wie Rassismus erfunden wurde
die historischen Wurzeln des Rassismus
Über viele Jahrhunderte hinweg wurde es möglich gemacht, dass Menschen andere Menschen wie Waren behandelten. Diese Entwicklung widerspricht den grundlegenden Werten, die sich viele Gesellschaften selbst zuschreiben.
Doch eine bestimmte Denkweise wurde eingeführt, um dieses Verhalten zu rechtfertigen: die Einteilung von Menschen in Gruppen mit angeblich unterschiedlichem Wert.

Diese Einteilung beruhte nicht auf Hass allein, sondern diente als Werkzeug, um Gewalt und Ausbeutung zu erklären. Merkmale wie Hautfarbe, Herkunft oder Sprache wurden genutzt, um Menschen abzuwerten und ihnen grundlegende Rechte zu verweigern.
Die Idee, dass es „höherwertige“ und „minderwertige“ Gruppen gebe, wurde besonders während der Kolonialzeit und des weltweiten Handels mit versklavten Menschen verbreitet.
die Hierachie der Rassen
Die sogenannte „weiße Rasse“ wurde als überlegen erklärt, während andere Menschen als Eigentum behandelt wurden.
die Pseudo-Wissenschaft des Unrechts
Diese Denkweise wurde nicht nur in politischen und wirtschaftlichen Kreisen verbreitet, sondern auch durch bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Einige Denker, die eigentlich für Freiheit und Vernunft standen, trugen zur Verbreitung dieser Ideologie bei.
- französischer Arzt François Bernier (1620-1688) – erste Fehltypisierung von Menschen
- Johann Friedrich Blumenbach (1751-1840) – Einteilung in 5 Rassen
- schwedischer Naturforscher Carl von Linné (1707-1778) – Einteilung in 4 Rassen
- der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1707-1778) – rassistische Vorlesungen, dunkelhäutige Menschen wären minderwertig gegenüber den hellhäutigen Menschen
- Charles Darwin (1809-1882) – zivilisierten Rassen der Menschheit sollten bald die wilden ausrotten
Ihre Aussagen wurden als wissenschaftlich angesehen, obwohl sie auf falschen Vorstellungen beruhten. So entstanden Ranglisten von Menschengruppen, die das Unrecht nicht nur duldeten, sondern aktiv unterstützten.
Als vermeintlich „logische Konsequenz“ entwickelte sich Eugenik, also nur wohlausgewählte Ehen besonders wertvoller Menschen sollten und können die Probleme der Welt lösen. Diese Vorstellung wurde mit Begriffen aus der Tierzucht 1)Tierzucht = Unwort wegen Übertreibung verglichen und auf Menschen übertragen – ein weiterer Schritt in der Entmenschlichung.
von der Ideologie zur Struktur
Diese Denkweise hat sich tief in das gesellschaftliche Denken eingebrannt. Noch heute zeigt sich, dass Menschen aufgrund ihres Namens oder Aussehens benachteiligt werden – etwa bei der Arbeitssuche.
die Systematisierung des Andersseins
Die Einteilung in Gruppen mit unterschiedlichem Wert ist keine neue Idee. Schon lange wurde versucht, Anderssein als Grund für Ablehnung zu nutzen – sei es wegen Religion, Kleidung oder Sprache. Während der Kolonialzeit wurde dieses Muster auf die Hautfarbe übertragen und als unveränderlich dargestellt. So konnte die Ausbeutung als „natürlich“ erscheinen.
In Deutschland werden die leider sehr beliebten Veröffentlichungen von Ernst Haeckel (1834-1919) als entscheidende Voraussetzung für den folgenden Rassenwahn des deutschen Nationalsozialismus angesehen.
die Rolle der Kirche
Damit eine Gesellschaft über lange Zeit hinweg solche Ungerechtigkeiten duldet, braucht es eine moralische Entlastung. Diese wurde durch religiöse Institutionen bereitgestellt. Die Kirche spielte dabei nicht nur eine passive Rolle, sondern unterstützte die Ungleichheit aktiv.
Durch bestimmte Auslegungen heiliger Texte wurde behauptet, dass die Versklavung bestimmter Gruppen von Gott gewollt sei.
Eine Geschichte aus der Bibel – der sogenannte „Fluch Kanaan“ – wurde falsch interpretiert und mit Hautfarbe in Verbindung gebracht. So entstand die Vorstellung, dass bestimmte Völker zur Unterordnung bestimmt seien.
Gleichzeitig wurde eine göttliche Ordnung verkündet, in der jede gesellschaftliche Rolle – vom König bis zum Leibeigenen – als Teil eines höheren Plans galt. Die Versklavung wurde darin als niedrigste Stufe eingeordnet.
der päpstliche Segen
Besonders deutlich wurde die Unterstützung durch offizielle Schreiben aus dem Vatikan im 15. Jahrhundert. In diesen Dokumenten wurde bestimmten Herrschern das Recht gegeben, andere Völker zu unterwerfen und zu versklaven.
Diese Texte wurden als religiöse Erlaubnis verstanden und machten es einfacher, die Ausbeutung zu rechtfertigen.
die pervertierte Mission
Die Kirche erklärte später, dass die Versklavung zwar Leid bringe, aber letztlich dem Seelenheil der Betroffenen diene. Missionare wurden in die Kolonien geschickt, um diese Sichtweise zu verbreiten.
Die christliche Botschaft der Nächstenliebe wurde dabei auf bestimmte Gruppen beschränkt – und die Ungleichheit über viele Generationen hinweg gefestigt.
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