Yakhchāl – Die persischen Eiskeller
In der persischen Wüste gab es bereits um 400 v. u.Z geniale Bauwerke: Kühlanlagen, die teils bis heute existieren – und funktionieren!
Diese Yakhchāl – persisch für „Eisgrube“ (persisch: یخچال; yakh = Eis, chāl = Grube) – waren kuppelförmige Bauten, oft 10–15 Meter hoch, mit einem tiefen, unterirdischen Lagerraum. Die Schreibweise „Yakhchāl“ variiert stark: Yachtschal, Yaktschal…
Diese über den Iran verstreuten Bauwerke ermöglichten es, das ganze Jahr über Eis zu lagern. Ihre bis zu zwei Meter dicken Lehmwände hielten die Hitze draußen. Das verwendete Material „Sarooj“ – eine Mischung aus Ton, Sand, Asche, Eiweiß und Ziegenhaar – war wasserdicht sowie extrem hitzeabweisend. Ein ausgeklügeltes Belüftungssystem mit Windtürmen (Badgirs) sorgte dafür, dass warme Luft entweichen konnte.
Funktionsweise
Die Yakhchāl nutzten einfache physikalische Prinzipien:
- Verdunstungskühlung:
In der kalten Jahreszeit wurden Eisblöcke entweder aus dem Gebirge herangeschafft oder Wasser wurde in flachen Becken über Nacht gefrieren gelassen.Das Eis wurde tagsüber in den unterirdischen Raum geschichtet. Tagsüber kühlte die Luft zusätzlich durch Verdunstung an kleinen Wasserflächen oder durch den Luftstrom, der durch die Ventilationskanäle strich – ähnlich wie bei modernen Verdunstungskühlern.
Das Eis hielt sich so oft bis über den Sommer hinaus, selbst in heißen Regionen wie Kerman oder Yazd.
- Tiefe und Isolation:
Der bis zu 15 Meter tiefe Lagerraum sorgte für konstante Temperaturen unter der Erde – meist unter 10 °C, auch bei extremer Außentemperatur. Die isolierende Wirkung der Kuppel half zusätzlich, die Temperatur niedrig zu halten. - Beschattung und Bauweise:
Die Wasserbecken – teils auch die Kuppeln – wurden auf der Südseite durch hohe Mauern vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt, teilweise sogar zusätzlich nach Osten und Westen hin abgeschirmt.
Nach dem Befüllen wurden die Schächte der Eiskeller zugemauert, nur ein schmaler Zugang blieb zur Eisentnahme geöffnet.
Badgir – die Windfänger
Die Badgir (Windtürme) waren ein zusätzliches Kühlsystem: Hohe Türme mit mehreren Öffnungen in verschiedene Himmelsrichtungen fingen den Wind ein. Dieser wurde durch vertikale Schächte nach unten geleitet und dabei über Wasserbecken geführt – die Luft kühlte sich ab. Gleichzeitig wurde warme Luft durch andere Schächte nach oben abgeleitet.
Der entstehende Luftzug durch Temperatur- und Druckunterschiede sorgte für einen dauerhaften Kühleffekt – ganz ohne Strom.
Heute
Es sind noch 129 Yakhchāls erhalten – viele davon denkmalgeschützt und beliebte touristische Sehenswürdigkeiten. Zur traditionellen Eislagerung werden sie zwar nicht mehr genutzt (auch wenn sie es könnten!), doch einige wurden zu Forschungszwecken reaktiviert.
Ihre Prinzipien – Verdunstungskühlung, thermische Masse und natürliche Isolierung – fließen heute in moderne, nachhaltige Architektur ein, um energieeffiziente Gebäude in heißen Regionen zu gestalten.
- Yakhchāl - Bildquelle: Pastaitaken / Wikipedia CC-Lizenz
- Innenansicht - Bildquelle: Wojciech Kocot / Wikipedia CC-Lizenz
- Windkühlsystem - Bildquelle: Samuel Bailey / Wikipedia CC-Lizenz
Text: @Infokomposter / Bluesky – Bildquelle: Pastaitaken / wikipedia CC-Lizzenz