der Igel
Von Ende März bis Oktober kann man, wenn man Glück hat, einen kleinen stachligen Gartenbewohner entdecken. Diese kleine Säugetierart wird oft unterschätzt, denn sie gehört nicht nur zu den ältesten noch existierenden Säugetierformen, der Igel ist dem Menschen auch im Garten sehr behilflich.
Denn wenn ein Igel aus dem Winterschlaf erwacht, hat er in den vergangen 5 Monaten fast ein Drittel seines Gewichtes verloren und das gilt es wieder aufzufüllen. Seinen Riesenhunger tilgt der Igel in der Not sogar mit altem übrig gebliebenen Katzenfutter.
Dass der Igel schon seit 60 Millionen Jahren auf der Erde lebt und damit nicht nur die Eiszeiten und den Menschen mit seinen eingeschleppten Hunden und Katzen überlebt hat, sondern auch seine Pestizid-Wutanfälle, die vorallem in den 60iger- und 70iger Jahren beliebt waren, ist erstaunlich.
Der furchtlose Ritter
Igel sind furchtlose Nachtwanderer – warum sollten sie auch Angst haben? Sie können sich bei Gefahr zusammenrollen und müssen dann nur noch abwarten, bis die Gefahr vorrüber ist.
Ein Fluchtinstinkt ist nicht notwendig und auch nicht vorhanden, der Stachelpanzer ist für nichtmenschliche Tiere (FAQ) in den meisten Fällen ein unüberwindbares Hindernis.
Selbst Schlangengift macht einem Igel nichts aus, er verträgt 5 mal mehr Gift als ein Mensch, ein weiterer Grund für seine furchtlose Natur.
Gefahren!
Zu seinen natürlichen Feinden zählen Steinadler, Uhus oder Dachse, diese sind aber in Städten und Dörfern ehr selten zu finden. Sein größter und gefährlichster Feind ist der Mensch.
Leider ist des Igels furchtlose Natur bei einem vorbeikommenden Auto total wirkungslos. Jedes Jahr werden allein in Deutschland mehr als eine halbe Million Igel überfahren. Ein Igel läuft nämlich auch dann nicht weg, sondern rollt sich zusammen – im Zusammenhang mit Autos ein fataler Fehler.
Große Probleme haben die kleinen Säugetiere auch mit Gruben, Schächten oder Gartenteichen, denn aus diesen können sie sich meist nicht selbst befreien. Aus diesem Grund sollte man dem Igel Ausstiegshilfen zur Verfügung stellen, damit er dort nicht verhungern muss.
Es kommt auch immer wieder vor, dass ein Igel bei einem Gartenfeuer / Osterfeuer unabsichtlich mit verbrannt wird, weil er sich zuvor unter den aufgeschichteten Holz verkrochen hat. Deswegen ist es sinnvoll vor dem Anzünden die Haufen genau zu kontrollieren, damit ein Igel keinen qualvollen Feuertot sterben muss.
Irrtümer und Märchen
Viele Menschen wissen gar nicht, dass der Igel kein Jäger, sondern ein Finder ist. Des Igels Nase ist sogar noch sensibler, als die von Hunden oder Ratten. Sein Gehör ist ebenfalls spitzenklasse, so kann er weit in den Ultraschallbereich hineinhören. Hinzu kommt sein hervorragender Sinn für Erschütterungen. Er kann eine vom Baum gefallene Raupe in Sekundenbruchteilen registrieren und ansteuern.
Igel verspeißen weder Obst noch Gemüse, sie spießen dieses auch nicht auf ihre Stacheln. Wenn, dann interessieren sie sich für die Insekten, die sich in dem Obst / Gemüse befinden.
Auch wenn ein Igel zu den Beutegreifern gezählt wird, kann man ihn in Notsituationen bedenkenlos anfassen, um ihn z.B. aus einer Gefahrensituation herauszuhelfen. Handschuhe braucht es höchstens, wenn man Angst vor den Stacheln hat.
Der Igel – von Kopf bis Fuß
Man nimmt an, dass ein Igel bis zu 8000 Stacheln besitzt und da er sich nicht kratzen kann, leben auf ihm bis zu 500 Flöhe, Milben, Zecken und andere Insektenarten. Nur in Extremfällen können Krankheitserreger vom Igel zum Menschen übertragen werden.
Bei seiner Geburt hat ein Igel nur ca. 100 Stacheln, die noch ganz weich sind und die rosa Haut des Igels nicht groß bedecken. Ein Stachel ist rund und innen hohl, das macht sie zugleich fest aber auch sehr leicht. Ein Igel besitzt 36 Zähne und ist trotz seiner geringen Größe ein echter Beutegreifer.
Zu der Hauptnahrung des Igels gehören Wanzen, Laufkäfer, Schmetterlingslarven, Schnecken, Tausendfüßer, Ohrwürmer und Asseln. Ein hungriger Stachelträger verschmäht auch Regenwürmer nicht. Im Gegenteil, sie sind für die kleinen Beutegreifer eine Delikatesse.
Im Winterschlaf kann ein Igel seinen Herzschlag von 180 auf 8 Schläge pro Minute reduzieren, dabei atmet er nur noch 3 mal die Minute und die Körpertemperatur senkt sich von 36 auf 5 Grad ab.
stachlige Hilfe im Garten unerwünscht
Die Gründe:
Der Mensch baut immer mehr Straßen, die damit verbundene Landschaftsfragmentierung lässt den Igel immer öfter in sein verderben rennen, wenn er über die Straße möchte.
Hinzu kommt aber auch die Ordnungswut in menschlichen Gärten. Für Laubhaufen oder ähnliche Unterschlüpfe und liegengelassenes Fallobst haben Menschen oft kein Verständnis (mehr), schließlich soll der Garten sauber und aufgeräumt wirken. Das der Mensch damit sogar natürliche Gartenhelfer aussperrt und seinen Garten zu einer toten Zone erklärt, ist den meisten egal oder nicht bewusst.
Fazit:
Bitte denken Sie beim Gartenbau ein wenig an die immer seltener werdenden Igel. Es reicht vollkommen aus, wenn nur eine Ecke des Gartens durch liegengelassenes Fallobst und ein paar Versteckmöglichkeiten hergerichtet wird. Sie helfen damit nicht nur dem Igel, sondern schenken Ihren Garten damit wieder mehr Leben.
Bildquelle: Titelbild: © Falk Blümel / pixelio.de
Soni
8. November 2011 @ 22:59
Ein sehr schöner Bericht über die furchtlosen Ritter Alesandra. Sein fehlender Fluchtinstinkt wird ihm bei der Begegnung mit Autos leider zum Verhängnis. Aber nicht nur da ist der Mensch sein größter Feind. Gefahren für ihn sind z.B. auch Gruben, Schächte und Gartenteiche – es sollten immer Ausstiegshilfen vorhanden sein. Bei Gartenfeuern immer darauf achten, daß sich nicht ein Igel unterm aufgeschichteten Reisig verkrochen hat. Herumliegende Futterdosen werden zu Fallen, weil die Igel Futterreste suchen und sich in der Dose einklemmen können. Erst kürzlich rief mich verzweifelt eine Frau an, weil sich ein Igel in einem achtlos herumliegenden Netz im Garten total verfangen hatte. Sie hatte auch Angst ihn zu befreien, dabei beißt ein Igel nicht. Es sind friedliche Raubtiere. Wenn man nicht weiß wie man einen Igel anfasst, am besten Gartenhandschuhe zum Schutz vor den Stacheln anziehen, aber vor den Zähnen braucht man keine Angst haben.
LG Soni
Alesandra
9. November 2011 @ 10:55
Vielen Dank für deine Anmerkungen – die habe ich doch glatt unterschlagen, also total vergessen.
Es war mir gar nicht bewusst das mancher Mensch denkt er könne von Igeln gebissen werden.
Habe deine Anmerkungen nachgetragen. :-)
LG
Alesandra