das Römische Kaiserreich und das Christentum
Augustus hatte bereits vor seiner offiziellen Ehrung die Unterstützung der römischen Armee. Die politischen Eliten hingegen waren nach den Erfahrungen mit Julius Caesar und den Bürgerkriegen vorsichtiger.
Im Jahr 23 v.u.Z. verzichtete Augustus auf das Konsulamt, erhielt aber die Vollmachten eines Volkstribuns und später auch die eines Konsuls. Obwohl er formal gleichgestellt war, wurde er faktisch zum „Ersten unter Gleichen“, was ihm die Kontrolle über den Staat sicherte.
Das frühere Prinzip gemeinsamer Entscheidungen wurde durch die Führung einer einzelnen Person ersetzt. Der Titel „Imperator“ wandelte sich von einem militärischen Rang zur Bezeichnung für den Kaiser.
Wiederherstellung der Ordnung
Nach den Bürgerkriegen bemühte sich Augustus um die Stabilisierung des Staates. Dazu gehörte die Förderung traditioneller Religionen, da man glaubte, die Götter hätten Rom einst groß gemacht. Ein zentrales Problem war die Landverteilung an ehemalige Soldaten, die oft zu Konflikten führte. Augustus gründete eine Berufsarmee, deren Mitglieder nach ihrer Dienstzeit Geld statt Land erhielten.
Zusätzlich wurden Hilfstruppen aus anderen Völkern eingesetzt. Diese erhielten nach ihrer Entlassung das römische Bürgerrecht, jedoch ebenfalls kein Land.
Grenzsicherung und Expansion
Augustus versuchte, das Reich durch natürliche Grenzen zu stabilisieren. Er ließ den Balkan bis zur Donau erobern, um die Verbindung zwischen West und Ost zu schließen. Ein Versuch, die Grenze bis zur Elbe auszudehnen, scheiterte 9 n.u.Z. in der Varusschlacht, bei der drei römische Legionen vernichtet wurden. Danach zogen sich die Truppen an den Rhein zurück.
Im Osten bestanden abhängige Königreiche, die Rom beeinflusste, ohne sie direkt zu verwalten – darunter auch Judäa unter König Herodes. Rom profitierte weiterhin von Getreidelieferungen aus Ägypten und Luxusgütern aus Indien, die über das Rote Meer gehandelt wurden. Auch Seide aus China gelangte auf diesem Weg nach Rom.
Stabilität und Nachfolge
Die Phase des inneren Friedens, bekannt als „pax romana“, brachte Wohlstand und festigte Augustus’ Macht. Um die Nachfolge zu sichern, verheiratete er seine Tochter mit seinem Adoptivsohn Tiberius und bezog ihn früh in die Regierung ein. So konnte das Kaisertum nach Augustus’ Tod im Jahr 14 n.u.Z. fortbestehen.
Herausforderungen der Nachfolge
Die Nachfolge blieb schwierig: Ein neuer Kaiser musste sowohl die Armee als auch die politischen Eliten überzeugen. Wenn das misslang, kam es zu Bürgerkriegen – zweimal in den folgenden 200 Jahren. Dennoch war diese Zeit insgesamt von Frieden und Wohlstand geprägt.
Zur Sicherung der Außengrenzen wurden weitere Gebiete erobert, darunter Britannien ab 43 n.u.Z. und Teile des heutigen Deutschlands. Grenzanlagen wie der Hadrianswall und der Obergermanisch-Rätische Limes wurden errichtet. Unter Trajan erreichte das Reich seine größte Ausdehnung, doch Hadrian gab später einige eroberte Gebiete wieder auf.
Bedrohungen und Seuchen
Ab 161 n.u.Z. musste Rom sich gegen Angriffe der Parther und später der Markomannen verteidigen. Eine schwere Seuche, die sogenannte Antoninische Pest, breitete sich ab 165 n.u.Z. aus und forderte Millionen Todesopfer. Auch Marc Aurel starb vermutlich daran 180 n.u.Z..
Krise im 3. Jahrhundert
Die Folgen der Pest und wirtschaftliche Probleme führten zu Instabilität. Nach dem Tod von Commodus 192 n.u.Z. kam es zu Machtkämpfen und Bürgerkriegen. Neue Bedrohungen entstanden durch die Sassaniden im Osten und die Goten im Norden, die mehrfach in das Reich eindrangen.
Eine weitere Pandemie, die Cyprianische Pest, brach um 250 n.u.Z. aus und war noch verheerender. Die militärischen Kräfte konzentrierten sich zunehmend auf die Grenzregionen, was lokale Aufstände begünstigte.
Reformen zur Stabilisierung
Erst Aurelian konnte 273 n.u.Z. die Einheit des Reiches wiederherstellen. Um die Verwaltung zu verbessern, führte Diokletian 284 n.u.Z. ein neues System ein: das sogenannte „Kollegium“, bei dem vier Kaiser gemeinsam regierten – zwei ranghöhere Augusti und zwei untergeordnete Caesares.
Konflikt zwischen Christentum und römischer Ordnung
Bereits vor der Zeitenwende entwickelte sich im östlichen Mittelmeerraum eine Kultur, die auf dem Glauben an einen einzigen Gott basierte. Diese entstand aus dem Zusammenschluss halbnomadischer Stämme mit dem Judentum.
Das Gebiet Palästinas wurde 63 v.u.Z. vom Römischen Reich erobert. In dieser Zeit trat ein jüdischer Prediger auf – Jesus von Nazareth, der um 27 v.u.Z. seine Lehre verbreitete. Seine Botschaft, dass die Letzten die Ersten sein würden, stieß auf Widerstand. Er wurde von den römischen Behörden gekreuzigt.
Nach seinem Tod berichteten Anhänger von Erscheinungen und hielten ihn für den Messias und Sohn Gottes – die Grundlage des Christentums, das heute weltweit etwa zwei Milliarden Gläubige zählt.
Im 3. Jahrhundert n.u.Z. kam es zu einer Rückbesinnung auf alte römische Kulte. Das führte zu Spannungen mit den Christen, die sich weigerten, Opfer für andere Götter zu bringen.
Einige Christen bezeichneten die Anhänger traditioneller Religionen sogar als Heiden. In bestimmten Situationen wurden Christen zu Sündenböcken, etwa 64 n.u.Z. unter Kaiser Nero nach einem Großbrand in Rom.
Unter den Kaisern Decian und Valerian kam es zu Verfolgungen, dennoch konnte sich der christliche Glaube durch die religiöse Toleranz Roms weiter ausbreiten. Kaiser Diokletian sah das Christentum als unvereinbar mit römischer Lebensweise.
Ab 303 n.u.Z. begann eine gezielte Verfolgung, die im Westen nach zwei Jahren endete, im Osten aber bis 311 n.u.Z. unter Galerius andauerte.
Teilung und Zerfall des Römischen Reiches
Diokletians Reformen führten später zur Teilung des Reiches in einen westlichen und einen östlichen Teil. Im Westen kam es zu Bürgerkriegen, in die auch germanische Stämme involviert waren.
410 n.u.Z. eroberte der Gotenkönig Alarich Rom. Die militärischen Konflikte und der Verlust von Nordafrika an die Vandalen (429–439 n.u.Z.) schwächten das Reich erheblich. 476 n.u.Z. setzte der germanische Offizier Odoaker den letzten weströmischen Kaiser ab.
Aufstieg Konstantins und das neue Rom
Im Osten übernahm Konstantin der Große ab 306 n.u.Z. die Führung. Nach mehreren Bürgerkriegen wurde er Alleinherrscher: 312 n.u.Z. besiegte er Maxentius, 324 n.u.Z. dann Licinus.
Vor der Schlacht soll er eine Vision eines Kreuzes gehabt haben, das er als Zeichen verstand. Nach dem Sieg stützte er seine Herrschaft auf das Christentum, ließ sich aber erst auf dem Sterbebett taufen.
330 n.u.Z. gründete Konstantin die neue Hauptstadt Konstantinopel anstelle des griechischen Byzantion. Die Stadt lag strategisch günstig zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer und wurde ein bedeutendes Handelszentrum.