der menschliche Wachstumszwang
Eine in ihrer Logik unschlagbare Erkenntnis meinen die Einen – eine nicht richtig zu Ende gedachte These belächeln die Anderen. Doch sollte erst einmal geklärt werden, was Fortschritt und Wachstum in ihrer Kombination zu bedeuten haben. Ist ein stetiges Wachstum notwendig?
Fortschritt bezeichnet eine – zumeist im positiven Sinne verstandene – Änderung eines Zustandes. (Quelle Wikipedia
Unter Wirtschaftswachstum wird ganz allgemein eine Zunahme der Wirtschaftsleistung (je Land, Region oder global) im Zeitablauf verstanden. (Quelle Wikipedia)
Bedürfnisse befriedigen
Grundlegend geht es um eine positive Änderung eines Zustandes, der durch Wachstum erreicht wird. So einen Zustand kennt natürlich nicht nur der Mensch, auch andere Tiere (FAQ) erfahren eine positive Änderung, wenn sie mehr Nahrung und Lebensraum zur Verfügung haben, um zu wachsen – Grundbedürfnisse werden erfüllt und können zusätzlich noch mehr Individuen versorgen.
Nun ist der Mensch aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr allein durch Grundbedürfnisse zu befriedigen. Denn er möchte schnell und bequem an Ressourcen heran kommen, um alle seine Bedürfnisse umsetzen zu können. Durch dieses Streben bildete sich, vereinfacht gesagt, die (globale) Marktwirtschaft heraus – ein komplexes Gebilde, das den Menschen das angenehme Gefühl vorgaugelt, nicht mehr von der Natur abhängig zu sein.
unbegrenztes Wirtschaftswachstum?
Die Wirtschaftswachstums-Befürwörter
- Verlagerung der nicht erneuerbaren Ressourcen auf erneuerbare
- stärkerer Focus auf immaterielles Wachstum (z.B. Dienstleistungen, Informationen)
- Umwelttechnik ist ein Teil des Wirtschaftswachstums
- Wachstum der Bevölkerung ist eine Vorraussetzung für den technischen Fortschritt
- falsches Vorhersagen des Versiegens nicht erneuerbarer Ressourcen
- Reichtum fördert das Interesse für Umweltschutz mehr als die Verarmung durch Wachstumsrücknahme
- ua.
Die Wirtschaftswachstums-Gegner
- physikalische Grenzen am Verbrauch der nicht erneuerbaren Ressourcen
- ökologische Folgen für nachkommende Generationen
- stetig ansteigende Bevölkerungswachstum des Menschen
- hohe Tendenz in Richtung irreparable Zerstörung der Umwelt
- Umweltverschmutzung nimmt immer mehr zu Biokapazität dadurch immer weiter ab
- Kosten der Rohstoffgewinnung steigen ins unermessliche
- ua.
Global ist die menschliche Intelligenz bis heute nur in der Lage Probleme in den eigenen Strukturen (globale Marktwirtschaft) zu erkennen und zu fürchten. So bebte die Welt scheinbar voller Angst vor der Finanzkrise. Vergessen bleibt, dass dieses Konstrukt aus Geld und Wohlstand nicht in der Lage ist in einem luftleeren Raum zu exisiteren.
Weil aber längst nicht alle Bedürfnisse jedes Menschen befriedigt werden konnten, muss es solange ein Wirtschaftswachstum geben, da sind sich die Befürwörter einig. Schließlich habe der technische Fortschritt die Arbeitsproduktivität in der Vergangenheit immer erhöht, dass damit auch immer mehr Menschen durch Maschinen ersetzt werden (können), bleibt unerwähnt.
Wachstum braucht Energie
Der Hauptgrund des Wachstums ist wohl der Verbrauch von billig erzeugter Energie. Billig ist es aber nur, weil man sich kostenlos etwas nimmt und nichts zurück gibt. Dabei ist es irrelevant, ob diejenigen Recht haben, die meinen es gebe bald kein Öl mehr, oder diejenigen, die der Ansicht sind, es wäre noch genug vorhanden, nur aber nicht mehr so leicht zu erreichen.
Die Wachstumsstrategie verdrängt, dass die meisten fortschrittsfördernden Elemente nicht nur in der Förderung, sondern vorallem in der Verarbeitung massive Umweltschäden verursachen, was die Biokapazität senkt und auch menschlichen Lebensraum zerstören kann (Atomkraftunfälle, etc.)
Es geht allerdings auch nicht allein um knappe Ressourcen und begrenzten Lebensraum, obwohl die menschliche Weltbevölkerung weiter steigt. Eine zusätzliche Barriere baut sich gerade durch die unterschiedlichen Kulturen sichtlich auf.
Mit der Digitalisierung der Welt gelangt die Sicht auf den westlichen Wohlstand nun in jeden noch so kleinen Winkel des Globus und zeigt damit auch gnadenlos deren Differenzen auf, was nicht nur die wirtschaftlichen Dimensionen betrifft.
Es ist verständlich, dass sich nun auch Afrika, Asien und Latainamerika nicht mehr damit begnügen wollen, was einst an sie an Entwicklungshilfe geleistet wurde. Selbst die inmateriellen Güter wirken nur noch vormodern und haben einem rückständigen Nachgeschmack. Betroffene Menschen zeigen zwei typische Reaktionsmuster:
- die Einen drängen unter akuter Lebensgefahr in sogenannten Flüchtlingsströmem in wohlhabendere Gebiete
- die Anderen radikalisieren sich gegen den Wohlstand
Dennoch – Keines der reichen Länder ist bereit auch nur ein Stück seines Lebensstandards aufzugeben, zu groß ist die Sorge, dass sich andere Länder auf die verzichteten Lebensäume und Ressourcen stürzen. So wird der Iran oft verdächtigt an Atomwaffen zu arbeiten. Dass noch nichts gefunden wurde, erstaunt die Mächtigen der Welt immer wieder.
Und das obwohl man davon ausgehen kann, dass es gar nicht um die Bomben sondern vielmehr um das Erdöl im Iran geht, denn Atomwaffen lassen sich dort schon seit Jahren nicht finden.
Schon vor Jahrzehnten hätte man sich mit einer sicheren Energieversorgung auseinandersetzen müssen (und können) und zwar ohne kapitalistische Ansichten als Blockade oder Ausrede zu nutzen. Da Erdöl bis jetzt so leicht von dem Planeten Erde geraubt werden konnte, sah man sich dazu einfach nicht in der Lage. Nun dürstet es auch den aufstrebenden Ländern nach Wohlstand und Energie.
Kein Problem meinen Wachstumsbefürwörter, denn…
Das hat nichts mit unendlicher Gier oder frivolen Wünschen zu tun, wie verkappte Moralisten vermuten könnten, sondern gleichsam damit, dass die Menschheit aus dem Paradies vertrieben worden ist. Ökonomische Knappheit ist nun einmal eine grundlegende Bedingung unserer menschlichen Existenz.Die begrenzten Ressourcen sind also immer wieder ein beliebter Ansatzpunkt für Weltuntergangsszenarien, von Malthus über Meadows bis hin zu Nicholas Stern mit seinem Klimareport. (Quelle: Frankfurter Allgemeine, Warum ist Wachstum grenzenlos? www.faz.net)
Und es stimmt: Die Bevölkerung wächst, die Erdölvorräte reichen nach aktuellen Schätzungen der Vereinten Nationen nur noch 45 Jahre aus, um den Energiehunger der industrialisierten Welt in der herkömmlichen Form zu decken, und auch die Klimaerwärmung wird neue Herausforderungen schaffen.Bisher ist es der Menschheit aber noch immer gelungen, im Streben nach einer Besserung ihrer Lage mit immer neuen Lösungen aufzuwarten. […] Der daraus entstandene technische Fortschritt ist es, der das Wachstum immer wieder aufs Neue grenzenlos gemacht hat und dies wohl auch in Zukunft zu tun verspricht.(Quelle: Frankfurter Allgemeine, Warum ist Wachstum grenzenlos? www.faz.net)
Sie treibt wohl die Angst vor der eigenen Vernichtung, sollte das Wachstum einmal stagnieren oder sogar etwas zurück gehen, dann käme es in ihren Augen zwangsläufig irgendwann zur Selbstvernichtung. Würden nämlich die reichen Industrieländer einmal bewusst auf die Zunahme ihrer Wirtschaftsleistung verzichten, würde dies die Absatzmärkte der wachstumsstrebenden Länder hemmen und diese damit unnötig in ihrem Wachstum hindern.
Was mag wohl passieren, wenn der Planet Erde erst 8 [8 Milliardengrenze 2020 erreicht] (Wanderung in andere Gebiete durch Klimakrise und Kriege stärken bereits Populismus und Extremismus, indem wandernde Menschen abgewertet und zum Problem erklärt werden), 9 und später sogar 10 Milliarden Menschen verkraften muss? Menschen die alle mindestens wie der durchschnittliche Bundesbürger leben wollen. Ein Recht darauf haben schließlich alle. Nur wie soll dieser Standard gehalten werden? Woher sollen die Ressourcen kommen?
Bis jetzt hat der Mensch tatsächlich immer eine Lösung gefunden, aus dem einfachen Grund heraus, dass Probleme früher meist regionaler Natur waren. Fakt ist, dass das intelligenteste Tier (FAQ) bei der Energieversorgung geschlafen hat. Nun dreht sich die Preisspirale und die Konflikte der Kulturen werden größer.
Bildquelle: Gerd Altmann/dezignus.com / pixelio.de