die Ausbreitung und Entwicklung der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft entstand gleichzeitig und unabhängig voneinander in verschiedenen Regionen: im östlichen Nordamerika, in Mittelamerika, in den Anden, im Amazonasbecken, in der Sahelzone Westafrikas, im äthiopischen Hochland, im Fruchtbaren Halbmond, in China und in Neuguinea.
Warum die Landwirtschaft in manchen Gebieten früher begann als in anderen, obwohl dort sogar bessere Bedingungen herrschten, ist bis heute umstritten. Der Prozess verlief sehr langsam.
Manchmal konnten bekannte Pflanzen in neuen Regionen nicht genutzt werden, manchmal kam es zu einem Austausch zwischen unterschiedlichen Ursprungsgebieten.
Ausgangsgebiete:
Amerika und Südafrika teilen eine geografische Besonderheit: In diesen Regionen entwickelte sich die Landwirtschaft erst sehr spät. Während in Europa, Asien und Nordafrika in Ost-West-Richtung ein ähnliches mildes Klima herrschte, gab es in Amerika und Afrika südlich der Sahara sehr unterschiedliche Klimazonen.
Außerdem fehlten dort nichtmenschliche Zug- und Reittiere. Die zentralasiatische Wüste und das tibetische Hochland konnten überwunden werden, die tropische Landenge von Panama und die Sahara hingegen nicht.
Mit der Landwirtschaft entstanden verschiedene Ackerbauformen und landwirtschaftliche Techniken.
Beginn der Entfremdung von der Natur
- Leben in künstlicher Umwelt (Häuser, effizientere Werkzeuge, Umgestaltung der Erdoberfläche)
- erste großflächigere Lebensraumfragmentierung (Brandrodung, Trockenlegung von Mooren, Eindeichung von Flussmündungen, Pflügen und Bewässerung)
- Duldung nur von bestimmten Beutetieren und Pflanzen (Bekämpfung von Ungeziefer und Unkraut
Zeitalter der Arbeit
Im Laufe der Zeit überstieg die Anzahl der Menschen die typischen Jäger und Sammler Horden von ca. 150 Personen, auch die Wanderabstände wurden immer größer.
Nach und nach wurde der Wanderfeldbau der frühen Landwirtschaft durch effizientere Methoden ersetzt. Dies gelang dem Menschen durch seine herausragende Fähigkeit neue Erfahrungen sammeln und umzusetzen zu können.
Die Menschen hatten nun Zeit, sich miteinander zu beschäftigen und auch in anderen Bereichen neue Erfindungen und Entdeckungen zu machen. Dieser gesteigerte Informationsaustausch sorgte für noch höhere Ernteerträge in der Landwirtschaft.
Immer größer werdende Siedlungen entstanden, aus denen Kulturen, Sprache und Schrift hervorgingen. Damit begann das Agrarzeitalter.
Technologischer Fortschritt
Die Ausbreitung der Landwirtschaft war eng mit technischen Innovationen verbunden. In Mesopotamien wurden Kanalsysteme entwickelt, um das Wasser der Flüsse gezielt zu verteilen. In Ägypten entstand ein landwirtschaftlicher Kalender, der sich an den Nilfluten orientierte.
Die Induskultur beeindruckte durch geplante Städte mit Kanalisation, und in China wurden bereits früh Spinnmaschinen und Hochöfen genutzt, um die landwirtschaftliche Produktion zu unterstützen.
Diese Innovationen wurden nicht nur lokal angewendet, sondern über Handelswege und kulturellen Austausch weitergegeben. So verbreiteten sich Bewässerungstechniken, Werkzeuge und Pflanzenarten in benachbarte Regionen und wurden dort angepasst.
Grundlage für Expansion und Herrschaft
Die Kontrolle über landwirtschaftliche Ressourcen war ein entscheidender Faktor für die politische Machtbildung. Herrscher, die das Wasser regulieren und die Ernte sichern konnten, festigten ihre Autorität. In Ägypten etwa war der Pharao nicht nur weltlicher Herrscher, sondern auch religiös legitimierter Garant für die Fruchtbarkeit des Landes.
Die Landwirtschaft ermöglichte die Gründung neuer Siedlungen in bislang unerschlossenen Gebieten. Durch die Erschließung von Ackerland – etwa im Fajum-Becken in Ägypten oder entlang der Flüsse in Persien – wurde die territoriale Ausdehnung von Staaten möglich.
Die Ausbreitung der Landwirtschaft ging also oft mit der Expansion von Macht und Kultur einher.
Migration, Handel und kulturelle Weitergabe
Die spätere Menschheitsgeschichte zeigt, wie sich die Landwirtschaft über Jahrtausende hinweg von regionalen Zentren zu einem globalen System entwickelte. Mit der zunehmenden Vernetzung durch Handel, Migration und Kriege gelangten Pflanzen, Beutetiere und Techniken in weit entfernte Regionen.
Beispielsweise verbreiteten sich durch den islamischen Einfluss Reis, Zuckerrohr und Zitrusfrüchte nach Europa. Händler brachten nicht nur Waren, sondern auch Wissen über Anbau, Bewässerung und Lagerung mit.
Landwirtschaft in Europa: Vom Neolithikum zur Feudalordnung
In Europa begann die Landwirtschaft bereits im Neolithikum (ca. 10.000 Jahre v.u.Z.), mit dem gezielten Anbau von Pflanzen und der Domestikation von Beutetieren. Die Menschen lebten zunächst in kleinen Gemeinschaften und betrieben Subsistenzwirtschaft, also Selbstversorgung.
Mit der Zeit entstanden Feudalstrukturen, in denen Bauern an das Land gebunden waren und für Grundherren arbeiteten. Die Landwirtschaft war nicht nur wirtschaftliche Grundlage, sondern auch sozialer Ordnungsfaktor.