menschliche Intelligenz sinnvoll nutzen
Obwohl eine massive Gefahr durch den Menschen in Form von Atombomben, Biowaffen oder das Internet ausgehen, kann die menschliche Intelligenz auch grundlegend sinnvoll genutzt werden.
Übersicht
Seite 1: Gitanjali Rao und Abū Zayd al-Balkhī
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Gitanjali Rao
Mit nur 15 Jahren wurde sie 2020 als erste Person überhaupt vom TIME Magazine zum „Kid of the Year“ ernannt – eine Auszeichnung, die ihre erstaunliche Arbeit mit Technologie zur Bekämpfung von Problemen wie:
- kontaminiertem Trinkwasser
- Opiumsucht und Cybermobbing würdigte.
Geboren wurde sie 2005 in Ohio und zog später nach Lone Tree, Colorado. Ihre Eltern Bharathi und Ram Rao aufwuchs, beide mit akademischem Hintergrund, förderten sie früh und führten sie und ihren Bruder an wissenschaftliche Themen heran und weckten ihre Neugier.
Schon 2012 im Alter von nur sieben Jahren besuchte die STEM School Highlands Ranch in Colorado (www.stemk12.org ).
erste Erfindung
Ihre erste große Erfindung, „Tethys“, entstand aus einer Katastrophe in Flint, Michigan, wo Tausende von Menschen durch bleiverseuchtes Trinkwasser vergiftet wurden. Hier entwickelte die damals erst 11-jährige Gitanjali ein neuartiges Gerät zur Erkennung von Bleikonzentrationen im Wasser.
Es war kostengünstig und einfach zu bedienen, konnte Leben retten und zeigt bereits in jungen Jahren ihre Fähigkeit Wissenschaft auf praktische Probleme anzuwenden.
weitere Erfindungen
Ihre nächste große Innovation, „Kindly“ bearbeitete ein ganz anderes Thema, nämlich Cybermobbing. Dieser Anti-Cybermobbing-Service nutzt künstliche Intelligenz und natürliche Sprachverarbeitung, um potenzielle Mobbing-Nachrichten zu erkennen und Benutzer zu warnen, bevor sie verletzende Inhalte versenden.
Die Idee dahinter ist ebenso elegant wie wirkungsvoll – anstatt Mobbing im Nachhinein zu bestrafen, verhindert das System es proaktiv, indem es Menschen einen Moment zum Nachdenken gibt.
Darauf folgte „Epione“, ein Gerät zur Früherkennung von Opioidsucht mittels Gentechnik. Opiumsucht fordert in den USA Zehntausende von Leben – und diese Erfindung Gitanjalis war wieder eine Erfindung die aus einem Problem um sie herum geboren wurde und zeigt das man selbst komplexe medizinische Probleme mit simplen aber innovativen Lösungen angehen kann.
Das Gerät könnte Ärzten dabei helfen, Suchtrisiken frühzeitig zu erkennen und präventiv Maßnahmen zu ergreifen.
Heute, 2024 und 2025, setzt Gitanjali ihre beeindruckende Laufbahn am Massachusetts Institute of Technology fort, wo sie studiert und am renommierten Koch Institute für Krebsforschung an langwirksamen Impfstoffen forscht.
Ihre neueste und vielleicht ambitionierteste Entwicklung ist „SentinelAI“, ein Tool, das ethische künstliche Intelligenz nutzt, um psychische Krisen bei Jugendlichen vorherzusagen und zu verhindern.
Diese Innovation zeigt ihre kontinuierliche Entwicklung als Wissenschaftlerin und ihr anhaltendes Engagement für die Lösung gesellschaftlicher Probleme. 2023 wurde sie von First Lady Jill Biden im Weißen Haus bei der „Girls Leading Change“-Feier geehrt.
Gitanjalis Ansatz zur Problemlösung ist bemerkenswert ganzheitlich. Sie sucht nicht nur Lösungen auf Basis der technischen Aspekte sondern auch deren gesellschaftliche Auswirkungen, ethische Implikationen und Machbarkeit.
Diese ganzheitliche Denkweise zusammen mit ihrer außergewöhnlichen technischen Kompetenz, macht sie zu einer nachahmenswerten Stimme in der heutigen Wissenschaft.
Auszeichnungen sind für Gitanjali nicht Selbstzweck, sondern Plattformen, um andere junge Menschen zu inspirieren. Sie ist mehr als nur eine begabte Erfinderin. Sie ist eine Visionärin, die versteht, dass Technologie nur dann wirklich wertvoll ist, wenn sie menschliche Probleme löst und das Leben verbessert.
Abu Zayd al-Balkhi
Abū Zayd al-Balkhī (850–934) stammte aus der Region Balkh im heutigen Afghanistan. Er war Universalgelehrter des islamischen Goldenen Zeitalters – jemand, der in Medizin, Geographie, Philosophie, Theologie und Literatur gleichermaßen bewandert war.
Eines sticht jedoch besonders heraus: seine tiefgreifenden Einsichten zur psychischen Gesundheit – über 1.000 Jahre, bevor moderne Psychologie überhaupt als Wissenschaft existierte.
Al-Balkhī war Teil des berühmten Bayt al-Hikma („Haus der Weisheit“) in Bagdad – einer der bedeutendsten intellektuellen Zentren der damaligen Welt. Dort arbeiteten Denker aller Disziplinen zusammen: Philosophen, Mathematiker, Mediziner und Übersetzer.
Dort verfasste er auch sein Meisterwerk: „Masālih al-Abdān wa al-Anfus“ das „Wohlergehen von Körper und Seele“. In diesem Buch entwickelte er eine frühe Form der psychosomatischen Medizin.
Für ihn war klar: Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig – ein Gedanke, der erst im 20. Jahrhundert in der westlichen Medizin breitere Akzeptanz fand. Er unterschied dabei zwischen:
- körperlichen Krankheiten, die Ärzte behandelten und
- seelischen Krankheiten, für die spezielle psychologische Therapien nötig seien.
Al-Balkhī beschrieb depressive Zustände, Angststörungen, Zwangsverhalten, Phobien und sogar Panikattacken – über 1.000 Jahre bevor diese Begriffe in der modernen Psychiatrie geprägt wurden. Besonders bemerkenswert ist, wie differenziert al-Balkhī über Depression sprach.
Er unterschied zwischen:
- temporärer Depression – ausgelöst durch äußere Ereignisse und
- chronischer oder biologischer Depression – eine anhaltende Erkrankung, oft ohne klaren Auslöser.
Diese Unterscheidung deckt sich in erstaunlicher Weise mit heutigen Konzepten wie Major Depression und situativen Anpassungsstörungen. Er empfahl sowohl spirituelle Praktiken, mentales Training als auch medizinische Behandlungen – ein ganzheitlicher Ansatz, der heutigen Konzepten von Therapie, Achtsamkeit und Medikation sehr nahekommt.
Al-Balkhī argumentierte, dass ein gesunder Körper nicht möglich sei, wenn die Seele leidet – und umgekehrt. Seine Haltung war damit der heutigen integrativen Medizin weit voraus.
Er schrieb: „Wenn der Körper krank ist, verliert der Geist seine Klarheit. Wenn die Seele leidet, wird der Körper schwach.“ Obwohl seine Werke in der islamischen Welt geschätzt wurden, gerieten viele davon mit der Zeit in Vergessenheit – zum Teil durch politische Umbrüche, zum Teil weil sich die Denkschulen stärker auf Theologie als auf Psychologie konzentrierten.
Erst im 20. Jahrhundert wurden seine Ideen durch moderne Forscher wiederentdeckt und als bahnbrechend erkannt.
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