Um nachweisen zu können, dass Insekten möglicherweise elektrische Ladungen wahrnehmen können, führte die University of Bristol Versuche mit den gut sichtbaren Hummeln (Bombus terrestris) durch.

Dazu wurden künstliche Blüten mit unterschiedlichen leichten elektrischen Ladungen sowie einer Nahrungsquelle versehen. Die Blüten ohne elektrische Ladung wurden zusätzlich mit einer bitteren Flüssigkeit gefüllt.

Erstaunlich schnell wurden die ungeladenen Blüten von den Hummeln gemieden. Und als keine Blüten mehr elektrische Ladungen aufwiesen, konnten die Hummeln die Blüten tatsächlich nicht mehr unterscheiden (Hummeln flogen alle Blüten gleichmäßig an). Dies gilt als Beweis, dass sich die Insekten zuvor an der elektrischen Ladung orientiert hatten.

Selbst unterschiedliche Feldmuster können Hummeln erkennen – beweisbar durch jene Blüten, die nun ebenfalls ein eigenes Spannungsfeld erhielten. Nach einer kurzer Übungszeit flogen die Hummeln in 70 % der Fälle nur noch die Blüten mit dem speziellen elektrischen Feld an, was die verzehrbare Flüssigkeit enthielt.

Vermutungen zufolge kann mit Hilfe der elektrischen Felder auch festgestellt werden, ob eine Blüte gerade von einem anderen Insekt besucht wurde und deshalb momentan keinen Nektar bietet.

Funktionsweise

Immer wenn eine positiv geladene Hummel auf einer Blume mit leicht negativem Potenzial landet, verändert sich das elektrische Feld der Blüte für eine gewisse Zeit.

Messungen zeigen, dass sich nach dem Besuch einer Hummel die elektrische Ladung einer Blüte rund 100 Sekunden verändert, bis sie sich wieder normalisiert.

Eine Pflanze hat kein Interesse daran, eine Hummel anzulocken, aber dann keinen Nektar zu liefern. Denn die lernfähigen Insekten würden dann schnell das Interesse an den Blüten dieser Pflanze verlieren. – Quelle: Studienleiter Daniel Robert

Mitterweile ist bekannt, wie genau Insekten elektrische Felder wahrnehmen können. Ihre feinen Körperhaare (nicht die Fühler) reagieren auf winzige elektrische Kräfte, weil die Bewegungen der feinen Borsten Nervensignale (bedingt durch geringe Masse und gleichzeitig hohe Festigkeit) auslösen.

Die Haare der Hummeln werden durch ihren Flügelschlag elektrisch aufgeladen. Das ist genau das was passiert, wenn man sich einen Luftballon auf dem Kopf rubbelt. Wenn die Hummel mit ihren geladenen Haaren auf ein anderes Spannungsfeld trifft, entsteht eine Kraft die das Haar beugt. Und das können sie an der Haarwurzel spüren. Quelle: Gregoy Sutton, University of Bristol

Da nicht nur Hummeln behaart sind, wird davon ausgegangen, dass viele andere Insekten ebenfalls über diese Fähigkeit verfügen. Außerdem nutzen Haie oder Rochen ebenfalls Elektrizität, um Beutetiere aufzuspüren.

Hochwahrscheinlich können Insekten mit einem Sinn für Elektrizität auf etwa zehn Zentimeter Entfernung einen Fressfeind oder ein Beutetier erkennen, ähnlich wie Spinnen oder Mücken Schall empfinden können. Sinneshaare sind zudem viel schneller als der Geruchssinn.