
Neue Theorien und Formelwerke!
Fest steht, dass das bekannte Universium aus einem dichten Feuerball entstanden ist. Doch zum Zeitpunkt Null herrschten so unwirkliche Bedingungen, dass sämtliche mathematische Gleichungen (bekannte Naturgesetze) einfach nicht mehr greifen können, so derart dicht war das Universum zu diesem Zeitpunkt (=Singularität).
Deswegen mussten neue Formeln gefunden werden die nicht an der Singularität scheitern. Heraus kam die Loop-Theorie, die die vorher nicht vereinbare Relativitätstheorie und die Quantentheorie endlich zu einem stimmigen Bild zusammenfügen konnte. Der Raum ist jetzt eine feste Größe, der nicht mehr beliebig in kleine Teile aufgeteilt werden kann, sondern eine kleinstmögliche Länge besitzt.
die Loop-Theorie
Die kleinstmögliche Länge ist zwar extrem klein (10 hoch -33 = ein Billionstel Trilliardstel Zentimenter) – aber sie existiert. Das ist auch der Grund, warum man die Raumkörnung (also Aufteilung) bisher wohl einfach übersehen hat, da an dieser Stelle selbst die Zeit ganz anders tickt.
Dies bedeutet, dass man jetzt nicht mehr davon ausgeht, dass die Materiedichte beim nach wie vor unumstrittenen Urknall unendlich hoch war, sondern nur noch extrem hoch (nicht unendlich = nicht mehr unerklärlich = berechenbar).
Zusammenfassung!
Vor dem Urknall hat es höchstwarscheinlich ein Spiegeluniversum gegeben, dass sich nicht ausgedehnt hat, sondern dabei war wieder in sich zusammenzufallen. Somit ist ein Urknall (Entstehung eines Universums) auch gleichzeitig der Endknall (Ende eines anderen Universums), deswegen bezeichnen einige Wissenschaftler den Urknall nun als Urschwung.
Das heute bekannte Universum hatte also nie einen Anfang, es existiere immer schon, indem es sich erst ausdehnt und dann wieder in sich zusammenfällt.
Vergleichen kann man das mit einem Luftballon, aus dem erst Luft eintweicht, der sich umstülpt und dann zum Schluss wieder aufbläht. Somit ist das Innere dann nach Außen gekehrt und Rechts und Links vertauscht. Das Vorgäneruniversum des heute bekannten Universums war also ein auf links gedrehtes Spielgelbild dieses Universums.
Allerdings ist noch völlig unklar, ob es einen ewigen Zyklus von Aufblähen und Zusammenziehen gibt oder ob dies ein einmaliges Ereignis war. Denn es sieht so aus, als würde sich das heute bekannte Universum immer weiter unendlich ausdehnen. Dafür müssen noch viele weitere Indizien gesammelt und verarbeitet werden, was wahrscheinlich noch 20 Jahre dauern wird.
Bildquelle: NASA and the European Space Agency / wikipedia.org