Kirche und Kreuzzüge
Aufstieg der römisch-katholischen Kirche
Nach dem Jahr 1000 n.u.Z. gewann die römisch-katholische Kirche im Westen Europas zunehmend an Einfluss:
Neue Mönchsorden entstanden und gründeten zahlreiche Klöster
In den Gemeinden wurden Priester als feste Vertreter der Kirche eingesetzt
Überall entstanden Kirchen im neuen romanischen Stil
1054 kam es zum Kirchenschisma: Papst Leo IX. schickte eine Delegation nach Konstantinopel, um die Vormachtstellung des Papstes durchzusetzen. Der Patriarch verweigerte dies, worauf sich beide Seiten gegenseitig exkommunizierten. Seitdem gingen die römisch-katholische und die griechisch-orthodoxe Kirche getrennte Wege.
Während der Patriarch durch den Verlust byzantinischer Gebiete an Einfluss verlor, konnte Papst Nikolaus II. 1059 durchsetzen, dass künftig nur die Kardinäre den Papst wählen durften – ohne Einfluss des Kaisers.
Burgen, Ritter und Verteidigung
Der Bau großer Kathedralen brachte auch Fortschritte in der weltlichen Baukunst:
Es entstanden Burgen, mit denen Grundherren ihre Bevölkerung schützen konnten
Ritter – berittene Krieger – wurden zur militärischen Stütze gegen Wikinger, Magyaren und andere Angreifer
Diese militärische Stärke wurde auch gegen den Islam eingesetzt. 997 plünderte der muslimische Heerführer Almansor die Pilgerstadt Santiago de Compostela.
Nach seinem Tod 1002 zerfiel das Kalifat von Córdoba, und die christlichen Königreiche begannen, dessen Nordgrenze anzugreifen. Sie errichteten Kirchen und Burgen, um das Gebiet für das Christentum zu sichern.
Beginn der Kreuzzüge
Bis dahin hatten muslimische Herrscher christliche Pilgerreisen ins Heilige Land erlaubt. Doch 1071 eroberten die türkischen Seldschuken Jerusalem. Pilger wurden nun oft beraubt oder getötet, und auch das byzantinische Reich wurde bedroht.
1095 bat der byzantinische Kaiser den Papst um Hilfe. Papst Urban II. nutzte die Gelegenheit, um seine Vorrangstellung über die gesamte Christenheit zu behaupten. Er rief die Christen auf, die heiligen Stätten aus den Händen der „Ungläubigen“ zu befreien – der erste Kreuzzug begann.
Folgen und Auswirkungen
Der Aufruf stieß auf riesige Resonanz:
Viele hofften auf Vergebung der Sünden und das Paradies
Andere wollten Armut und Not entkommen oder Beute machen
1099 eroberten die Kreuzfahrer Jerusalem nach einem langen Marsch über den Balkan und Anatolien. Unterstützt wurden sie von Schiffen aus Genua, Pisa und Venedig. Diese erhielten im Gegenzug:
Dauerhafte Handelsprivilegien in den neuen Kreuzfahrerstaaten
Die Seehoheit im Mittelmeer
Sie nutzten ihre Macht, um die Piraterie zu bekämpfen, was den Handel mit Nordafrika – etwa mit Gold aus der Sahara – förderte. Den Asienhandel behielten jedoch die Araber unter Kontrolle: Christlichen Schiffen wurde das Rote Meer während der Kreuzzüge verboten.
Auch wenn die Christen aus zahlenmäßiger Unterlegenheit die Glaubensausübung der Muslime im Heiligen Land dulden mussten, gaben die Muslime ihre heiligen Stätten nicht kampflos auf.
1144 eroberten sie den Kreuzfahrerstaat Edessa in Nordsyrien zurück.
Daraufhin rief der Papst zum Zweiten Kreuzzug auf – dieser blieb erfolglos.
1169 griffen die Christen Ägypten an. Nach einem Volksaufstand wurden die dort herrschenden Fatimiden abgesetzt. Die neue Ayyubiden-Dynastie vereinte Ägypten und Syrien, was die christlichen Strategen vor neue Herausforderungen stellte – die Gebiete konnten nun nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden.
Saladin und die Rückeroberung Jerusalems
1187 besiegte Saladin das Frankenheer in einer entscheidenden Schlacht. Dabei zeigte sich, dass die starken europäischen Schlachtrösser nicht immer überlegen waren:
Saladin ließ die Kreuzritter auf sich zustürmen
Er wich im letzten Moment aus und griff sie von hinten an
Seine schnellen arabischen Pferde waren für diese Taktik ideal
Saladin eroberte Jerusalem und beendete damit die Herrschaft des christlichen Adels im Heiligen Land.
der Dritte und Vierte Kreuzzug
Der Dritte Kreuzzug konnte Jerusalem nicht zurückerobern. Noch dramatischer verlief der Vierte Kreuzzug:
1204 plünderten die Kreuzfahrer Konstantinopel
Die Beute wurde genutzt, um die venezianische Flotte für die Verschiffung zu bezahlen
Selbst der Papst war entsetzt über diesen Angriff auf eine christliche Stadt
Der Fünfte Kreuzzug: Diplomatie statt Gewalt
Der Fünfte Kreuzzug verlief anders als seine Vorgänger:
Kaiser Friedrich II. setzte nicht auf Gewalt
Stattdessen verhandelte er mit den Muslimen
Er erreichte die friedliche Rückgabe Jerusalems an die Christen
der Zerfall von Byzanz
Das Byzantinische Reich war bereits zuvor durch Angriffe der Normannen aus Sizilien und der Seldschuken geschwächt worden. Die Region Trapezunt hatte sich abgespalten, und das Reich zerfiel in Teilstaaten. Der bedeutendste davon, das Kaiserreich Nikaia, konnte 1261 Konstantinopel zurückerobern, doch Byzanz war nur noch ein Schatten seiner früheren Größe.
Der große Gewinner war Venedig:
Es kontrollierte nun die ehemals byzantinischen Handelswege
Es nahm die Insel Kreta in Besitz
Im westlichen Mittelmeerraum entstand eine neue Handelsmacht:
Katalonien mit Barcelona als Zentrum
Mallorca, 1229 von Jakob I. („der Eroberer“) zurückerobert
Montpellier in Südfrankreich
1281 erreichten Schiffe aus Genua und Mallorca erstmals London – der Mittelmeer- und Atlantikhandel begannen sich zu verbinden. Doch mit dem Ende einer zentralen Ordnung im Mittelmeer nahm auch die Piraterie wieder zu.