die Spekulation mit Lebensmitteln
„Mit dem Essen spielt man nicht“ ein Spruch, den jedes Kind kennen dürfte. Einmal erwachsen, vergessen viele Menschen diese wichtige Verhaltensregel wieder und die Werbe-Industrie tut alles, damit das auch so bleibt. Das nämlich mittlerweile über 1 Milliarde Menschen Hunger leiden, stört die vielen XXL-Restaurants genauso wenig, wie die bewusste Produktion für die Mülltonne.
Weil das eigene Finanzsystem bereits zweimal gravierend zusammenbrach:
- am schwarzen Freitag 1929
- im September 2008
gingen und gehen immer mehr Spekulanten dazu über im Nahrungsmittelsektor eine neue Möglichkeit zu suchen, Gewinn zu machen.
Spekulationen sind nicht grundsätzlich schlecht!
Die Marktwirtschaft braucht angemessene Spekulationen, um für Planungssicherheit zu sorgen. Käufer wie Händler sind auf ein aufrichtiges Vertrauen zueinander angewiesen, was man durch Verträge regelt. Die Besonderheit dabei – sie sind schon lange vor der Lieferung und dem Vorhandensein der Ware abgeschlossen sowie mit einem fixen (festen) Preis versehen.
Ein solcher Vertrag wird deswegen „Futures“ genannt, was auf deutsch „in Zukunft“ bedeutet. Sind also alle Beteiligten an stabilen Lebensmittelpreisen interessiert, sind sorgsam erhobene Spekulationen für marktwirtschaftliche Sichtweisen förderlich.
Warum steigen Lebensmittelpreise durch Spekulationen?
Erst Ende der Jahrtausendwende wurde der Lebensmittelmarkt auch für skurpelose Spekulanten attraktiv. Warum? Weil die rasant steigende Weltbevölkerung des Menschen für eine immer höhere Nachfrage nach Lebensmitteln sorgt(e) und nur ein begrenztes Angebot zur Verfügung steht.
Möglich wurde das aber nur, weil nun auch Rohstoffbörsen an die Entwicklung der Finanzmärkte gekoppelt sind. So kann ein Lebensmittel-Spekulant Vermutungen über noch gar nicht vorrätige Lebensmittel anstellen und virtuell ganze Märkte leerkaufen, um damit die Preise künstlich in die Höhe zu treiben. Es ist ein Spiel!
Immer mehr Banken, Versicherungen und Stiftungen machen sich selbst mitschuldig, denn sie stellen das benötigte Geld für diese Wetten zur Verfügung.
2010 stiegen die Lebensmittelpreise aus diesem Grund um 1/3 an. Die Folge: weitere 40 Millionen Menschen sind vom Hungertod bedroht, da sie bereits davor an der Armutsgrenze gelebt hatten und nun darunter liegen.
Es gibt aber noch einen weiteren Negativrekord. Man spekulierte bis März 2010 mit Wertpapieren in Höhe von 600 Milliarden Dollar, mit denen Wetten auf Grundnahrungsmittel wie Weizen und Mais getätigt wurde.
guter Spekulant… böser Spekulant?!
„Für mich ist der Spekulant der intellektuelle, mit Überlegung handelnde Börsianer, der die Entwicklung der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft richtig prognostiziert und davon zu profitieren versucht.“ Börsenprofi André Kostolany
Einige Webseiten sind stets bemüht das angeblich zu unrecht schlechte Image der Spekulanten wieder aufzuwerten, scheinbar auch jener, die diese Bemühungen mit Sicherheit nicht verdient haben. Zum Beispiel heißt es auf der Webseite www.bildungsexperten.net:
[…]Waren es denn nicht die Spekulanten mit ihrer Gier, die uns die Malaise eingebrockt haben? So erklären uns jedenfalls jene Medien die Krise, die den Lesern das Denken vorzugsweise abnehmen wollen. Und da Spekulanten per se ein mieses Image haben, geben sie ja auch prima Sündenböcke ab. Dabei betätigt sich jeder Mensch als Spekulant.[…]
Fakt bleibt, dass Lebensmittel künstlich verteuert werden und das ganz klar aufgrund von Spekulanten! Die aktuelle Marktsitutation kann auch relativ egal sein- denn Faktoren wie Zinshöhe, Risikobereitschaft oder fallende Aktienkurse können völlig unabhängig von tatsächlichem Angebot und Nachfrage für fatale Preissteigerungen sorgen.
Fakten
Das man damit sehr viel Geld verdienen kann, zeigt sich auch daran, dass sich immer mehr Banken selbst an den Rohstoff-Spekualtionen beteiligen. Zu nennen sind da laut foodwatch z.B. Goldman Sachs oder die Deutsche Bank. Doch auch das ist noch lange nicht alles.
Gleiches Spiel wird nämlich auch beim Ölpreis. Je höher die Preise getrieben werden, umso teurer werden logischerweise die Lebensmittelpreise.
Wenn Menschen die bis dato an der Armutsgrenze lebend vorher ganze 80 % ihres Geldes für Grundnahrungsmittel ausgeben mussten, können zusätzliche Preissteigerungen dann nicht mehr verkraftet werden.
Insgesamt waren beispielsweise während der Hochpreisphase 2007/08 an die 100 Millionen Menschen zusätzlich vom Hunger bedroht. 2011 stiegen sogar die drei wichtigsten Getreidesorten Weizen, Mais und Reis im weltweiten Durchschnitt inflationsbereinigt um 150 Prozent über denen im Jahr 2000 an!
Eine Forderung nach Regulierung der Spekulationen wäre demnach wünschenswert. Die Menschheit steht aber nicht gerade dafür, gravierende Fehleinschätzungen schnell beheben zu wollen. Damit ist sie sich wie bei vielen anderen Themen auch, am meisten selbst im Weg.
externe Links zum Thema:
Bildquelle: Titelbild + Grafiken: www.only-one-world.de; Münzstabel: Jürgen Treiber / pixelio.de