Kirche und Kreuzzüge
Aufstieg der Hanse und Macht Dänemarks
Ab dem 11. Jahrhundert führte landwirtschaftlicher Fortschritt zu Bevölkerungswachstum und Zuzug aus Mitteleuropa an die Ostsee. Neue Städte entstanden oder wurden wie Lübeck (1138) wieder aufgebaut.
Im 13. Jahrhundert nannten sich die Kaufleute „Hansen“. Die Hanse wurde ein Handelszentrum:
Tuche aus Flandern und England
Holz und Pelze aus Nowgorod
Getreide aus Osteuropa
Fisch aus Nordatlantik, Nord- und Ostsee
Die Hanse gewann politischen Einfluss, stellte oft die Bürgermeister der Handelsstädte.
Dänemark dominierte den Nord- und Ostseeraum:
Anfang des 13. Jahrhunderts: Eroberung von Estland, Gründung von Tallinn („Dänische Stadt“)
1361: Eroberung von Visby (Gotland), Einführung von Zöllen für die Hanse
Die „Kölner Konföderation“, ein Bündnis von Städten, besiegte gemeinsam mit Schweden die Dänen. Im Frieden von Stralsund (1370) erhielt die Hanse ihre Handelsprivilegien zurück.
Schweden und die Kalmarer Union
Schweden war im 10. Jahrhundert ein lockerer Regionenverbund. Der erste getaufte König war Olof Skötkonung (1008), doch die Christianisierung dauerte bis ins 13. Jahrhundert. Unter Birger Jarl wurde das Land vereinigt.
1375 starb der dänische König Waldemar IV. Atterdag. Seine Tochter Margarethe I., die 1380 auch Norwegen übernahm, wurde 1388 zur Interims-Herrscherin von Schweden gewählt.
1397 wurde ihr Großneffe Erich von Pommern zum König von Dänemark, Schweden und Norwegen gewählt – die Kalmarer Union war geboren.
Konflikte und Aufstände
Die Union verlief nicht reibungslos:
Stockholm widersetzte sich Margarethes Machtübernahme
Seefahrer versorgten die Stadt eigenständig und wurden zu Piraten
Der berühmte Klaus Störtebeker wurde 1401 von Hamburger Schiffen gefasst und hingerichtet
1434–1436: Engelbrekt Engelbrektsson führte einen Aufstand in Schweden, der zwar scheiterte, ihn aber zum Freiheitshelden machte.
Schweden blieb ein Unruheherd:
1464: erneuter Aufstand
1470–71: Dänisch-Schwedischer Krieg, da der schwedische Reichsverweser sich gegen den Unionskönig wehrte
Die Kalmarer Union bestand noch – doch ein weiterer Aufstand unter Gustav Wasa sollte 1523 zu ihrem Zusammenbruch führen.
Neue Impulse durch Kreuzzüge und Handel
Während der Kreuzzüge kamen die Westeuropäer mit einer überlegenen orientalischen Zivilisation in Kontakt:
Sie sahen erstmals große Städte, lernten Samt, Seide und Gewürze kennen
Der Handel zwischen Abend- und Morgenland nahm zu
Italienische Hafenstädte wie Venedig und Genua wurden reich und mächtig
Das starke Bevölkerungswachstum im 13. Jahrhundert führte zur Gründung vieler Märkte und Städte – z. B. in Westfalen stieg die Zahl der Städte von 6 (1180) auf 138 (1300).
Aufstieg der Städte und des Bürgertums
Auf den Märkten konnten nun auch fremde Waren gekauft werden
Große Märkte zogen Menschen aus der Ferne an und bezogen Waren aus Brügge, Gent, London und dem Baltikum
Über die Champagne-Messen war das nordeuropäische Handelsnetz mit dem Süden verbunden
Es entstand ein neuer Kaufmannsstand, und die Städte entwickelten sich:
Im Gegensatz zu den Städten der alten Hochkulturen oder des Islams waren sie oft halbautonom
Die italienischen Stadtrepubliken waren sogar völlig unabhängig
In China konnte der Kaiser den Wohnort bestimmen – in Europa mussten Städte um Bürger werben
Damit der Handel funktionierte, brauchte man Rechtssicherheit:
Erste Rechtssammlungen entstanden
Die Magna Carta (1215) schränkte sogar die Macht des englischen Königs ein
Bildung und Universitäten
Recht musste gelesen werden können – also brauchte man Schulen und Bildung:
Erste Universitäten entstanden in Paris, Cambridge, Prag und Heidelberg
Latein war die gemeinsame Sprache von Kirche und Wissenschaft
Wiederentdeckung antiken Wissens
Lange war die Kirche der wichtigste Kulturträger, basierend auf dem Erbe des alten Israel. Ab dem 12. Jahrhundert wurde auch das griechisch-römische Erbe wiederentdeckt:
Es hatte in arabischen Bibliotheken überlebt
Nach der Rückeroberung ehemals arabischer Städte wurde es wieder zugänglich
In Südeuropa wurden ganze Bibliotheken ins Lateinische übersetzt
Die Klöster spielten eine zentrale Rolle:
Sie besaßen eigene Bibliotheken
Mönche verbreiteten und erforschten das Wissen
Beispielhafte Denker:
Pierre Abaelard untersuchte Widersprüche in kirchlichen Schriften mit Aristoteles’ Logik
Roger Bacon, franziskanischer Naturphilosoph, forderte naturwissenschaftlichen Unterricht
Wissenschaftliche Fortschritte
Die arabischen Ziffern gelangten im 12. Jahrhundert nach Europa
Das medizinische Wissen von Avicenna wurde durch Gerhard von Cremona übersetzt
In Palermo übersetzten Hofgelehrte das Werk des Geografen al-Idrisi, inklusive einer Weltkarte
Geografie und Fernhandel
Geografisches Wissen war besonders gefragt:
Ziel: Umgehung arabischer Zwischenhändler im Gewürzhandel
Die mongolischen Eroberungen öffneten neue Handelswege durch Asien
Ab 1245 schickte der Papst Delegationen zum Großkhan, um ein Bündnis gegen die Muslime zu schmieden
Italienische Händler wie die Polos reisten nach Asien:
Marco Polo wurde durch seinen Reisebericht berühmt
1269 kauften genuesische Kaufleute die Stadt Kaffa
1291 versuchten Schiffe aus Genua erstmals, Indien auf dem Seeweg zu erreichen