Saubere Schifffahrt nachrüstbar
Die internationale Schifffahrt ist für rund 3% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, ein erheblicher und bislang schwer reduzierbarer Faktor im globalen Klimasystem. Während andere Industrien bereits massiv auf alternative Energieträger umsteigen, galt der Seeverkehr lange Zeit als nahezu „unlösbares Problem“, wenn es um CO₂-Reduktion geht.
Das kalifornische Start-up Seabound hat jedoch eine interessante wie simple Lösung entwickelt: ein kompaktes System zur CO₂-Abscheidung an Bord von Containerschiffen, das direkt in die bestehende Infrastruktur integriert werden kann – ohne Umrüstung der Antriebe und ohne teure Alternativkraftstoffe.
Funktionsweise
Basis ist ein Container-Modul, etwa in der Größe eines Standard-Frachtcontainers. Dieses wird an den Schornstein eines Schiffes angeschlossen und dient als chemischer Filter für die heißen Abgase, die beim Verbrennen von Schiffsdiesel entstehen.
Anstatt diese CO₂-reiche Abluft einfach in die Atmosphäre zu entlassen, werden die Abgase durch ein Bett aus spezielle Kalksteinpellets geleitet. Die Reaktion, die dabei abläuft, ist seit Jahrhunderten bekannt:
- das CO₂ verbindet sich mit Kalziumoxid (CaO) und bildet stabiles Kalziumkarbonat (CaCO₃) – ein Feststoff, der sich sicher lagern oder weiterverwenden lässt, etwa in der Bauwirtschaft.
Das Verfahren funktioniert ohne bewegliche Teile, ohne Energiezufuhr von außen und basiert auf rein physikalisch-chemischen Prozessen. Die heißen Abgase treiben den Kreislauf selbstständig an. Die beladenen Pellets können im Hafen entnommen und durch frische ersetzt werden – ähnlich wie ein Filterwechsel.
Erste Tests zeigen beeindruckende Resultate:
- bis zu 78 Prozent der CO₂-Emissionen und
- 90 Prozent der Schwefeloxide (SOx) konnten gefiltert und gebunden werden
- auch Feinstaub wird durch das Verfahren deutlich reduziert
Diese Lösung hat gleich mehrere entscheidende Vorteile:
- modular,
- kostengünstig
- und sofort einsetzbar – selbst auf älteren Schiffen, die noch viele Jahre im Betrieb bleiben werden.
Während die Schifffahrtsindustrie noch auf alternative Treibstoffe wie grünes Methanol oder Ammoniak wartet, kann Seabound eine Art Brückentechnologie bieten. Ein praktischer und möglicher Weg um bereits heute signifikant Emissionen einzusparen.
sinnvolle Subventionen
Das Start-up hat bereits Millionenbeträge an Fördergeldern und Investitionen erhalten. Die ersten Serienanwendungen auf Frachtschiffen sind für 2025 geplant.
In einer Zeit, in der technische Lösungen für den Klimaschutz oft teuer oder schwer umsetzbar sind, ist Seabound ein Beispiel für simple wie effektive Lösungen – etwas wo man denk: „wieso ist da nicht früher jemand drauf gekommen?“
Quelle:
www.theguardian.com/environment/2025/jun/26/global-shipping-emissions-invention-clean-up-cargo-fleets-net-zero
Text: @Infokomposter / Bluesky – Bildquelle: Alexander Bobrov/ Pexels.com