Kanibalismus
Kannibalismus bezeichnet eine Ernährungsweise, die die eigene Art als Nahrungsquelle nicht ausschließt. Sie ist meist unter spezialisierten Fleisch- und Leichenfressern vertreten und wird in:
- aktiven Kannibalismus (aktives Jagen und Töten der eigenen Art)
- passiven Kannibalismus (Nahrungsaufnahme nur durch bereits verstorbene Artgenossen)
unterteilt. Speziell bei Menschen wurde Kannibalismus früher auch Anthropophagie genannt, allerdings gilt dieser Begriff heutzutage als veraltet. Wenn Menschen Menschenfleisch verzehren, hatte und hat das meist unterschiedliche Gründe:
- mythisch (Weltschöpfung durch Kannibalismus)
- religiös (Leichenteile wie Herz als Opferung für Götter und Leichenreste für Menschen selbst)
- rituell (durch Verzehr des geopferten Menschen seine Wiederkehr verhindern)
- pietistisch (Ehrung durch Verzehr des Verstorbenen)
- ängstlich (den Feind durch Verzehr an der Wiederkehr hintern)
- justiziell (Ernährung von Verurteilten)
- medizinisch (Tötung, um die Lebenskraft des Toten für sich in Anspruch nehmen zu können)
- hungern (Ernährung von Menschenfleisch in extremen Notlagen)
Kannibalismus unter Menschen
Früher versuchten speziell kranke Menschen das Blut eines zu tote Verurteilten direkt nach der Tötung abzufangen, weil sie sich dadurch eine Heilung versprachen. Es wurde aber auch gemordet, um an das menschliche Muskelfleisch / Fett oder an das Herz (Armsünderherz) zu gelangen.
Verbreitet war auch die gezielte Tötung schwangerer Frauen, weil man das ungeborene Kind als Nahrungs- bzw. angebliches Heilmittel sehr begehrte. Dieser Brauch wurde bis ins 19 Jahrhundert hineingetragen und wird wohl auch heute noch vereinzelt beispielsweise in China praktiziert.
Mai 2012
Mehr als 17.000 Kapseln aus Menschenfleisch entdeckte der koreanische Zoll, die angeblich aus China stammen sollen. Es wird davon ausgegangen dass es sich dabei um tote Säuglinge und Ungeborene handelt, die zu Pulver verarbeitet wurden. Eine Kapsel ist etwa 27 Euro wert. (LINK)
Begriffsgeschichte
Auch in Deutschland ist Kannibalismus bekannt. Beispielsweise wurden noch aus „medizinischen Gründen“ 1879 in Berlin Grabschändungen (Fleischentnahme) verübt. Der Begriff „Kannibalismus“ stammt höchstwahrscheinlich von Kolumbus, der bekanntermaßen am 23. November 1492 auf die Westindischen Inseln traf.
Das dort lebende Volk hatte große Angst vor den „Caniba“ oder „Canima“, was angeblich einäugige, hundsgesichtige und menschenfressende Einwohner der Nachbarinsel Bohío beschreiben sollte. Der Begriff verbreitete sich dann rasend schnell auf dem gesamten Erdball und tauchte in Deutschland zum ersten Mal 1508 auf.
Damals glaubten die Menschen fest daran, dass am Rand der bekannten Welt menschenfressende und halbmenschliche Völker lebten. Heutzutage wird der Begriff „Kannibalismus“ im deutschen nur für bezeugte oder zumindest für möglich gehaltene Vorkommnisse gebraucht, der Begriff „Menschenfresser“ kommt in der Regel nur in Märchen oder Sagen vor.
Chinas Bestattungsrituale
Es wird davon ausgegangen, dass sich in China ein spezieller Ahnen- und Bestattungskult bis in die heutige Zeit erhalten hat, der allerdings nicht überall ausgelebt wird und nicht mehr rituell begründet ist. Zuvor galt es oft als eine Pflicht der Pietät gegenüber dem Verstorbenen Nahrungsmittel für die Angehörigen aus seinem Fleisch herzustellen.
Kannibalismus als Vorwand für Diskriminierung!
Nicht alle archiologischen Funde werden anerkannt, weil mancher Autor dahinter einen Vorwand für die Abwertung von indigenen Völkern und anderen Ethnien, die oft als „Wilde“ oder „Barbaren“ bezeichnet wurden, vermutet. Diese Annahme ist in der Forschung dennoch nicht weit verbreitet, da neuste Untersuchungsmethoden klar etwas Anderes für wahrscheinlich halten.
Kannibalismus als Form der Perversion!
Wo früher der Kannibalismus häufig aus rituellen Gründen vollzogen wurde, wird er in heutiger Zeit auch mit Sexualität in Verbindung gebracht. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass die Bezeichnung „süß“, „knackig“ und „appetitlich“ auf einen sogenannten erotischen Kannibalismus hindeuten kann. Dazu kann auch das zärtliche Beissen beim Liebesspiel gehören.
Kannibalismus im restlichen Tierreich
Unter Fischen / Reptilien und Amphibien ist der Kannibalismus sehr weit verbreitet. Bekannte Arten – Beispiele:
- Hechte, Flussbarsche und viele andere Beutegreifer im Wasser (Fische)
- Alligatoren, Schlangen und Warane (Reptilien)
- ungeborene Haie fressen häufig bereits noch im Mutterleib die Eier nachfolgender Generationen ( intrauterinen Kannibalismus)
- Mäuse, Ratten bei starker Populationsdichte
- Jungte Katzen und Löwen aber auch von Mantelpavianen und Schimpansen werden meist bei der Übernahme eines neuen Rudelführes getötet und oder verspeißt (Infantizid)
- sämtliche Beutegreifer-spinnen z.B. die echten Webspinnen
- Gottesanbeterinnen verspeißen häufig nach der Paarung das viel kleinere Männchen
- uvw.
Warum gibt es Kannibalismus?
Diese Frage kann wohl nie in vollem Ausmaß beantwortet werden. Denn der Mensch ist bekanntermaßen das einzige Tier (FAQ), was sich sehr genau mit der eigenen Psyche beschäftigen kann.
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