emotionale Intelligenz beim Menschen
Jeder Mensch liebt oder fürchtet sie, denn sie ist in der Lage das Bewusstsein völlig zu überrumpeln und zu merkwürdig scheinenden Handlungen zu treiben. Seit kurzen gehen einige Forscher davon aus, dass diese Art der Intelligenz höchstwahrscheinlich auch beim Menschen selbst noch wichtiger als der Verstand ist.
Emotionen vs. Verstand!
Emotionen werden vom Menschen schon seit Jahrtausenden als Widersacher von klarer Logik und dem Verstand empfunden, denn schließlich wirken sie unberechenbar und primitiv. Ein Mensch der wütend, neidisch oder begierig ist wird mitunter machtvoll und in sekundenschnelle von einem Gefühl übermannt und handelt dabei für Außenstehende völlig irrational.
Seit Mitte der 1990iger Jahre behauptete plötzlich ein Wissenschaftsjournalist und US-Psychologe (Daniel Goleman), dass genau diese oft wirr scheinenden Gefühlswelten eine Form des Verstandes verbergen soll, die von vielen Intelligenzforschen jahrzehntelang einfach übersehen wurde – die emotionale Intelligenz!
Laut des Amerikaners besitzt jeder Mensch zwei Sorten von Verstand, nämlich einen der denkt und einen der fühlt.
Beide Formen des Verstandes sollen mindestens genauso wichtig, wie die jeweils andere sein. Genauer betrachtet ist das auch logisch, denn Emotionen sind durchaus in der Lage sich über des Menschen denkende Vernunft hinwegzusetzen, was die Annahme berechtigt, dass emotionale Intelligenz sogar wichtiger als der Verstand sein könnte.
Die Idee ist nicht neu, schon viel früher gab es Forscher die der Meinung waren, dass es Menschen geben soll, die mit ihren Emotionen genauso klug umgehen könnten, wie ein Mathegenie in der Lage ist mit Zahlen und Formeln. Doch erst seit den 1990iger Jahren wird der Begriff emotionale Intelligenz von der Fachwelt international anerkannt.
Der Wissenschaftsjournalist teilt emotionale Intelligenz in 5 unterschiedliche Kompetenzen ein:
- Fähigkeit Gefühle zu erkennen
- Fähigkeit mit Gefühlen umzugehen
- Fähigigkeit sich selbst zu motivieren
- Fähigkeit die Emotionen anderer Menschen zu erkennen
- Fähigkeit soziale Beziehungen zu gestalten
Ein Mensch der diese 5 Fähigkeiten besitzt ist laut Goleman also nicht nur in der Lage, seine Gefühle zu erkennen, sondern sie auch zu steuern. Damit schafft er Harmonie in seinem Umfeld und lebt ausgeglichener als ein Mensch, der sich gar nicht zu zügeln weiß.
Beispiele
Emotional kluge Menschen versuchen sich nach einem Streit erst selbst durch einen Spaziergang oder ähnliches „abzukühlen“, damit sie im Affekt nicht etwas sagen, was sie später bereuen könnten. Diese Menschen sind aber auch in der Lage bei sich selbst eine kommende Niedergeschlagenheit zu erkennen und versuchen sie mit Ablenkung z.B. einem Kinogang wieder abzuwenden, um auf sprichwörtlich andere Gedanken zu kommen.
Eine der herausragensten Eigenschaften emotional intelligenter Menschen ist die unglaublich sensible Fähigkeit, nicht nur die eigene sondern auch die Gemütslage anderer Menschen kompetent zu beurteilen. So ist es möglich, dass eigene Verhalten entsprechend abstimmen zu können.
Dazu braucht es ein Gespür für kleinste Veränderung im Mienenspiel des Gegenübers, aus der dann Trauer, Zweifel, Optimismus, Vergnügtheit, Irritation, Müdigkeit oder Stress herausgelesen werden kann.
So eine Fähigkeit kann man aber auch für sich selbst einsetzen, indem man einfach den richtigen Moment abpasst, um dem Chef z.B. nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, also keinen Tag wählt, an dem der Vorgesetzte verstimmt wirkt. Gleiches gilt für die Partnerschaft, in der man eben nicht über Beziehungsprobleme spricht, wenn man spürt, dass der Partner gerade mit ganz eigenen Problemen beschäftigt ist.
Emotionale Intelligenz – ein Merkmal für Erfolg im Berufsleben?
Für eine erfolgreiche Karriere ist weniger der Intelligenzquotient (IQ) von Vorteil (wobei er natürlich auch kein Nachteil ist), sondern die Emotionale Intelligenz (EI). Wer sich selbst nicht für emotional klug hält, muss an dieser Stelle nicht verzweifeln – der EI kann genau wie der Verstand (IQ) trainiert werden.
Diese Meinung vertreten aber nicht alle Intelligenzwissenschaftler. Golemans Arbeit hat auch Kritiker, die seine Forschung sogar als rückschrittlich, irreführend, ignorant oder gar unnötig bezeichnen. In der Bevölkerung wurde es allerdings schnell und gern aufgenommen, schließlich machte es weniger begabten Menschen Hoffnung doch noch eine Art Intelligenz zu besitzen.
Mehr noch – trotzdem ist unter allen Forschern mittlerweile unbestritten, dass Emotionen wichtiger sind, als man das noch vor 100 Jahren glauben wollte.
Der größte Kritikpunkt ist dabei die Bezeichnung „emotionale Intelligenz“ selbst, denn Intelligenz soll der Oberbegriff für die Verarbeitung von Informationen und das Begreifen von Zusammenhängen sein, Emotionen braucht es da laut vieler Kritiker überhaupt nicht.
Verstand oder Gefühl?
Es ist hochwahrscheinlich, dass ein Mensch immer dann am klügsten handelt, wenn er Intelligenz und Emotionen richtig zu kombinieren weiß.
Es ist auch durchaus möglich, dass eine emotionale Intelligenz genauso missbräuchlich eingesetzt werden kann, wie die Intelligenz an sich, z.B. dann wenn man andere Menschen vorsätzlich belügt und betrügt, denn auch in dieser Situation muss man in der Lage sein, andere Menschen gut einschätzen zu können.
Bildquelle: Titelbild + Gefühlsleben + Chaos: Gerd Altmann / pixelio.de;