die falsche Darstellung der Weltkarte
Seit über 500 Jahren nutzt die Menschheit eine verzerrte Weltkarte auf der z.B. Grönland (Fläche: 2,2 Millionen km²) genauso groß erscheint, wie Afrika (Fläche: 30 Millionen km²) – tatsächlich ist der Kondinent 14 Mal größer, als die arktische Insel. Auch Europa und die USA werden in Bezug auf Afrika (auf Hälfte verkleinert) viel zu groß dargestellt.
Im Jahr 1569 entwickelte der flämische Kartograf Gerhard Mercator die bekannte Weltkarte, die allerdings für die Seefahrt gedacht war. Aus diesem Grund sind zwar die Winkel korrekt dargestellt, dafür werden Gebiete nahe der Pole stark vergrößert und jene am Äquator verkleinert.
Resultat: Afrika wirkt viel kleiner, als es tatsächlich ist. Die Antarktis wirkt viel zu ausgedehnt, obwohl sie nur wenig mehr Fläche als Europa hat. Die Pole sind ebenfalls stark verzerrt. Die Flugstrecke von New York nach Tokio ist keine gerade Linie sondern eine gebogene.
das koloniale Weltbild
Diese Verzerrungen waren politisch gewollt und kein Versehen, obwohl es technisch gesehen nicht ganz einfach ist, aus der dreidimensionalen Erdkugel eine zweidimensionale Scheibe zu formen. Europa soll für den Machterhalt als Zentrum der Welt dargestellt werden, ebenso wie die USA.
Bereits 2007 entwickelten Richard Gott und David Goldberg eine neue doppelseitige Karte (2 Scheiben) der Erde mit den Polen im Zentrum. Lokale Formen, Flächen, Entfernungen, Beugung von Geraden, „Schiefheit“ und Grenzschnitte konnten besser dargestellt werden.
2018 entstand die Kampagne Equal Earth, die Schulen und Medien dazu anregen möchte, eine realistischere Karte der Welt zu benutzen. Auch wenn diese Karte zur Navigation weniger geeignet ist, bleibt Afrika im Zentrum und ist nun viel länger und massiger, Grönland viel kleiner.
Das ist nicht einfach nur eine geopolitische Spielerei – mit den richtigen Größenverhältnissen werden auch wirtschaftliche, politische und entwicklungspolitische Entscheidungen über Afrika anders unbewusst wahrgenommen.
Die Vereinten Nationen prüfen laut SWR derzeit, ob sie von der Mercator- zur Equal Earth-Projektion wechseln. – Quelle: www.fr.de
Alternativen zur Mercator-Karte:
- Mercator-Projektion (1569) – für Seefahrt entwickelt, winkeltreu
- Projektion von Émile Guyou (1886) – westliche und östliche Hemisphäre werden separat abgebildet
- Winkel-Tripel-Projektion (1921) – gebogene Breitengrade
- Gall-Peters-Projektion (1973) – statt der Winkel werden Größenverhältnisse realistischer dargestellt (zur Navigation schlecht geeignet)
- azimutale Äquidistanz-Projektion (2007) – 2 Scheiben
- Equal Earth Projection (2018)
die Verzerrungssklava von Gott und Goldberg
- Globus = 0
- azimutale Äquidistanz-Projektion = 0,881
- Winkel-Tripel-Projektion = 4,56
- Mercator-Projektion = 8,30
Bedeutung: 0 = keine Verzerrungen, 8 = sehr starke Verzerrungen
Sehr deutlich werden die Verzerrungen auf dieser Webseite (zur Mitte scrollen) oder auch hier. Es gibt bereits auch eine kostenlose Version für die eigene Nutzung der verbesserten Weltkarte von der Equal Earth Projection.
historische Ungerechitgkeiten
- transatlantischen Sklavenhandels
- Kolonialismus
- Apartheid
- Völkermord
Es geht also nicht nur um eine Weltkarte, sondern darum, wie Afrika in Wissenssystemen repräsentiert wird.
Quellen:
www.fr.de/wissen/correct-the-map-weltkarten-darstellung-in-der-kritik-aenderung-wird-gefordert-zr-93909413.html?utm_source=firefox-newtab-de-de
www.sueddeutsche.de/wissen/weltkarte-scheibe-mercator-projektion-verzerrung-erde-gerhard-mercator-doppelprojektion-1.5232084
correctthemap.org/
Bildquelle: equal-earth.com (verbesserte Darstellung der Weltkarte, Afrika mit richtiger Größeneinordnung)