die ersten Siedlungen und Dörfer
Naher Osten – Ursprung der Sesshaftigkeit und erste Städte
Im Fruchtbaren Halbmond begann die Sesshaftigkeit bereits um 12.500 v.u.Z. mit der Natufien-Kultur. Diese Menschen errichteten Hütten, betrieben Vorratswirtschaft und nutzten Wildgetreide intensiver. Um 9.500 v.u.Z. entstand in Jericho eine der ältesten dauerhaften Siedlungen mit Mauern und Vorratsräumen.
In Anatolien entwickelte sich Çatalhöyük (ca. 7.500–6.500 v.u.Z.) zu einem dicht bebauten Dorf mit komplexen Sozialstrukturen. Ab dem 4. Jahrtausend v.u.Z. entstanden in Mesopotamien die ersten Städte wie Uruk, die durch Überschussproduktion, Arbeitsteilung und Handel geprägt waren.
Uruk gilt als die erste echte Stadt der Menschheitsgeschichte, mit bis zu 40.000 Einwohnern um 3.000 v.u.Z. Weitere Beispiele sind Eridu und Lagash, die ebenfalls aus Dörfern hervorgingen.
Ägypten – Dörfer und frühe Städte am Nil
Im Niltal bildeten sich ab 5.000 v.u.Z. erste Dörfer, die auf Landwirtschaft und Bewässerung basierten. Um 3.500 v.u.Z. entstanden größere Siedlungen mit Verwaltungsstrukturen.
Mit der Reichseinigung um 3.100 v.u.Z. entwickelte sich das frühe Ägypten, und Städte wie Memphis und später Theben wurden zu politischen und religiösen Zentren. Auch Orte wie Hierakonpolis zeigen frühe städtische Strukturen mit Tempeln und Verwaltung.
Indus-Kultur – geplante Städte
Zwischen 3.300 und 2.600 v.u.Z. entstanden im Industal erste größere Dörfer. Ab 2.600 v.u.Z. entwickelten sich Städte wie Harappa und Mohenjo-Daro, die durch geplante Straßen, Abwassersysteme und zentrale Speicheranlagen auffielen.
Diese Städte zeigen eine hoch organisierte Gesellschaft mit Eigentum und Vorratswirtschaft. Weitere Beispiele sind Dholavira und Lothal, die ebenfalls städtische Strukturen aufwiesen.
China – Sesshaftigkeit und frühe Dynastien
Im Gebiet des Gelben Flusses entstanden ab 7.000 v.u.Z. erste bäuerliche Siedlungen mit Hirseanbau. Um 4.000 v.u.Z. bildeten sich größere Dörfer. Ab 2.000 v.u.Z. entstanden frühe städtische Zentren wie Erlitou, die als Vorläufer der Shang-Dynastie gelten.
Später entwickelten sich Städte wie Anyang, die durch Paläste, Tempel und Werkstätten geprägt waren. Auch im Jangtse-Gebiet entstanden frühe Siedlungen, die auf Reisbau basierten.
Europa – Ausbreitung der Sesshaftigkeit
Die Sesshaftigkeit breitete sich ab 5.500 v.u.Z. mit der Bandkeramischen Kultur nach Mitteleuropa aus. Erste Dörfer bestanden aus Langhäusern und Feldern. Ab dem 3. Jahrtausend v.u.Z. entstanden größere Siedlungen mit Befestigungen, etwa in der Bronzezeit. Beispiele sind die Pfahlbausiedlungen am Bodensee oder die befestigten Dörfer der Unetice-Kultur.
Städte im eigentlichen Sinn entwickelten sich erst später, etwa mit den griechischen Poleis ab dem 8. Jahrhundert v.u.Z., darunter Athen und Sparta, die durch Handel, Eigentum und politische Organisation geprägt waren. Auch die etruskischen Städte in Italien (ab dem 7. Jahrhundert v.u.Z.) sind frühe Beispiele.
Amerika – Olmeken, Maya und Andenkulturen
In Mittelamerika entstanden ab 2.000 v.u.Z. erste Dörfer mit Maisanbau. Ab 1.200 v.u.Z. bildeten die Olmeken frühe städtische Zentren wie San Lorenzo und La Venta, die durch monumentale Architektur auffielen. Später entwickelten die Maya ab 750 v.u.Z.
Städte wie Tikal und Copán, die durch Tempel, Paläste und Märkte geprägt waren. In Südamerika entstanden im Andenraum ab 3.000 v.u.Z. erste dauerhafte Siedlungen, die später zu komplexen Städten wie Caral (ca. 2.600 v.u.Z.) wuchsen. Später folgten Städte wie Cusco, das Zentrum des Inka-Reiches.
weitere Beispiele weltweit
Auch in anderen Regionen entstanden frühe Siedlungen und Städte. In Afrika südlich der Sahara entwickelten sich ab dem 1. Jahrtausend v.u.Z. städtische Zentren wie Nok in Nigeria. In Nordamerika entstanden ab dem 1. Jahrtausend n.u.Z. große Siedlungen wie Cahokia am Mississippi, die durch monumentale Erdhügel geprägt waren.
In Südostasien entwickelten sich ab dem 1. Jahrtausend v.u.Z. Städte wie Angkor in Kambodscha, die durch Tempelkomplexe und Bewässerungssysteme auffielen.
Fazit
Die Entwicklung von Siedlungen zu Dörfern und schließlich zu Städten war ein globaler Prozess, der sich über Jahrtausende hinweg vollzog. Im Nahen Osten begann er bereits um 12.500 v.u.Z., während in Europa und Amerika Städte erst deutlich später entstanden.
Gemeinsam war allen Regionen die Sesshaftigkeit, die Vorratswirtschaft, die Manipulation von Beutetieren und die Entwicklung von Eigentum. Diese Faktoren führten zu sozialen Differenzierungen, Umweltbelastungen und schließlich zu den ersten urbanen Zentren der Menschheit.
Wie Arbeit entstand
Vor der Sesshaftigkeit bestanden Tätigkeiten wie Jagen, Sammeln und Werkzeugherstellung. Mit der Sesshaftigkeit ab ca. 12.000 v.u.Z. wandelten sich diese Tätigkeiten zu Arbeit im engeren Sinn: planbar, wiederholbar und sozial eingebettet.
Arbeit bedeutete nun Ackerbau – das Bestellen von Feldern, das Ausbringen von Saatgut und die Ernte. Sie umfasste die Manipulation von Beutetieren, deren Pflege, Zucht 1)Zucht = hier noch kein Unwort, da noch in den Anfängen und Nutzung als Ressource. Hinzu kam die Bauarbeit für Häuser, Vorratsspeicher und Bewässerungssysteme. Mit der Spezialisierung entstanden Handwerke wie Keramik, Textilproduktion und Metallbearbeitung.
Arbeit entstand, weil Vorräte geschützt, Eigentum gesichert und Umwelt kontrolliert werden mussten. Sie strukturierte den Alltag, führte zu Arbeitsteilung und Spezialisierung und wurde ab dem 4. Jahrtausend v.u.Z. in Städten wie Uruk zunehmend institutionalisiert. Abgaben, Arbeitsdienste und Verwaltung machten Arbeit zu einem gesellschaftlichen Fundament.
Versachlichung der Beutetiere
Beutetiere wie Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine wurden nicht mehr nur gejagt, sondern gezielt manipuliert. Sie lieferten Fleisch, Milch, Wolle, Mist und Arbeitskraft. Ihre Rolle wurde funktionalisiert:
Nahrungsquelle: planbare Versorgung mit Proteinen und Kalorien.
Arbeitskraft: Rinder als Zugtiere für Pflüge und Transport.
Rohstofflieferanten: Häute, Knochen, Wolle und Sehnen für Werkzeuge und Kleidung.
Die Versachlichung bedeutete, dass Beutetiere nicht mehr als Wildtiere betrachtet wurden, sondern als Ressourcen mit klaren Nutzungswerten. Sie wurden zu Kapital, das vererbt und getauscht werden konnte, und damit Teil des Eigentumssystems.
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