die Neubildung von Nervenzellen
Der berühmte Neurobiologe und Nobelpreisträger Santiago Ramon yCajal (1852 – 1934) ging noch fest von einem abgeschlossenen, unveränderbaren Nervensystem aus, indem sich alle Neuronen (Nervenzellen) mit der Geburt herausbilden, die im Laufe eines Säugetierlebens (z.B Menschen) kontinuierlich abnehmen.
Es schien damit festzustehen, dass bei einem erwachsenen Säuger keine Nervenzellen nachgebildet werden können. Doch Forscher entdeckten Hirnareale, die bis dato Unvorstellbares leisten.
Denn zwei Regionen im Gehirn widersetzen sich dieser Regel:
- der Riechkolben (für die Geruchswahrnehmung zuständig)
- ein Teil des Hippocampus (für Lernen und Gedächnis mitverantwortlich)
Neurogenese – ein biologisches Wunderwerk!
Sollte es gelingen diesen Ablauf zu verstehen, ist es wahrscheinlich, dass man auch andere Hirnareale dazu bringen kann, neue Nervenzellen zu bilden (=Neurogenese) – z.B nach einem Schlaganfall oder bei Alzheimerpatienten.
Dieser Mechanismus ist aber nicht nur für kranke Säugetiere interessant, auch im gesunden Säugerhirn kann nur durch die Neubildung von besagten Nervenzellen auf eine sich verändernde Umgebung reagiert und das Verhalten des Organismus angepasst werden.
Es ist zwar schon länger bekannt, wie Neuronen entstehen, allerdings ist den Forschern noch nicht klar, warum sie sich ausgerechnet in den beiden Regionen immer wieder neu regenerieren und – soweit bekannt – nirgendwo anders. Erst wenn das Rätsel gelöst ist, kann man sich an die Neubildung außerhalb von Riechkolben und Hippocampus heranwagen.
Zur Geburt von Neuronen braucht es Stammzellen. Diese Stammzellen werden in zwei Gehirnarealen stetig neu gebildet, sodas der Stammzellenvorrat niemals versiegen kann. Und genau das wird auch die Ursache dafür sein, warum anderswo keine neuen Nervenzellen gebildet werden können.
Wenn Qualen Leid lindern
So faszinierend die Thematik auch sein mag, sie hat einen grausamen Beigeschmack. Denn um in dieser Richtung forschen zu können, werden Mäuse als Versuchsobjekte herabgestuft.
Es ist sehr tragisch, dass gerade am Gehirn erkrankte Menschen (Angststörung, Depression, Epilepsie, Parkinson, etc.) durch diese Forschung Linderung ihrer nicht einfach zu ertragenen Krankheiten erfahren.
Bildquelle: Gerd Altmann / pixelio.de