rothaarige Menschen – Veränderung im Pigment-Gen
Rothaarige Menschen fallen nicht nur durch ihre besondere Haarfarbe auf, sie unterscheiden sich auch genetisch von anderen, und das kann medizinisch relevant sein.
Entwicklung im Norden Europas
- Mutation bei Schotten und Iren (im Chromosom 16)
- Hemmung des braunen Hautfarbstoffes Melanin
- Resultat: rote Haare, helle Haut und Sommersprossen
Fast alle rothaarigen Menschen haben eine Veränderung im sogenannten MC1R-Gen (Melanocortin-1-Rezeptor). Dieses Gen reguliert eigentlich die Pigmentbildung, beeinflusst also Haar- und Hautfarbe, es wirkt aber auch auf Rezeptoren im zentralen Nervensystem, die bei der Verarbeitung von Schmerz und bei der Wirkung von Anästhetika beteiligt sind.
Als Ursache gilt die veränderte Rezeptorempfindlichkeit, die durch das MC1R-Gen beeinflusst wird. Viele Rothaarige kennen das vermutlich auch, dass beim Zahnarzt oder kleinen Eingriffen Lokalanästhesien (z.B. Lidocain oder Articain) nicht oder nur unzureichend wirken.
Interessanterweise ist das Schmerzempfinden bei Rothaarigen nicht stärker oder schwächer, sondern anders verteilt.
- bei Hautschmerz (z.B. Hitze, Strom, Injektionen) empfindlicher
- bei inneren (viszeralen) Schmerzen unempfindlicher
Die individuelle Reaktion auf Schmerzen und Schmerzmittel ist oft nicht vorhersehbar, was ein wichtiger Punkt bei Operationen und den Nachbehandlungen ist. Auch in der postoperativen Schmerztherapie reagieren Rothaarige auf bestimmte Schmerzmittel (insbesondere Opioide), anders.
Eine „Standarddosis“ ist also nicht für alle geeignet – hier ist eine individuelle Anpassung durch ärztliches Fachpersonal besonders wichtig. Patienten mit roten Haaren sollten das offen mit Anästhesisten oder Ärzten ansprechen. Das wird leider nicht immer beachtet.
Rothaarige unterscheiden sich demnach geringfügig von anderen Menschen – diese Unterschiede sind wissenschaftlich untersucht und keineswegs nur Einbildung.
Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/Melanocortin-1-Rezeptor
d-nb.info/1111905614/34
www.ai-online.info/images/ai-ausgabe/2019/02-2019/2019_2_57-64_Haben%20Patienten%20mit%20roten%20Haaren%20ein%20hoeheres%20Risiko%20fuer%20Komplikationen%20in%20Anaesthesie.pdf
www.sana.de/anaesthesie-und-intensivmedizin/rote-haare-und-narkose?
Text: @Infokomposter / Bluesky – Bildquelle: R23X / Pixabay