Norias von Hama – besondere Wasserräder
Wasserräder kennt man fast auf der ganzen Welt, von Getreidemühlen, Sägewerken und anderen Betrieben, die die Rotationsenergie nutzen. Es gibt aber auch Wasserschöpfräder, die Höhendifferenzen im Wasserfluss überwinden, die zur Be- oder Entwässerung von Anbauflächen oder gar Städten genutzt werden.
Diese Technik wurde bereits vor 2300 Jahren in Syrien mit exzellenter Wasserbautechnik zur Versorgung von teilweise neu errichteten Städten eingesetzt. Die Wasserschöpfräder am Orontes in Syrien sind teilweise noch heute in Betrieb und schon durch ihre Größe aber auch ihre Standfestigkeit ein Wunderwerk der frühen Technik.
Teilweise knapp 30 Meter im Durchmesser, schöpften sie Wasser aus dem Fluss Orontes, heben dieses Wasser auf bis zu 30 Meter höheres Niveau und werden dabei nur von der Fließkraft der Strömung im Fluss angetrieben. Sie sind weltweit die größten ihrer Art.
Ihr Betrieb war notwendig, weil das Flussbett des Orontes bis zu 70 Meter tiefer liegt als die umliegenden Felder. Heute wird das Wasser des Orontes nicht mehr zur Frischwasserversorgung der Stadt Hama genutzt, die riesigen Wasserräder versorgen allerdings über die teilweise noch intakten Wasserwege Ländereien und Felder.
Die Norias in Hama sind aus unterschiedlichen Holzarten gefertigt, je nach Funktion des Bauteils:
- Walnussholz
- Aprikoseholz
- Maulbeerholz
- Pappelholz
- Kiefernholz
kamen zum Einsatz. Die Achsen beispielsweise sind aus Walnussholz, da dieses eine ausreichende Stabilität aufweist. Diese sind auf Holzstelen befestigt, die auf einer Steinsockeln ruhen.
Umlaufend an den gewaltigen Felgen sind dann die Wasserbehälter angebracht. Ein einzelnes Wasserrad kann bei Höchstleistung 45 Liter Wasser in der Sekunde transportieren, eine Wassermenge die ausreichend ist um eine Ackerfläche von 25 Hektar zu bewässern.
Der älteste Nachweis für die Existenz der Wasserräder befindet sich auf einem Mosaik, das in der Säulenstraße der Stadt Apameia (55 Kilometer nördlich von Hama) freigelegt und das Jahr 469 v.u.Z. während der Hochkultur der Aramäer datiert wurde.
Die frühste schriftliche Erwähnung geht auf den römischen Kaiser Elagabal zurück, der im frühen 3. Jahrhundert n.u.Z von einer Noria in Apameia berichtete, die die dortigen Gärten bewässerte.
erstaunliche Langlebigkeit der Räder
- kontinuierliche Wartung durch spezialisierte Handwerkerfamilien (Wissen über Generationen weitergegeben)
- Ersetzen regelmäßig beschädigte oder abgenutzte Teile
- bei guter Pflege werden alle 15 Jahre die wichtigsten Holzelemente einer Noria erneuert
- robuste Bauweise (z.B. Walnussholz für Achsen)
- regelmäßiger Betrief durch konstante Wasserquelle
- niedrige Dämme regulierten den Wasserstand des Flusses (weder Wassernotstand noch Überflutung)
- teilweise hunderte Meter lange Aquädukte aus steinernen Bögen
Diese Technik wurde in der Region beibehalten, bis sie in die Neuzeit nach und nach durch Pumpensysteme ihre Bedeutung verloren. In den 1960er Jahren senkte außerdem der Bau des Rastan-Staudamms den Wasserstand des Orontes, sodass viele Norias monatelang trocken lagen.
100 dieser Wasserräder am Orontes stehen heute noch, wovon allerdings nur 17 noch in Betrieb sind. Die ältesten der heute noch existierenden Norias stammen aus dem 11. Jahrhundert n.u.Z.
Quellen:
zerstoertes-kulturgut.github.io/Kulturst%C3%A4ttenNachL%C3%A4ndern/Syrien/Norias.html
www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/rekorde/norias-von-hama-wasserraeder-mit-langer-geschichte/
Text: @Infokomposter & @Anouk / Bluesky – Bildquelle: Manfred Antranias Zimmer / Pixabay
Hinweis: Wasserrad im Bildtitel ist kein Norias von Hama