Brieftaubensport
Vom eigenständigen Fliegen träumen Menschen ja schon lange, da ist es nicht sehr erstaunlich, dass sie die Flugkünste vieler Vogelarten bewundern. Allein das Ansehen reicht dem Menschen natürlich nur selten. Er strebt häufig nach Kontrolle. Vögel kosten außerdem weniger Geld als Pferde. Nicht umsonst nannte man die Brieftaube früher vielfach das Rennpferd des kleinen Mannes.
Einst konnten die Preisgelder bei Wettflügen sogar den hart erarbeiteten Industrielohn ersetzen und übertreffen. Die Taube war aber immer nur solange interessant, bis die Leistungen, die sie meist aus Zwang erbrachte, nachgelassen haben. Was mit den Tauben passiert(e), die nicht zu Hochleistungssprintern taugen, wird meistens vertuscht.
Zu Beginn nutzte der Mensch Tauben allerdings zu einen anderem „Zweck“. Als es noch keine Telefone oder andere Medien gab, war die Taube der Nachrichtenübermittler. Im Zweiten Weltkrieg z.B. lieferte die Taube auch Luftbilder feindlicher Truppen, weil ihr eine Kamera umgeschnallt wurde.
In den 60iger Jahren gab es in Nordrhein-Westfalen z.B. mehr als 102.000 Tauben-Züchter 1)Tierzucht = Unwort wegen Übertreibung. In Vereinslokalen fieberte man oft der Bekanntgabe der Gewinner entgegen. Ebenso fachsimpelte man über Zuchtgeheimnisse 2)Tierzucht = Unwort wegen Übertreibung oder allerlei Trainingsmethoden.
Heute, wo es elektronische HiIlfmittel für Brieftaubenwettflüge gibt, ist noch deutlicher spürbar, dass die Ware Taube als Individuum völlig in den Hintergrund geraten ist.
die preisgekrönte Taube hat zu funktionieren!
Probleme entstehen nicht allein beim eigentlichen Sport – dem Wettflug, sondern vorallem auch bei der Haltung 3)Tierhaltung = Unwort wegen Versachlichung und der Unterbringung der Tauben. Auch wenn dieser Sport von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, hat er sich auf Kosten der Tauben zu einen „Hochleistungssport“ entwickelt.
Zum Verhängnis ist der Taube ihr einzigartiger Orientierungssinn geworden. Sie können hunderte von Kilometern ohne Landkarte zurücklegen ohne dabei vom Weg abzukommen. Diese Sportart ist, ähnlich wie beim Pferderennen, auf möglichst schnelle Tauben ausgerichtet.
Tauben wissen selber nicht, dass sie Hochleistungssprinter sein müssen, also müssen Motivationsgründe geschaffen werden, um sie zum schnellen Fliegen zu bewegen. So manipuliert der Menschen Tauben:
- Witwerschaft: (Unterbrechung der Paarbindung der in Einehe lebenden Vögel) Tauben sind monogam, d.h. sie leben zeitlebens mit dem selben Partner zusammen. Trennt man die Vögel voneinander, werden sie ihre ganze Kraft darauf ausrichten, möglichst schnell wieder beisammen zu sein. Diese natürliche Verhaltensweise nutzen viele Brieftaubenzüchter 4)Tierzucht = Unwort wegen Übertreibung aus, indem sie die Partner für die Dauer der Flugsaison getrennt halten. Durch die Trennung werden die Fortpflanzungsvorgänge unterbunden, die Kräfte für die Wettflüge geschohnt. Ledigleich unmittelbar nach der Rückkehr vom Wettflug wird den Vögeln für eine kurze Zeit Sozialkontakt gestattet.
- Eifersuchtsmethode: (Der Täuberich kann nur durch ein “Guckloch” seine Partnerin sehen, welche mit anderen Männchen zusammen eingesperrt wird). Tauben können durch “Eifersucht” dazu gebracht werden, so schnell wie möglich wieder zur Partnerin zu gelangen, um vermeintliche Konkurrenten vertreiben zu können.
- Nestmethode: (Jungvögel werden von ihren Müttern getrennt) Auch weibliche Tauben werden von Züchtern 5)Tierzucht = Unwort wegen Übertreibung zur Trophäenjagd auf Wettkämpfe geschickt. Ihnen werden die Eier oder gerade geschlüpfte Vögel entrissen. Die Sorge um das Nest bzw. um die kleinen Tauben, lässt die verzweifelten erwachsenen Tauben besonders schnell nach Hause fliegen. Da der Täuberich an der Aufzucht der kleinen Tauben im gleichen Maße beteiligt ist, kann diese Methode beide Geschlechter missbrauchen.
Logischerweise besitzen nicht alle Tauben exakt gleiche Verhaltensweisen und Veranlagungen. Es kann durchaus vorkommen, dass die eine oder andere Taube dem Vergüngen des Menschen auf lange oder kurze Zeit nicht gewachsen ist und dabei zu tote kommt. Diese „Verlustraten“ werden billigend in Kauf genommen.
Ratten der Lüfte!?
Viele Menschen treten Tauben sehr feindseelig gegenüber. Sie werden als Schädlinge oder Ungeziefer 7)Schädlinge, Ungeziefer = Unwort wegen Abwertung beschimpft, die Krankheiten verbreiten und überall unkontrolliert Gebäude vollkoten und sich ebenso unkontrolliert vermehren. Viele Städte haben außerdem ein Futterverbot ausgesprochen und dazu spitze Gegenstände an Sitzplätzen verteilt. Dabei ist es völlig irrelevant ob und wie schlimm sich die Tauben verletzen können.
externe Links: Anklage einer Taube
Tauben werden demnach vom Menschen doppelt bestraft. Einmal als Unterhaltungs– sowie Geldquelle und dann, wenn sie ausgemustert werden oder einfach nur anwesend sind und somit keinen Nutzen für den Menschen (mehr) bringen, als Abfall, der beseitigt gehört.
Das besonders der Kot der Vögel ein Gesundheitsrisiko darstellen soll, ist wissenschaftlich nicht belegbar, dennoch liegt die einstige Friedenstaube bei vielen Menschen in tiefster Mistgunst!
Bild-Quelle: © Templermeister / pixelio.de
Anmerkungen
⇡1, ⇡2, ⇡4, ⇡5 | Tierzucht = Unwort wegen Übertreibung |
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⇡3 | Tierhaltung = Unwort wegen Versachlichung |
⇡6 | Plage = Unwort wegen Abwertung |
⇡7 | Schädlinge, Ungeziefer = Unwort wegen Abwertung |
⇡8 | Angelsport = Unwort wegen Versachlichung und Quälerie |
⇡9 | Jagd = Unwort wegen Mord |
⇡10 | Tierliebe = Unwort wegen Vermenschlichung |