Pozzo di San Patrizio (einfallsreicher Brunnen)
Der poetische Name des Brunnens kommt von dem Glauben, dass er das Fegefeuer des Heiligen Patrick repräsentiert, mit der Verheißung des Paradieses jenseits davon.
Der Brunnen wurde 1527 von dem Florentiner Antonio da Sangallo dem Jüngeren entworfen, um Orvieto (Stadt) mit einer zuverlässigen Wasserversorgung auszustatten, und sein Bau dauerte ein Jahrzehnt.
Diese große technische Meisterleistung wurde von Papst Clemens VII. in Auftrag gegeben, der hier Zuflucht suchte, um den Invasionstruppen Karls V. während der Plünderung Roms im Jahre 1527 zu entkommen.
Das Besondere: Zwei gegenläufige Wendeltreppen mit 248 Stufen winden sich spiralförmig nach unten und wieder hinauf – ohne sich je zu kreuzen. Dieser raffinierte Trick ermöglichte es, dass Maultiere beladen mit leeren Wasserkrügen hinuntergingen und beladen mit Wasser wieder heraufkamen, ohne sich gegenseitig zu behindern.
Das Innere des Brunnens ist von 72 Fensteröffnungen durchzogen, durch die Licht einfällt – ein düster-archaischer Lichteffekt.
Eine Anekdote besagt, dass Leonardo da Vinci (gar nicht beteiligt) die Idee zum doppelten Treppensystem inspiriert haben soll, da er ähnliche Konzepte für Verteidigungsanlagen entwickelte.
Der Brunnen hieß ursprünglich „Pozzo della Rocca“, doch im 18. Jahrhundert erhielt er den poetischen Namen „Pozzo di San Patrizio“ – eine Anspielung auf die legendäre Höhle des heiligen Patrick in Irland.
Die „Hölle des Heiligen Patrick“ war ein Ort der Buße, an dem Gläubige in völliger Dunkelheit Visionen vom Fegefeuer erhalten sollten. Im Volksglauben stand sie für den Übergang zur Erkenntnis, für eine innere wie äußere Reise in die Tiefe.
Die Akustik im Inneren ist ebenso bemerkenswert: Leise Geräusche, selbst Flüstern, hallen auf seltsame Weise nach. Manche Besucher berichten, sie hätten ihren eigenen Atem gehört wie das Wispern einer anderen Person.
Bei starkem Regen soll das herabfallende Wasser wie eine Orgel klingen – als ob der Brunnen selbst zu sprechen begönne.
Papst Paul III. ließ später eine Inschrift am Brunneneingang anbringen:
QUOD NATURA MUNIMENTO INVIDERAT INDUSTRIA ADDIDIT – Was die Natur an Schutz verweigerte, hat der menschliche Fleiß hinzugefügt.
Der Brunnen wurde allerdings niemals für militärische Belagerung gebraucht – das Wasser lief also Jahrhunderte lang nur für die Stadtbevölkerung.
In den 1950er Jahren war der Brunnen Schauplatz eines Wettkampfs zwischen zwei Eseln, die die doppelte Treppe schneller meistern sollten – ein PR-Gag der Gemeinde mit Volksfestcharakter.
Quellen:
www.villainumbria.com/de/pozzo-di-san-patrizio-orvieto/
Text: @Infokomposter / Bluesky – Bildquelle: Josh Kahen / Unsplash