Was ist Intelligenz?
Obwohl Intelligenz das Leben der Menschheit ständig neu formt (technischer Fortschritt, medizinischer Fortschritt, etc.), kann kaum jemand genau sagen, wie Intelligenz präzise definiert wird. Denn diesen komplexen Zustand kann man weder greifen, riechen, schmecken oder ertasten und schon gar nicht sehen.
Es handelt sich ganz einfach um eine unsichtbare Erscheinung, die einen enormen Einfluss auf den Planeten in Form der Menschheit ausübt. Dennoch ist der Mensch nicht das einzig intelligente Tier auf der Erde. Um eine exakte Defintion zu erhalten, ist es aber von Vorteil, sich zuerst der eigenen Intelligenz anzunehmen und dies dann auf andere Tiere (FAQ) auszuweiten.
Intelligenz ist verschieden!
Die Lebensweisen von Menschen sind so unterschiedlich, wie die Deutung von Intelligenz. Denn sie wird in verschiedenen Kulturkreisen immer wieder anders gewertet.
- ein erfolgreicher Informatiker erscheint in der westlichen Welt sehr intelligent, müsste er sich aber in der Wildnis behaupten wie z.B. Buschmänner, dann würde er höchstwahrscheinlich versagen
- viele Menschen tratschen gern über andere, was in der westlichen Welt höchstens als unhöflich, nie aber als dumm gilt – es existieren Völker, die intelligentes Verhalten an der Fähigkeit bemessen, wie jemand in der Lage ist innerhalb einer Gruppe für Harmonie zu sorgen
- Bescheidenheit und Selbsterkenntnis gilt bei chinesischen Taoisten als intelligentes Verhalten
- emotionale Stabilität zählt bei Estländern als intelligentes Verhalten
- ein Volk in Kenia beschreibt Intelligenz mit 4 Begriffen:
- „rieko“ = intellektuelle Kompetenz
- „luoro“ und „winjo“ = rücksichts- und respektvolle Kompetenz gegenüber seinen Mitmenschen
- „paro“ = Ergeiz Projekte zu Ende führen zu wollen
Definition der Intelligenz!
Wissenschaftler haben verschiedene Modelle geschaffen und sind sich auch heute noch nicht einig, welche Definitionen am zutreffensten sind. Die meisten Forscher bevorzugen das Grundmodell der Intelligenz, dennoch gibt es bekannte andere Defintionen.
das Grundmodell!
Auch wenn man Intelligenz schwer auf einen Faktor beschränken kann braucht es doch einige Vorraussetzungen, damit ein Lebewesen als intelligent gilt:
- Eindrücke müssen aufgenommen und gespeichert werden
- Informationen müssen aufgerufen und verknüpft werden können
- Probleme müssen gelöst werden können
Da Intelligenz in verschiedenen Bereichen zur Anwendung kommt, gilt es unter heutigen Wissenschaftlern als bewiesen, dass man Intelligenz in einzelne Vorgaben aufgliedern muss. Man unterscheidet zwischen:
- allgemeiner [fluiden] Intelligenz (= die zur Verfügung stehende Intelligenz / Basis)
- bereichsspezifischer [kristalliner] Intelligenz (= Sprachgefühl, mathematisches Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen)
Wie intelligent ein Mensch ist, kann man mit Hilfe eines Baumes sehr gut erläutern. Denn die Begabungen jedes Menschen fallen nie gleichstark bzw. gleichschwach aus. Allerdings kann eine gut ausgeprägte allgemeine Intelligenz mit einem kräftigen Stamm verglichen werden, die dazu in der Lage ist, auch viel starke Äste und eine vollere Krone zu bilden.
Schaut man sich den Intelligenzbaum eines weniger begabten Menschen an, dann erzeugt sie einen viel schmaleren Stamm, der wiederrum dünnere Äste und eine viel dünnere /kargere Krone aufweist.
Intelligenz bleibt aber nicht stetig auf einem hohen oder niedrigen Niveau, sie ist auch von der Tagesform abhängig. Müdigkeit oder Stress beeinträchtigen sie enorm. Erstaunlicherweise ist die allgemeine Intelligenz davon wenig betroffen, denn sie ändert sich im Laufe eines Menschenlebens nur gering.
Intelligenztests können verblüffend genau darüber Auskunft geben, wie sich das Leben eines Menschen durchschnittlich entwickeln wird.
- hohe allgemeine Intelligenz sorgt durchschnittlich gesehen für die Ausübung angesehener Berufe, höheres Einkommen, ein längeres Leben und ist ein Indiz dafür, dass man in stabilen Verhältnissen aufwächst
- niedrige allgemeine Intelligenz sorgt durchschnittlich gesehen für drohende Arbeitslosigkeit / Armut, hohe Scheidungsraten, ein kürzeres Leben und ist ein Indiz dafür, dass man kriminell wird / Gefängnisstrafen verbüsen muss
Das Howard Gardner Modell!
Diese Definitonen vertritt nur ein kleiner Teil der Intelligenzforscher. Denn sie weißen zurecht darauf hin, dass es Ausnahmen gibt, die nur in einem einzigen Gebiet mental unschlagbar sind.
Die Rede ist z.B. von Autisten. Aus diesem Grund wurde nach Alternativmodellen gesucht. Diese teilen Intelligenz in viele unabhängige Bereiche ein:
- die logisch mathematische Intelligenz
- die sprachliche Intelligenz
- die naturkundliche Intelligenz
- die musikalische Intelligenz
- die visuell-räumliche Intelligenz
- die körperlich-kinästhetische Intelligenz (Leistungssportler)
- die soziale Intelligenz
Damit ist Intelligenz nicht mehr mit einem Baum vergleichbar, ehr mit einer Pralinenschachtel, derren süßer unterschiedlicher Inhalt die einzelnen Intelligenzen beschreibt. Der wichtigste Unterschied zum ersten Intelligenzmodell ist in der Unabhängigkeit der verschiedenen Intelligenzen zu finden. Sie sind nicht miteinander verknüpft und verfügen damit über keine gemeinsame Basis.
Das bedeutet, dass ein Mensch keine Basisintelligenz (wie im Grundmodell) benötigt, um eine bestimmte Intelligenz zu besitzen. Es ist also möglich, dass er nur in einem Teilgebiet begabt in vielen anderen aber ehr Durchschnitt ist.
Widersprüche!
Viele Jahrzehnte konnte man Intelligenz nur indirekt mithilfe von Intelligenztests annähernd bestimmen. Durch die moderne Wissenschaft ist es aber mittlerweile möglich Nervenzellen direkt beim „arbeiten“ zuzusehen. Man kann also mitverfolgen welche Bereiche sich bei welchen Aufgaben aktivieren.
Tatsächlich aktivieren sich bei unterschiedlichsten Aufgaben (Vervollständigung von Zahlenreihen, Drehen von abgebildeten Figuren in der Vorstellungskraft, ungeordnete Buchstaben zu einem sinnvollen Wort zusammensetzen, etc.) immer die selben Regionen.
Außerdem verbindet eine Art „weiße Substanz“ alle Areale des Gehirns miteinander, was ebenfalls nicht in das Howard Gardner Modell passt. Deswegen bevorzugen viele Forscher auch das Grundmodell und erkennen in diesem immer gleich aktivierten Areal die „allgemeine Intelligenz“.
Es ist bereits lange bekannt, dass Männer und Frauen durchschnittlich gesehen für bestimmte Aufgaben unterschiedliche Bereiche im Gehirn aktivieren. Dennoch können Menschen gleichermaßen begabt sein, also z.B. mathematische Aufgaben gleichschnell lösen, aber trotzdem verschiedene Gehirnregionen nutzen, auch wenn sie gleichen Geschlechts oder sogar eineiige Zwillinge sind.
Fazit: Intelligenz ist keine starre Struktur, die – einmal voll entwickelt – sich nie wieder ändern kann. Sie ist seit der Geburt eines jeden Tieres (FAQ) in ständiger Veränderung. Das Gehirn allein kann eine intelligente Leistung nicht alleine vollbringen. Es braucht einen Körper, der das Gehirn mit Sinnesreizen versorgen kann.
Bildquelle: Titelbild + Baum + Schild „Versuch und Irrtum“ „Leistung“: Gerd Altmann/PhotoshopGraphics.com / pixelio.de