Geschichtstücher (story cloths)
Im so genannten „Geheimen Krieg“, des Indochina-Krieges in Laos (1960er–1975) wurden tausende Hmong als Verbündete der USA rekrutiert und litten unter schwerer Verfolgung.
Merkmale
- Hmong (vietnamesisch Mẹo) sind ein indigenes Volk Ost- und Südostasiens
- sie gehören zur Miao-Nationalität mit über 15 Millionen Menschen
- schriftliche Aufzeichnungen über Hmong seit etwa 2.000 Jahren in chinesischen Chroniken und Geschichtsbüchern
- Existenz vermutlich seit 4.000 Jahren
- ethnische Minderheit Chinas, da von der schnell wachsenden han-chinesischen Bevölkerung immer weiter zurückgedrängt
- größte zerstreute Bevölkerungsgruppe der Neuzeit (China, Vietnam, Laos, Thailand, USA, Kanada, Australien und Europa, ua.)
Nach Kriegsende flohen sie über den Mekong nach Thailand: In den Flüchtlingslagern wie Ban Vinai begannen Hmong-Frauen, eine neue Form ihrer traditionellen Stickkunst zu entwickeln.
Textilkunst der Hmong
Diese „Story Cloths“ – eine abgewandelte Version der jahrhundertealten „paj ntaub“ (Blumenstoff) – wurden geschaffen, um Erlebtes sichtbar und erzählbar zu machen.
Traditionell war paj ntaub ein geometrisches Kunsthandwerk, das symbolträchtige Muster trug und von Frauen an die nächsten Generationen weitergegeben wurde.
In den Camps entstand daraus etwas Neues: Tücher mit realistischen Szenen – von der Flucht über den Mekong, dem Leben im Lager, bis hin zur späteren Einwanderung in die USA.
Oft zeichneten Männer die Bilder vor, anschließend stickten die Frauen das Motiv – eine Abweichung von der rein weiblichen Produktion traditioneller paj ntaub .
Die Tücher dienten zunächst dem Überleben: Missionare oder NGOs animierten Frauen dazu, ihre Geschichten auf Stoff zu sticken und für internationale Märkte zu verkaufen – teils in Touristenshops in Bangkok, teils direkt über NGOs oder Verwandte in den Vereinigten Staaten.
Die Farben wurden an westlichen Geschmack angepasst, etwa gedämpftes Blau oder Grau statt knalliger Töne. Die „Story Cloths“ dokumentieren auf eindrückliche Weise die Erlebnisse der Hmong:
- Schöpfungsgeschichten, historische Berichte über das traditionelle Hmong-Leben und -Kultur
- die Zerstörung der Dörfer
- der Überfall durch Pathet Lao
- die Überquerung des Mekong (manchmal sogar mit Familienmitgliedern, die als Kinder Opium erhalten hatten, damit sie nicht weinen)
- das Leben im Lager
- der Neubeginn in Amerika als Fremde
Heute werden viele dieser Stickereien als historische Dokumente, aber auch als bedeutende Kunstwerke betrachtet. Sie sind in Museumssammlungen wie der Library of Congress, dem Missoula Art Museum oder dem Minneapolis Institute of Art vertreten, aber auch um den jüngeren Generationen das kulturelle Erbe und das Trauma der Hmong näherzubringen.
Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/Hmong-Konflikt
de.wikipedia.org/wiki/Hmong
en.wikipedia.org/wiki/Romanized_Popular_Alphabet
Text: @Infokomposter & @Anouk / Bluesky – Bildquelle: Son Nguyen / Pixabay