wie Rassismus erfunden wurde
die Rolle von Biologie und Genetik
Nachdem wirtschaftliche Interessen und religiöse Institutionen bereits die Grundlage für die Ungleichbehandlung von Menschen geschaffen hatten, wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert versucht, diese Denkweise mit wissenschaftlichen Mitteln zu stützen.
Biologie und Genetik wurden dabei als Werkzeuge benutzt, um die Vorstellung von Überlegenheit und Minderwertigkeit zu untermauern.
Pseudowissenschaftliche Methoden
Um die Einteilung von Menschen in angeblich höher- und minderwertige Gruppen zu rechtfertigen, wurden Methoden entwickelt, die den Anschein von Objektivität erwecken sollten.
Dabei wurde nicht nach Wahrheit gesucht, sondern nach Bestätigung einer bereits bestehenden Vorstellung.
Messungen von Schädeln: Es wurde behauptet, dass die Form und Größe des Kopfes etwas über die Intelligenz aussagen könne. Diese Messungen wurden gezielt so interpretiert, dass sie die Überlegenheit bestimmter Gruppen „beweisen“ sollten.
Farbtabelle für Haut, Haare und Augen: In wissenschaftlichen Einrichtungen wurden Menschen nach äußeren Merkmalen sortiert. Diese Einteilungen wurden sogar in Schulen gelehrt und prägten das Denken vieler Generationen.
Die Wissenschaft wurde in dieser Zeit als besonders glaubwürdig angesehen. Durch scheinbar neutrale Methoden wie Messungen und Kataloge wurde der Rassismus als „wissenschaftlich“ dargestellt – und damit gefährlich legitimiert.
die Verbreitung gefährlicher Ideen
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden besonders extreme Vorstellungen, die nicht nur Ausgrenzung, sondern auch Gewalt und Mord rechtfertigten.
Houston Stewart Chamberlain verbreitete die Idee, dass eine bestimmte Gruppe – die „arische Rasse“ – anderen überlegen sei. Seine Schriften wurden von nationalistischen Bewegungen aufgegriffen und beeinflussten später auch Adolf Hitler.
Diese Gedanken führten nicht nur zur Ablehnung und Entrechtung, sondern auch zu systematischer Gewalt gegen Minderheiten – bis hin zum Massenmord im Holocaust.
Forschung heute
Die Vorstellung, dass es verschiedene „Menschenrassen“ gebe, wurde inzwischen klar widerlegt. Die moderne Genetik zeigt:
Es gibt keine festen Gruppen, in die Menschen biologisch eingeteilt werden können.
Die Unterschiede innerhalb einer Gruppe sind oft größer als die Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen.
Fast alle Menschen teilen über 99 % ihrer genetischen Merkmale.
Unterschiede in der Hautfarbe sind lediglich eine Anpassung an die Sonneneinstrahlung und sagen nichts über Fähigkeiten oder Charakter aus.
Die Idee von „Rassen“ ist also nicht nur falsch, sondern auch gefährlich – weil sie weiterhin als Grundlage für Ungleichbehandlung dient.
Einteilung heute
In der deutschen Medizin wird der Begriff „Rasse“ kaum noch verwendet. Im englischsprachigen Raum ist er jedoch weiterhin verbreitet – oft in Verbindung mit „Ethnie“. Dabei werden äußere Merkmale wie Hautfarbe oder Haarstruktur mit kulturellen Eigenschaften vermischt, um Gruppen zu bilden, die angeblich einheitlich seien.
Begriffe wie „Kaukasier“ stammen aus alten Einteilungen, die heute als überholt gelten. Der Forscher Johann Friedrich Blumenbach, der diesen Begriff prägte, erkannte später selbst, dass äußere Merkmale keine verlässliche Grundlage für solche Einteilungen bieten.
Die genetische Forschung zeigt:
Es gibt keine typischen Merkmale, die eine bestimmte Gruppe eindeutig von anderen trennen.
Menschen aus Ostafrika sind genetisch oft näher mit Menschen außerhalb Afrikas verwandt als mit anderen Afrikanern.
Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen existieren, aber sie lassen sich nicht allein durch Hautfarbe oder Herkunft erklären.
Im gesamten menschlichen Erbgut wurde kein einziges Merkmal gefunden, das eine „Rasse“ begründet.
Trotzdem werden im Alltag weiterhin Begriffe wie „White“, „Black“, „Asian“ oder „Hispanic“ verwendet – besonders im englischsprachigen Raum. Dabei werden äußere Merkmale, Verhalten und kulturelle Eigenschaften vermischt, um Gruppen zu schaffen, die es biologisch gar nicht gibt.
Selbst der Begriff „Ethnie“, der eigentlich nur eine soziale Kategorie beschreibt, wird manchmal so verwendet, als gäbe es klare biologische Unterschiede – obwohl das nicht der Fall ist.
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