Ursachen der Überflussgesellschaft
unnötige Einwegprodukte
Für viele alltägliche Handlungen, die früher mit einfachen, langlebigen Mitteln oder bloßen Händen erledigt wurden, gibt es heute spezielle Geräte oder Wegwerfartikel. Vom Einweg-Wischtuch bis zum Halter für den Kochlöffel – für jede Kleinigkeit wird ein neues Produkt angeboten.
Diese Entwicklung ist nicht nur wirtschaftlich motiviert, sondern wird gezielt gefördert. Es wird vermittelt, dass jeder neue Gegenstand das Leben erleichtert und mehr Freiheit bringt – durch:
weniger Aufwand
mehr Komfort
scheinbar gewonnene Zeit
Doch in Wahrheit belasten diese Dinge oft die Umwelt, kosten unnötig Geld und machen das Leben nicht wirklich einfacher.
der Preis der Bequemlichkeit
Es wurde gelernt, dass für jedes kleine Problem ein neues Produkt nötig sei:
Staub? → ein Mini-Staubsauger
Fleck? → ein Einweg-Wischtuch
Kochlöffel ablegen? → ein spezieller Halter statt eines Tellers
Anstatt auf vorhandene Fähigkeiten oder bewährte Hilfsmittel zurückzugreifen, wird schnell etwas Neues gekauft. So entsteht ein ständiger Drang nach dem nächsten, besseren, aktuelleren Produkt – ohne Rücksicht auf Umwelt oder Sinnhaftigkeit.
der Verlust von Können und Bedeutung
Diese Entwicklung hat Folgen. Fähigkeiten, die früher selbstverständlich waren, verschwinden. Reparieren wird durch Neukaufen ersetzt. Dadurch verliert nicht nur das Handwerk an Bedeutung – auch die Dinge selbst verlieren ihren Wert.
Ein Gegenstand, der einfach ausgetauscht wird, erzählt keine Geschichte. Ein reparierter hingegen steht für Wertschätzung – gegenüber dem Material, der Arbeit und dem Wissen. Wer repariert, versteht auch, wie etwas funktioniert.
der Weg zurück zur Einfachheit
Der Ausstieg aus dieser Spirale beginnt nicht mit Verzicht, sondern mit einer einfachen Frage: Wird dieses Produkt wirklich gebraucht?
Ein Handfeger genügt, um Staub zu entfernen.
Zusätzliche Geräte oder Einwegartikel sind oft überflüssig.
Kurzlebiger Konsum ist nicht notwendig – und oft auch nicht hilfreich.
absichtlich, eingebaute Schwachstellen / Verschleiß
Viele Produkte versagen kurz nach Ablauf der Garantie. Was wie Zufall wirkt, ist häufig das Ergebnis gezielter Planung. Schwachstellen werden eingebaut, um die Lebensdauer zu verkürzen – damit neu gekauft werden muss.
Drei Arten von Verschleiß:
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technische Schwächen: Bauteile werden so entworfen, dass sie nach einer bestimmten Zeit ausfallen. Beispiel: Geräte mit fest verbauten Akkus oder geklebten Komponenten, die eine Reparatur erschweren oder unmöglich machen.
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systembedingte Schwächen: Durch Software-Updates werden Geräte langsam oder unbrauchbar – obwohl die Technik noch funktioniert. Beispiel: Drucker, die nach einer bestimmten Anzahl von Reinigungen den Dienst verweigern, obwohl kein technischer Defekt vorliegt.
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psychologische Schwächen: Werbung und Trends erzeugen das Gefühl, ein funktionierendes Produkt sei veraltet. Der Wunsch nach dem Neuesten ersetzt die Zufriedenheit mit dem Bestehenden.
All diese Methoden verfolgen ein Ziel: den ständigen Neukauf. Nicht die Haltbarkeit zählt, sondern der ununterbrochene Konsum.
verlorene Wahlfreiheit
Geplanter Verschleiß kostet nicht nur Geld – er nimmt auch Freiheit. Wenn etwas kaputtgeht, wird nicht mehr gefragt, ob es repariert werden kann, sondern nur noch, wie schnell es ersetzt werden muss.
Das System entscheidet: Reparatur lohnt sich nicht. Doch das ist kein Zufall – es ist so gewollt.
Reparieren als Zeichen von Selbstbestimmung
Sich für die Reparatur zu entscheiden, ist kein Rückschritt, sondern ein bewusster Schritt nach vorn. Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – für die Umwelt, für das eigene Handeln und für den Wert der Dinge.
Reparieren spart Geld, erhält Fähigkeiten und stärkt die Unabhängigkeit. Es ist ein stiller, aber wirkungsvoller Widerstand gegen ein System, das auf Verschwendung setzt.
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