Biolebensmittel vs. herkömmliche Erzeugung
In den letzten Jahren hat sich ein gefühlt positiver Trend hin zur gesunden Lebensweise und damit zu sogenannten Biolebensmitteln entwickelt. Einige Menschen kaufen diese oft teuren Produkte, weil sie dabei weniger Pestizite und mehr Vitamine erwerben wollen.
Bio steht für einen ökologischen Anbau, der 2012 rund 7,7 Prozent aller Äcker und Wiesen in Deutschland in Anspruch genommen hat. Was nach wenig klingt, beschäftigte bereits 23.000 Bio-Bauern – Tendenz steigend. Für den Rückgang des Trendes ist oft nur die begrenzt zur Verfügung stehende Fläche verantwortlich.
Aber!
Der biologische Anbau von Lebensmitteln ist in Deutschland immer noch ein Nischenmarkt, auch wenn Aldi und Co. Biolebensmittel bereits in ihr Sortiment aufgenommen und etabliert haben – das Wachstum bleibt auf einem extrem niedrigen Niveau. So stieg der biologische Anbau 2016 zwar schon auf 9,9 Prozent, jedoch blieb der Marktanteil am gesamten Lebensmittelmarkt bei 5,1 Prozent stehen.
Warum ist das so? – die Wettbewerbsverzerrung!
Während die herkömmliche Landwirtschaft 1)Landwirtschaft = Unwort wegen Übertreibung und Fragmentierung grundlegend weder geringere Erträge befürchten muss, noch die Kosten für Umweltschäden (Exkremente, Grundwasserschäden, Überdüngung, Pestizide etc.) trägt (Schaden wird nicht in den Preisen verrechnet), versuchen Biobauern zusätzlich noch das Leid der Beutetiere des Menschen in Massenqualfabriken zu vermeiden und das kostet mehr Geld.
die Fakten:
- Deutsche Biohöfe in Prozent in Bezug auf alle Landwirtschaftsbetriebe 2)Landwirtschaft = Unwort wegen Übertreibung und Fragmentierung in Deutschland
- 2007: 5,1 Prozent
- 2012: 7,7 Prozent (23.000 Bio-Höfe)
- 2016: 9,9 Prozent (in Deutschland 5,1 Prozent, in Dänemark 9,7 Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes)
- 2017: 10 Prozent (29.174 Bio-Höfe mit 1,8 Mio ha genutzter Fläche und 10,04 Milliarden Euro Umsatz)
- Biofleischanteil in Deutschland
Sind Biolebensmittel wirklich die bessere Wahl?
Immer wieder fragen sich Verbraucher ob Biolebensmittel gesünder seien, oder was sie sonst für einen Sinn haben. Tauchen Bioskandale in den Medien auf, sehen sich viele Menschen darin bestätigt, die teuren Produkte zurecht zu meiden.
Gegner
- auch herkömmliche Lebensmittel unterliegen strengen Kontrollen
- Bioprodukte sind meist teurer, schmecken aber auch nicht anders
- wo Bio drauf steht, muss nicht immer auch Bio drin sein
- bei Bioprodukten wird dem Verbraucher meist nur das Geld aus der Tasche gezogen
Beführwörter
- Biolebensmittel sind gesünder (weniger Nitrat, mehr Nährstoffe)
- Biolebensmittel sind für Allergiker geeignet
- Biolebensmittel werden umweltschonender hergestellt (nachhaltig-orientierte Landwirtschaft 4)Landwirtschaft = Unwort wegen Übertreibung und Fragmentierung)
- es wird auf den natürlichen Kreislauf zwischen Boden und Pflanzen geachtet (keine Nutzung von Pestiziden)
die Mindestrichtlinien der biologischen Landwirtschaft
- eine möglichst artgerechte Haltung 5)Tierhaltung = Unwort wegen Versachlichung der Beutetiere des Menschen (FAQ)
- Nutzung von bewährten Pflanzensorten
- Verwendung von möglichst nicht überzüchteten 6)Tierzucht = Unwort wegen Übertreibung Beutetieren des Menschen (FAQ)
- die Eigenversorgung mit Futter oder von anderen Biohöfen für die Beutetiere des Menschen (FAQ)
- Verbot von Gentechnik
- Verbot von langen Wegen beim Tiertransport
- Nutzung von regionalen Märkten
- Grundwasserschonung
- 2- oder 4-Felder Wirtschaft
- Verbot von Pestiziden (Pflanzen- oder Tiervernichtungsmittel)
Welche Kontrollen gibt es?
Mitarbeiter der Ökokontrollstelle BSC (Bio Control System) kontrollieren regelmäßig Biohöfe. In Augenschein genommen werden:
- Liste der hergestellten Produkte
- sind alle Produkte als Bio gekennzeichnet
- wie wird das Medikamentenbuch geführt
- ist die Buchhaltung korrekt
- die Beschreibung der Tätigkeit des Betriebes
- Verbot der Verwendung von herkömmlich hergestellten Produkten
- sind Lieferscheine und Zertifikate rechtsgültig
- sind die Rezepturen so wie angegeben
Schadstoffe in herkömmlichen Nahrungsmitteln
An die Massenproduktion von Nahrungsmittel sind einige Bedingungen geknüpft – es müssen erhebliche Mengen an Giftstoffen hinzu gegeben werden. Denn nur damit kann man unerwünschte Kräuter, Pilze und Insekten großflächig fernhalten.
Hinzukommen aber noch die sogenannten Weichmacher, die sich häufig in den Verpackungen befinden und so in die Nahrung übergehen.
Um in Europa nicht hungern zu müssen, werden gegen unerwünschte Pflanzen- und Insektenarten giftige Substanzen eingesetzt. Noch immer ist nicht eindeutig geklärt, wie giftig dies tatsächlich für den Menschen ist.
In einem Zulassungsverfahren werden alle Giftstoffe zwar auf Grenzwerte hin geprüft, aber die Versuchstiere 7)Tierversuche = Unwort wegen Grausamkeit, die dafür vergiftet werden, leben nicht lang genug 8)Ratten leben beispielsweise nicht so lange wie ein Mensch, um die Tests wirklich 100 prozentig auf den Menschen übertragen zu können.
Die getesteten Schadstoffe werden schließlich Jahrzehnte lang von Menschen aufgenommen. Ratten sind die Hauptleidtragenden, als klasifiziertes Ungeziefer 9)Ungeziefer = Unwort wegen Abwertung ernten sie sicherlich das wenigste Mitleid.
Mehrfachrückstände
Um die unterschiedlichsten Insektenarten bekämpfen zu können, greift man häufig auf eine Gesamtgiftmenge zurück. In Obst und Gemüse bleiben dann Mehrfachrückstände, d.h. der menschliche Körper wird mit vielen verschieden Giften in seinem Essen belastet. Im Obst können bis zu 30 verschiedene Mittel nachgewiesen werden. Es ist weder klar, ob und wie sich die Gifte ergänzen bzw. ob man Wechselwirkungen befürchten muss.
Weichmacher
Viele Kunststoffe sind normalerweise sehr brüchig oder spröde, damit sie aber schön elastisch bleiben, werden sogenannte Weichmacher eingesetzt. Der Kunststoff wird aber nur physikalisch beeinflusst, er reagiert nicht auf ihn. (wie Wasser einen harten Schwamm geschmeidig macht) Die Chemikalien können nicht entweichen, aber möglicherweise direkt in die Lebensmittel übergehen.
Wer nun glaubt das Problem zu beseitigen, wenn er völlig auf Verpackungen verzichten (könnte), der irrt. Denn diese Chemikalien tauchen genauso bei der Verarbeitung der Nahrungsmittel auf. So sind Kunststoffflaschen obenso gefährlich, da es bei ihnen nicht einmal Angaben zu den Weichmachern gibt.
Zusatzstoffe
Auf vielen Zutatenlisten unterschiedlichster Nahrungsmittel finden sich Zusatzstoffe, die wegen Abkürzungen oft nicht zu identifizieren sind. Z.B bedeutet E 460 Cellulose oder E 14o Chlorophyll.
Wer genau wissen möchte, was sich hinter den mehr als 300 verschiedenen Zusatzstoffen verbirgt, kann dies mit einem E-Nummern-Schlüssel herausfinden.
Lesen Sie weiter:
auf Seite 2: Stiftung Warentest
Anmerkungen
⇡1, ⇡2, ⇡4 | Landwirtschaft = Unwort wegen Übertreibung und Fragmentierung |
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⇡3 | Geflügel = Unwort wegen Abwertung |
⇡5 | Tierhaltung = Unwort wegen Versachlichung |
⇡6 | Tierzucht = Unwort wegen Übertreibung |
⇡7 | Tierversuche = Unwort wegen Grausamkeit |
⇡8 | Ratten leben beispielsweise nicht so lange wie ein Mensch |
⇡9 | Ungeziefer = Unwort wegen Abwertung |