Mechanismen der modernen Sklaverei
Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung
Moderne Formen der Sklaverei beschränken sich nicht nur auf harte Arbeit in Minen oder auf Feldern. Auch der Handel mit Menschen gehört dazu – eine Praxis, bei der Personen nicht als Arbeitskräfte, sondern als Ware behandelt werden. Ihr einziger Zweck besteht darin, die Wünsche anderer zu erfüllen.
Menschenware
Der Begriff „Menschenhandel“ beschreibt diesen Zustand der Entmenschlichung besonders deutlich. Laut internationalen Vereinbarungen umfasst er das Anwerben, Transportieren oder Unterbringen von Personen durch:
Zwang, Täuschung oder Betrug
Ausnutzung von Macht oder besonderer Hilflosigkeit
Ziel ist immer die Ausbeutung – sei es durch Arbeit oder durch sexuelle Handlungen.
sexuelle Ausbeutung
Eine besonders direkte Form dieser Ausbeutung zeigt sich im sogenannten Sextourismus. Menschen aus wohlhabenden Ländern reisen gezielt in ärmere Regionen, um dort sexuelle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.
Diese Reisen führen oft in Länder wie:
Thailand
Philippinen
Kuba
Kenia
Dort sind die Preise niedrig, die Armut groß – und die Not der Betroffenen wird zur Ware gemacht. Viele Frauen und Mädchen sehen in der Prostitution keinen Ausweg, sondern die einzige Möglichkeit, ihre Familie zu ernähren oder Schulden zu begleichen. Die Entscheidung ist selten freiwillig, sondern eine Folge existenzieller Not.
Besonders erschütternd ist die Ausbeutung von Kindern. Wenn in einem Land strengere Gesetze gegen Kinderprostitution eingeführt werden, weichen Täter einfach in Nachbarländer aus, in denen die Kontrollen schwächer sind. So wird die Nachfrage immer wieder neu bedient – und die Ausbeutung zur Reiseaktivität.
Ohne zahlende Kunden gäbe es diesen Markt nicht. Sie sind nicht nur Mitverantwortliche, sondern der Motor dieses Systems.
Ausbeutung mitten in Europa
Diese Formen der Ausbeutung finden nicht nur in fernen Ländern statt. Auch in Deutschland sind Menschen betroffen. Laut Angaben des Bundeskriminalamts wurde im Jahr 2024 eine Rekordzahl an Ermittlungen wegen Menschenhandel und Ausbeutung abgeschlossen. Der Großteil der Fälle betraf sexuelle Ausbeutung – über 95 % der Betroffenen waren Frauen.
Viele von ihnen wurden mit falschen Versprechen nach Deutschland gelockt. Durch Schulden für Reise, Unterkunft oder angebliche Vermittlung wurden sie in Abhängigkeit gebracht und zur Weiterarbeit gezwungen.
Aus Angst oder wegen unsicherem Aufenthaltsstatus wenden sich viele nicht an die Behörden – das wahre Ausmaß bleibt daher oft im Verborgenen.
Zwangsarbeit in alltäglichen Bereichen
Neben der sexuellen Ausbeutung gibt es auch andere Formen der modernen Sklaverei, die weniger sichtbar sind. Menschen verschwinden in Bereichen, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen:
Bauwesen und Gastronomie: Dort wird unter schlechten Bedingungen für sehr wenig Geld gearbeitet – oft ohne Rechte oder Schutz.
Private Haushalte: Frauen und Mädchen werden als Hausangestellte gehalten, isoliert von der Außenwelt, ohne soziale Absicherung – oft in einem Zustand, der an Schuldknechtschaft erinnert.
globale Krisen
Die Notlage vieler Menschen mit geringem Einkommen wird durch weltweite Krisen deutlich verschärft. Ereignisse wie die Klimakrise und die Corona-Pandemie haben Millionen Menschen in Armut gestürzt – und damit in Situationen, in denen sie besonders leicht ausgebeutet werden.
gefährlicher Kreislauf
Der hohe Verbrauch in wohlhabenden Ländern trägt erheblich zur Klimakrise bei. Die Folgen dieser Krise treffen jedoch vor allem jene, die kaum zur Ursache beigetragen haben – Menschen in ärmeren Regionen der Welt.
So wird der Konsum der einen zur direkten Ursache für die Vertreibung und Ausbeutung der anderer Menschen.
Klimakrise als Auslöser von Zwang
Die Klimakrise ist nicht nur ein Umweltproblem. Sie wirkt sich direkt auf das soziale Gefüge aus und fördert moderne Formen der Ausbeutung. Organisationen wie UNICEF und Walk Free weisen darauf hin:
Zerstörung der Lebensgrundlagen: Dürren, Stürme und Überschwemmungen vernichten Felder und Häuser – ganze Familien verlieren ihre Existenz.
Flucht in die Unsicherheit: Ohne Schutz und Perspektive bleibt oft nur der Weg in fremde Städte oder Länder. Dort werden viele zur leichten Beute für Ausbeuter.
Besonders Kinder sind betroffen. Wenn das Einkommen der Familie wegfällt, müssen sie die Schule verlassen und zum Überleben beitragen. So entsteht ein Teufelskreis aus Armut und fehlender Bildung – ausgelöst durch eine Krise, die durch den Lebensstil der Wohlhabenden mitverursacht wurde.
Pandemie als Verstärker
Die Corona-Krise hat gezeigt, wie schnell Schutzmechanismen versagen können. Als Schulen und Arbeitsplätze geschlossen wurden, fiel das ohnehin geringe Einkommen vieler Familien weg. Kinder mussten einspringen und arbeiten, um das Überleben zu sichern.
Mehr Kinderarbeit: Die finanzielle Lücke wurde oft durch die Arbeit der Jüngsten geschlossen.
Tiefere Abhängigkeit: Ohne faire Löhne und soziale Absicherung konnten Eltern ihre Kinder nicht schützen.
Falsche Freiheit: In Europa wurde der Schutz vor dem Virus teilweise als Einschränkung dargestellt – doch viele Menschen starben, weil wirtschaftliche Interessen Vorrang hatten.
Diese Entwicklungen zeigen: Globale Ausbeutung ist ein System, das sich selbst verstärkt. Ein einfaches Verbot von Zwangsarbeit reicht nicht aus, wenn Menschen durch ihre Lebensumstände gezwungen werden, sich ausbeuten zu lassen.
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