urzeitliche Ökosysteme
In Südostrumänien liegt eine Welt, die seit über 5 Millionen Jahren keinen Sonnenstrahl gesehen hat: die Movile-Höhle. Sie ist wie eine Zeit-Kapsel, versiegelt durch dichte Kalksteinwände – bis sie 1986 zufällig von Bauarbeitern entdeckt wurde.
Besonderheiten:
- ca. 5.5 Millionen Jahre alt
- seit ca. 500.000 Jahren von der Oberfläche isoliert
- statt 21% Sauerstoff und 0,04% Kohlendioxid in der Atmosphäre, nur bis zu 10% Sauerstoff und bis zu 3,5% Kohlendioxid in der Höhle
- Luft und Wasser enthalten hohe Konzentrationen von Schwefelwasserstoff und Ammoniak
- Zugang nur über eine Wasserader aus 400 Meter Tiefe
- Schwefelbakterien bilden die Grundlage des Ökosystems
- aus Bakterien Masse bilden sich Pilze als Nahrungsquelle für Tiere
- es gibt nur eine andere bekannte Höhle (Tabasco, Mexiko) mit Schwefelbakterien als Grundlage
Was Forscher darin fanden, war wie aus einem Science-Fiction-Film: Ein komplettes Ökosystem ohne Licht, Sauerstoff und Pflanzen. Statt Photosynthese nutzt das Leben hier Chemosynthese – Mikroben gewinnen Energie aus Schwefelwasserstoff und Methan, die aus dem Gestein austreten.
Diese Mikroben sind die Basis eines völlig eigenen Nahrungsnetzes. Etwa 70 Tierarten existieren in dieser Höhle, etliche ausschließlich dort.
- blinde Skorpione
- farblose Spinnen
- durchsichtige Blutegel
- Hundertfüßer
- Landasseln
- Wanzen
- Schnecken
- ua.
Viele besitzen keine Augen und atmen über ihre Haut. Die Luft ist giftig: voller Kohlendioxid und Schwefelgasen, kaum Sauerstoff – für Menschen tödlich nach wenigen Minuten.
Wie ist das Ökosystem entstanden?
Es wird davon ausgegangen, dass das 21°C warme, schwefelhaltige Termalwasser Nährstoffe aus den Tiefen der Erde mitgebracht hat. Die Kalksteinschichten, in denen das Wasser fließt sind etwa 25.000 Jahre alt und haben keinen Kontakt zu Oberflächenwasser.
Thesen:
- Möglicherweise haben sich die Vorfahren der Lebewesen vor Millionen von Jahren während des Miozäns in die Höhle zurückgezogen.
- Möglicherweise haben neue Arten die Höhle zu verschiedenen Zeiten kolonisiert
Die Movile-Höhle zeigt, dass Leben nicht auf Sonnenlicht angewiesen ist. Sie gilt heute als eines der besten irdischen Modelle für mögliches außerirdisches Leben – etwa in unterirdischen Ozeanen des Marsmonds Europa.
Ein stiller, tödlicher Ort – und doch der beste Beweis dafür, dass das Leben überall Wege findet.
Gefahr durch Menschen
Der Eintritt von Menschen in die Höhle zur Erforschung stellt auch eine Bedrohung für den einzigartigen Lebensraum dar. Obwohl die Erkundungen der Höhle streng reguliert sind und die Entdecker sterilisierte Ausrüstung und Schuhe tragen, gibt der Atem dieser Entdecker eine Menge Sauerstoff und Mikroben in die Luft der Höhle ab, was wiederum das empfindliche Gleichgewicht des fragilen Ökosystems beeinträchtigen könnte.- Quelle: www.ripleybelieves.com
Die immer größer werdenden menschlichen Siedlungen sind ebenso eine Bedrohung – z.B. die Leckage aus Klärgruben und Abwasserleitungen der nahegelegenen städtischen Zentren.
Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6hle_von_Movile
llbosone.com/seltsame-kreaturen-und-giftige-luft-was-verbirgt-die-movile-hohle-in-rumanien-die-unglaublichste-der-welt/
www.ripleybelieves.com/movile-cave-an-oddity-of-romania-6492
Text: @Infokomposter & @Anouk / Bluesky – Bildquelle: Pete Linforth / Pixabay (AI-generiert)