der Haussperling (Spatz)
Es gibt nur 4 Verwandte des Haussperlings (Feldsperling, Weidensperling, Steinsperling und Schneefink) in Europa, sowie 13 Unterarten. Je nach Region werden verschiedene Namen benutzt (Lüning, Lüntje, Lünk, Dacklüün, Leps oder Mösche).
Schon seit Jahrtausenden ist der Haussperling (auch Spatz genannt) beim Menschen sehr unbeliegt und wurde als Plage betrachtet. Noch in bäuerlichen Zeiten galt das Fangen und Umbringen, sowie das Plündern der Nester als gute Tat.
Der kleine Vogel, der aus den Steppen Vorderasiens in Mitteleuropa eingewandert ist wurde stets feindselig behandelt. Umstritten ist, ob der Haussperling bereits in der Nähe der Menschen der Altsteinzeit (vor ca. 2,5 Millionen Jahren) lebte oder ob er die Nähe des Menschen erst seit Beginn der Landwirtschaft (vor ca. 13.000 Jahren) suchte.
1850 wurde er bewusst von Menschen in die USA gebracht. Nur in den Polargebieten ist er nicht heimisch.
Merkmale
- Haussperling (Passer domesticus) wird auch Spatz oder Hausspatz genannt
- gehört zur Familie der Sperlinge
- kräftiger Singvogel, der ca 30 g wiegt und eine Körperlänge bis zu 16 cm erreicht
- fliegt schnell und gradlinig mit bis zu 60 km/h
- Nahrung besteht aus Sämereien und Insekten
- Leben und Nahrungsaufnahme in Gruppen
- auf den Boden Fortbewegung mit beiden Beinen hüpfend
- nach einem Jahr geschlechtsreif
- meist in der Nähe von menschlichen Behausungen zu finden
- wird höchstens 2 Jahre alt, bei guten Lebensbedingungen bis zu 5 Jahre, sehr selten bis zu 14 Jahre
- männliche und weibliche Haussperlinge tragen ein unterschiedliches Federkleid
- Stimme kann Stimmung und individuelle Merkmale ausdrücken
- Population wird weltweit auf 1,5 Milliarden geschätzt
- in Europa ist der Haussperling kein Zugvogel, im Alpenraum hingegen schon
- Feinde: Menschen (in Autos), Steinmarder, Katzen, Sperber, Schleiereule, Turmfalke
menschliche Feindseligkeit
In der Literatur finden sich einige Nachweise für die stetige Feindseligkeit des Menschen gegenüber des Haussperlings. Zuerst wurde im Jahr 1700 vom Bremer Dichter Nikolaus Bär einseitig negativ berichtet, wobei Konrad Gesner den kleinen Vogel schon 1555 für unkeusch erklärte.
Darum haben [die Spatzen] den lateinischen Namen Passer, d.h. Leider, denn jedes Tier, das von der Unkeuschheit heftig angetrieben wird, das muss viel leiden.
Bald wurden Gesetze erlassen, die Menschen dazu verpflichtete Spatzenköpfe (z.B. 20 Köpfe pro Jahr) vorzuweisen (Spatzensteuer).
Die Mord-Pflicht wurde für den Spatz bald mehrfach zum Verhängnis, denn um nicht 5 Kreuzer pro fehlenden Spatzenkopf zahlen zu müssen, begannen einige Bauern, den kleinen Vogel zu züchten 1)Tierzucht = Unwort wegen Übertreibung.
Auch schon in früheren Zeiten erkannten einige Menschen (z.B. Pastor Germershausen im Jahr 1771 „Gottes Weisheit wisse wohl für das Gleichgewicht seiner Creaturen untereinander zu sorgen“), dass die übliche Sichtweise über den Haussperling viel zu kurzsichtig und egoistisch war.
Jedoch blieb der Unsinn, der über den Haussperling verbreitet wurde, lange Zeit populär:
- 1931 Karl Haenel „Unsere heimischen Vögel und ihr Schutz“ – Spatz wäre ein Schmarotzer, der anderen Nahrung und Brutplätze wegnimmt
- 18. Jhd. „Breidensteins Sperling teutscher Nation“ – angeblich angerichteter Schaden pro Dorf (pro Sperling 1 Gulden)
- 18. Jhd. Ökonom Peter Kretschmar – angeblich angerichteter Schaden (pro Sperling ca. 2 Taler)
private und staatliche Verfolgung
Die Gründe für die gnadenlose Jagd nach dem Haussperling waren eine Mischung aus unsinniger Umgangssprache und Ignoranz gegenüber anderen Existenzberechtigungen:
- Korndieb, Speicherdieb
- angeblich faul und gefräßig
- Federn und Fleisch untauglich
- Gesang unerwünscht
- angeblich zudringlich und unverschämt
- angeblich zu zahlreich
Bis in die 1950iger Jahre war der Spatzenmord üblich. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden gegen ihn Spezialfallen, Giftweizen und andere Giftstoffe eingesetzt, jeweils durch Geldprämien unterstützt, manchmal sogar seine Brutstätten gesprengt.
Damals konnte der Spatz die Lücken nach spätestens 2 Jahren wieder „auffüllen“. Heute ist er nur noch ein meist unbeachteter und seltener Gast in einigermaßen naturbelassenen Gärten. Denn typische Steingärten und stetig kurzer Rasen sind für viele Wildtiere als Lebensraum verloren, obwohl sie alle für die Biodiversität ein wichtige Rolle spielen.
Versiegelte Nischen und Mauerspalten an Gebäuden vertreiben nicht nur den Sperling. Wobei ein natürlicheres Umfeld selbst den Menschen zugute kommen kann (starke Hitze auf Betonflächen, Kühlung durch Bäume und Wiesen, usw.).
Viele Pflanzen und besonders Insekten, die der Mensch als „Unkraut“ (Wildstauden [Akelei, Wiesenmargerite, Großblütige Königskerze, Klatschmohn, Huflattich oder Weidenröschen, ua.]) oder „Ungeziefer / Schädlinge„ (Marienkäfer, Ohrwürmer oder Schwebfliegen, ua.) abwertet, sind wichtige Nahrungsquellen für Wildtiere in menschlichen Umgebungen.
Noch heute muss der kleine Vogel für allerlei Sprich- und Schimpfwörter herhalten:
- mit Kanonen auf Spatzen schießen
- lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach
- Spatzen pfeifen es von den Dächern
- Spatzen im Kopf
- Spatzen unter dem Hut
- frech wie ein Spatz
- Dreckspatz, Mistfink, Spatzenhirn
Quellen:
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/2002-spatz/00545.html
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/2002-spatz/00214.html
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/2002-spatz/00216.html
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/2002-spatz/00217.html
de.wikipedia.org/wiki/Haussperling
www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/artenportraits/detail/haussperling-oder-spatz/
www.stadt-koeln.de/artikel/61927/index.html
www.krautundrueben.de/wo-sind-die-spatzen-warum-sich-der-sperling-rar-macht-2551
Bildquelle: Joshua J. Cotten / Unsplash