Gender in der Biologie
Warum es mehr als zwei Geschlechter geben muss
Die einfache Antwort: weil es diese Menschen eindeutig gibt und Ignorieren nichts bringt. Außer, dass sich betroffene Menschen ihr Leben lang verstecken müss(t)en.
Man kann statt „viel mehr Geschlechter, als zwei“ auch „mehr Geschlechtsausprägungen“ formulieren, um zum Ausdurch zu bringen, dass sich betroffene Menschen keine Geschlechter ausdenken.
Selbst eine Person, die innerlich und / oder äußerlich männlich erscheint, ihre Identität aber klar weiblich verortet, war „biologisch“ schon immer eine Frau. Denn wenn nicht, wäre ihre Identität nur ausgedacht und dies trotz massiven Leidensdruck zu unterstellen ist wissenschaftlich unhaltbar.
Das Bundesverfassungsgericht hat mehrere Urteile zur Trans- bzw. Intersexualität gefällt, in denen es um den Geschlechtsbegriff geht. Im Urteil von 2017 heißt es: „In den medizinischen und psychosozialen Wissenschaften besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass sich das Geschlecht nicht allein nach genetisch-anatomisch-chromosomalen Merkmalen bestimmen oder gar herstellen lässt, sondern von sozialen und psychischen Faktoren mitbestimmt wird.“ Textquelle: www.emma.de/artikel/viele-geschlechter-das-ist-unfug-339689
die Intersexualität
Chromosome
Bei rund 0,3 Prozent der neugeborenen menschlichen Babies weicht die Verteilung der X/Y Chromosome vom klassischen Muster (XX oder XY) ab.
- X – es fehlt ein X Chromosom – weibliches Erscheinungsbild, Eierstöcke sind nicht funktionstüchtig
- XXX – 3 X Chromosom – weibliches Erscheinungsbild, Eierstöcke funktionstüchtig, unauffällig gegenüber cisgender
- XXY – 2 X, 1 Y Chromosom – männliches Erscheinungsbild, unfruchtbar; unauffällig gegenüber cisgender
- YY – 2 Y Chromosom – männliches Erscheinungsbild, fruchtbar; unauffällig gegenüber cisgender
Hormone
- XY – 1 X, 1 Y Chromosom, männliches Erscheinungsbild, Androgen-Rezeptoren (Wachstums-Hormon) funktionieren nur unzureichend; männliches (vermindertem Bart- und Körperhaarwuchs) oder weibliches Erscheinungsbild (weiblichen äußeren Genitalien und innenliegenden Hoden)
Lange Zeit wurde sowohl in der biologischen und medizinischen Forschung (und Behandlungspraxis) Intersexualität als „Störung“ eingestuft und als behandlungsbedürftig betrachtet.
Intersexuelle Menschen fühlen sich oft von Trans-Personen und Homosexuellen vereinnahmt, da sie weder ein „falsches Geschlecht“ bevorzugen, noch sich in einem der Norm entsprechenden „falschen Geschlecht“ zugehörig fühlen. Frühe Operationen werden deswegen meist als Verstümmelung und der eigentlichen Geschlechteridentität entfremdet empfunden.
Lichtblicke
Im Jahr 2013 wurde in Deutschland das Personenstandsgesetz geändert, sodass intersexuelle Säuglinge nicht mehr sofort in das Geburtenregister eingetragen werden müssen. Seit 2017 kann man beim Personenstand eine dritte Geschlechtsoption auswählen.
Dennoch werden immer noch viele Studien mit der zu einfachen Einteilung in „männlich und weiblich“ geführt.
Bedrohungen und gesellschaftlicher Druck
Für Eltern intersexueller Kinder ist der gesellschaftliche Druck nach wie vor sehr groß, ihre Kinder der Norm anzugleichen, auch wenn diese mit ihren uneindeutigen Genitalien viel besser leben könn(t)en.
die Transsexualität
Transsexuelle oder Trans-Personen können sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, mit dem sie nach Außen hin wahrgenommen werden. Meist besteht ein großer Wunsch den Körper (durch hormonelle oder operative Maßnahmen) der Identität anzupassen. Es gibt aber auch Fälle mit nur partiellen Angleichungen oder dem kompletten Verzicht einer Veränderung.
Die WHO bezeichnet Transsexualität als eine „Störung der Geschlechtsidentität“, was aber viele betroffene Personen ablehnen. Auch handelt es sich nicht um eine „Geschlechtsumwandlung“ (wie WHO es bezeichnet) sondern um eine Geschlechtsanpassung, da die geschlechtliche Identität bereits vorhanden ist und nicht nach Lust und Laune gewechselt wird.
Biologische Hypothesen über die Ursachen von Transsexualität
- Inkongruenzen bei der pränatalen Entwicklung
- radikale Ablehnung der kulturell bedingten Geschlechterrolle
Manche Trans-Personen lehnen den Begriff Transsexualität ab, weil er den falschen Eindruck vermitteln kann, er beziehe sich auf rein sexuelles Verhalten. Ähnlich schwierig empfinden manche „Transfrau/Transmann“, da sie sich ganz einfach wie Mann/Frau fühlen.
Diskriminierung
In Deutschland müssen Trans-Personen einen „klinisch relevanten Leidensdruck“ nachweisen, bevor die Geschlechtsanpassung von der Krankenkasse bezahlt wird. Dazu sind Psychotherapien oder Untersuchungen zu überstehen, die bei unwissenden oder unsensiblen Ärzten oder Ärztinnen sehr entwürdigend sind.
Lichtblicke
Seit 2011 ist die Personenstandsänderung in Deutschland auch ohne geschlechtsangleichende Operationen möglich.
Bedrohungen und Mord
Trotz zum Teil massiver Anfeindungen und sogar Mord empfinden es viele Trans-Personen als Befreiung, wenn sie endlich in dem Körper leben können, der auch ihre Identität wiederspiegelt.
Lesen Sie weiter:
auf Seite 3: Ablehnung und Hass
Geli
10. August 2024 @ 18:44
Die Beiträge haben mir sehr gut gefallen.Sie sind sehr informativ.