das zerbrechliche Bankensystem
Niemand wollte (ein)sehen, dass das Bankensystem nicht unfehlbar ist. Doch das die Bundesregierung einmal Milliarden Steuergelder zur Rettung der Banken in dieses System pumpt, hätten selbst die Bankfanatiker nicht zu träumen gewagt!
Am 15.09.2008 kam es in New York zu einem nie für möglich gehaltenen Szenarium – Amerikas Bankensystem ging pleite und zwar zum wiederholten Male! Am schwarzen Freitag (Oktober 1929) kam es ebenfalls schon zu einem folgenschweren Einbruch der Finanzindustrie.
Diesmal ging die 4. größte Investment Bank (Lehman Brothers) der USA bleite, weil sie sich verzockt hatte. Doch die Regierung rettet eine Bank dieser Größenordnung zum ersten Mal nicht, obwohl an der Pleite 25.000 Jobs hingen. Weitere 90 US Banken wurden in den kommenden Monaten geschlossen, was schließlich einen enormen Börseneinbruch zur Folge hatte!
In Deutschland wird wurde man zwar auf das „Problem“ aufmerksam, schenkte ihm aber nicht wirklich Beachtung, dafür wäre Amerika einfach zu weit weg, erklären die Politiker (noch). Damals noch völlig unbekannt – die Hypo Real Estate (HRE) Bank (Standord in Bayern), die im Ausland Imobilien finanzierte und zusätzlich auch noch Milliarden-Kredite an andere Länder vergab: alles im größenwahnsinnigen Stil!
Die Münchner Hypo Vereinsbank!
Der Anfang des deutschen Desasters begann in der Münchner Hypo Vereinsbank. Diese Bank hatte Milliarden von sogenannten faulen Krediten in ihren Büchern, ein Ergebnis von riskanten Immobiliengeschäften. Nun wurde verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht, diese Kredite abzusondern. Die vermeindliche Lösung – eine neue Bank – die HRE. Dieser Bank wurde bewusst sogenannter Finanzschrott anvertraut.
Nun war auch diese Bank „plötzlich“ pleite (in der Fachsprache heißt es vornehm dazu: Liquiditätsprobleme). Die HRE war so bedeutend, dass sie das Deutsche Finanzsystem gefährlich erschütterte, weil viele weitere Banken und Versicherungen Milliardenbeiträge in die Pleitebank gesteckt hatten.
„plötzliche“ Probleme der HRE:
- fehlende Liquidität (keine Zahlungsfähigkeit)
- schlechte Kreditfähigkeit
- extrem hoche Risikofreudigkeit
- kein geordneter Bankbetrieb (auf deutsch: das totale Chaos in Führung und Vertrieb)
- massive Fehler beim Kauf einer irischen Bank (DEPFA)
Bereits im Frühjahr 2008 wurde die Bank von staatlicher Seite geprüft. Der Bankenaufsichtspräsident erkannte den – Zitat: „Saustall“ und legte seine Berichte der Bundesregierung vor, doch diese war einfach nur der Meinung, dass sich die Bank selbst schon darum kümmern würde!
Die HRE hat von mindestens Juli 2007 bis Oktober 2008 falsche Informationen nach außen getragen, sowie wichtige Informationen unterschlagen. Da die Bank aber schon im Frühjahr 2008 durch die Bankenaufsicht dazu aufgefordert wurde schließlich sogar täglich Informationen zur Liquidität (Zahlungsfähigkeit) zu übermitteln, kann man nicht von einer „plötzlichen Krise“ sprechen. Der Staat hat damit zu diesen Zeitpunkt schon gewusst, was auf ihn zukommt und blieb trotzdem untätig!
Der Finanzminister bestreitet später, die vorliegenden Berichte vor dem Kollaps je gekannt zu haben. Dabei hat „die rechte Hand“ des Finanzministers nicht nur bei dem Drama zugesehen, er war sogar selbst involviert. Er setzte zusammen mit den Banken neue Finanzprodukte durch, die mit zur weltweiten Finanzkrise führten. ABS (Asset-backed security) sind virtuelle Papiere, die alte Schulden in neuen Paketen bündeln, um sie dann weiterverkaufen zu können.
Der Rettungsversuch!
- Ist eine Solidaraktion des Deutschen Bankgewerbe möglich?
- Muss der Staat das Bankengewerbe unterstützen?

Die HRE drohte 400 Milliarden Euro mit in die Tiefe zu ziehen, deswegen kam dies auch einer Art „Kernschmelze“ im Bankengewerbe gleich. Hecktisch schrien die Banken um Hilfe und sie wurden erhört. Nachdem die HRE von Prüfern der Deutschen Bank durchgecheckt wurde, kam heraus, dass 35 Millarden Euro sofort gezahlt werden müssten. Von staatlicher Seite aus überprüfte Niemand das Ergebnis – ein schwerwiegender Fehler, wie sich später herausstellte!
Eigentlich existiert für so ein schwerwiegendes Problem ein sogenannter Banken-Rettungstopf (Einlagensicherungsfond). Allerdings wollte keiner der Banken dieses Geld nutzen, weil sie der Ansicht waren, dass die Regierung schon dafür aufkommen wird.
Der Deal mit der Bundesregierung!
Nun wurde ein sogenannter „Brandbrief“ nach Berlin entsand, der wie gewünscht zur Folge hatte, dass ein Vertreter der Bundesregierung den Kontakt mit den Banken aufnahm. Die Regierung forderte zuerst 10 Millarden Euro von den Banken. Der Vorstand der Deutschen Bank senkte die Kosten der Banken auf 8,5 Millarden Euro. Die unter Druck geradene Bundesregierung willigte schließlich ein und musste demnach ganze 35 Milliarden Euro zahlen!
Die Banken waren sich einig, dass der Banken-Rettungstopf bei diesen Summen sowieso überfordert gewesen wäre und demnach die Unterstützung der Bundesregierung unumgänglich war.
Verschwendung von Steuergeldern!

Bei den Verhandlungen zur Rettung des Deutschen Bankensystems saßen sich ungleiche Partner (private Banken und Versicherungen vs. Staat, der die HRE um jeden Preis retten musste, das wussten alle Beteiligten) gegenüber. Die Bundesregierung war nicht in der Lage, den Intressenkonflikt zwischen Steuerzahlern und Banken zu sehen, sie hat den Banken nahezu blind vertraut.
Der Staat musste statt für 35 Milliarden Euro tatsächlich für erschreckende 102 Milliarden Euro bürgen. Die 35 Milliarden Euro kann man aus dieser Sicht klar als Köter bezeichnen, den der Staat ohne Überprüfung geschluckt hatte! Die Regierung setzte dabei bewusst die Regeln der Marktwirtschaft außer Kraft, um Banken freizukaufen, die der HRE Milliarden zu deutlich erkennbare Fehlspekulationen zur Verfügung gestellt hatten.
Die privaten Banken mussten lediglich nur für 12 Milliarden Euro aufkommen, die nicht nur verzinst wurden – die Bundesregierung bürgte zusätzlich dafür auch noch!
Nach dem Desaster!
Erst viel später versuchte die Bundesregierung herauszufinden, warum vorher Niemandem aufgefallen war, dass die HRE ein erhebliches Risiko für Deutschland darstellen musste! Doch die Prüfer aus der Deutschen Bank, die die HRE schon vorher durchforstet haben, beriefen sich einfach auf das Bankgeheimnis und das obwohl die Bundesregierung über 100 Milliarden Euro zur Rettung des Bankensystems investiert hatte.
Nach dem Schock reagierten die Volksvertreter wütend. Selbst die Bundesbank wäre mit 2 Milliarden Euro, die sie bei der HRE anlegte, von dem Finanzchaos betroffen gewesen, hätte die Bundesregierung das faule System nicht unterstützt. Nach stundenlangen Verhandlungen wurde den Prüfern endlich gestattet Aussagen zur Pleite der HRE zu treffen.
Letztendlich musste der Steuerzahler für den risikofreudigen Wahnsinn der Banker aufkommen, bis zum nächsten Mal.
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