Wie entscheiden Politiker?
Politische Entscheidungen sind meist mit hochgradig komplexen Problemen verknüpft, die von außen häufig nicht in dem Maße wahrgenommen werden. Oft führt das nüchterne Abwegen sachlicher Argumente nicht zu einer eindeutigen Lösung, weswegen Politiker ziemlich häufig „aus dem Bauch“ heraus entscheiden und dabei sogar oft den Rat von Wissenschaftlern ignorieren müssen.
Der Unterschied von „Kopf“- und „Bauchentscheidungen“
- Kopfentscheidungen = Abwägung des Für und Widers auf geordnete / rationale / logische Art und Weise -> für Jedermann nachvollziehbar
- Bauchentscheidungen = gefühlsmäßige Beweggründe auf ungeordnete / emotionale / intuitive Art und Weise -> meist nicht nachvollziehbar
Das Grundsatzproblem
Politiker treffen in der Regel sogenannte Wertentscheidungen, da es weder ein eindeutiges „richtig“ oder „falsch“ gibt. Beispielsweise hängen Entscheidung über einen bestimmten Steuertarif von individuellen und gesellschaftlichen Werturteilen ab und nicht von dem üblichen „richtig“ oder „falsch“ Gedanken.
Diese Entscheidungen werden folglich auch nicht vom „Kopf“ sondern vom „Bauch“ entschieden. Jeder Mensch fühlt sich bei Bauchentscheidungen meistens auch viel wohler, obwohl die europäische Erziehung in der Regel auf ein kopflastiges Handeln abzielt und Gefühle dabei als störendes Beiwerk verteufelt.
Trotzdem verlangt die Bevölkerung von ihren Politikern eine Entscheidung, die auf gut gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht (Kopfentscheidungen), um Fehler zu vermeiden und keine Mittel sinnlos zu verschwenden. Politische Ziele sollen also immer sparsam und effektiv erreicht werden.
Das Zeitproblem
Einige Entscheidungen können im Prinzip zwar wissenschaftlich untersucht werden und sind damit eindeutig „Kopfkalkulationen“ und „Kopfbeurteilungen“ zugänglich, aber dafür reicht oft im realen Leben einfach die Zeit nicht aus, um von Gründlichkeit oder Genauigkeit sprechen zu können.
intuitive Erfahrungswerte
Politiker müssen ein feines Gespür dafür haben, was gute oder schlechte Analysen sind, damit sie diese unterscheiden können.
Gute Bauchentscheidungen setzen sich aus eigenen Werturteilen (Was möchte ich erreichen?) und intuitives Erfahrungswissen sowie Glück zusammen. Glück bedeutet hier, dass man bereits sein muss Risiken einzugehen, da sich die Angelegenheit sonst zu einem „Zeitproblem“ entwickeln kann.
Erfolgreiche Politiker wissen genau, wann das Abwägen ein Ende haben und etwas gewagt werden muss. Es ist für sie sogar wichtig ein gewisses Maß an Irrationalität zu besitzen, damit neue, kreative Ideen überhaupt eine Chance haben, durchgesetzt zu werden.
Politiker sind demnach nicht alle gleich und sollten deswegen auch nicht alle in einen „Topf“ geworfen werden. Es gibt große Unterschiede zwischen den eigentlichen Entscheidungsträgern und den „Alltagspolitikern“.
Erfolgreiche Politiker kann man auch mit Profipokern vergleichen, ihr Erfolg ist ausschließlich ihrer hohen Risikobereitschaft zu verdanken. Oder anders ausgedrückt – je interessierter sich ein Mensch für die Politik zeigt, umso höher ist auch seine Risikobereitschaft. Menschen die kaum bis gar nicht an der Politik interessiert sind, sind in der Regel auch kaum bis gar nicht risikobereit.
Beispiele risikofreudiger Politiker:
- Bill Clinton und die Lewinski-Affäre (Bauchentscheider)
- Helmut Kohl und der Mauerfall (Bauchentscheider)
- Gerhard Schröder und die Agenta 2010 (Bauchentscheider)
- Horst Köhler als zu vorsichtiger Bundespräsident (Kopfentscheider)
- Karl-Theodor zu Guttenberg und seine Doktorarbeit (Bauchentscheider)
- Klaus Wowereit und die Bekanntgabe seiner sexuellen Orientierung (Bauchentscheider)
- uvm.
Fazit
Um die Entscheidungen in der Politik zu verstehen, ist es förderlich auch einmal ein wenig „hinter die Kulissen“ zu blicken. Es ist klar, dass die Menschheit risikofreudige Bauchentscheider in der Politikspitze benötigt, wenn es um das Weltklima und den Naturschutz geht.
Leider zeigt sich derzeit auch, dass es in diesem Zusammenhang den meisten Politikern auf der ganzen Welt noch an Mut fehlt, verkrustete und gefährliche Handlungsweisen aufzubrechen und neu zu sortieren.
Bildquelle: Titelbild: Peter Derrfuss / pixelio.de