die Weiterentwicklung der Staaten (Aufstieg von Religionen und Ländern)
Die Pandemie des „Schwarzen Todes“ begann im Jahr 1346, als erste Berichte über eine verheerende Seuche in China und Indien Europa erreichten. Die Pest traf auch ein mongolisches Heer, das die Stadt Kaffa auf der Krim belagerte. Die Krankheit griff auf die Stadt über, und Flüchtlinge brachten sie per Schiff nach Konstantinopel, Alexandria und Messina. Von dort breitete sie sich rasch über Genua, Venedig, Pisa, Paris, London und Moskau aus.
Zwischen 1347 und 1352 starben schätzungsweise 25 bis über 45 Millionen Menschen, also ein Drittel bis 60 Prozent der europäischen Bevölkerung. Die Pest wurde wegen der schwarzen Beulen auch Beulenpest genannt.
Doch das war nur die erste Welle. Die Pest kehrte bis ins 18. Jahrhundert regelmäßig zurück. Ob sie in Rattenpopulationen überdauerte oder durch Klimaänderungen aus Asien neu eingeschleppt wurde, ist bis heute unklar. Weitere Ausbrüche – etwa 1361/62 in England, 1563 in Venedig, 1665 in London oder 1720/21 in Marseille – forderten erneut viele Todesopfer, wenn auch nicht so viele wie beim Schwarzen Tod.
Die Menschen entwickelten Strategien zur Eindämmung: In Venedig wurde die Quarantäne eingeführt – Verdächtige mussten 40 Tage isoliert bleiben. Ab 1423 wurden Kranke in speziellen Krankenhäusern untergebracht, und ab 1485 entstanden erste Gesundheitsbehörden. Auch Sanitärkordons, also militärisch bewachte Sperrzonen, wurden eingerichtet – der längste war 1.900 Kilometer lang.
Obwohl die Ursache der Pest unbekannt war, erkannte man den Zusammenhang mit dem Handel. Maßnahmen wie das Reinigen von Abwasserkanälen und das Einsammeln von Müll basierten auf der Miasmentheorie, halfen aber auch gegen Ratten. Städte stellten Pestärzte ein, die später die berühmten Schnabelmasken trugen, gefüllt mit Duftstoffen zum Schutz vor Ansteckung.
Die Pest hinterließ tiefe Traumata. Manche sahen sie als Strafe Gottes, andere lebten hemmungslos. Es kam zu Plünderungen und zu Pogromen gegen Juden, die fälschlich als Brunnenvergifter beschuldigt wurden – eine der dunkelsten Reaktionen auf die Seuche.
Trotz allem brach die Gesellschaft nicht zusammen, sondern wurde in manchen Regionen sogar gestärkt. Städte wie Venedig, die organisiert gegen die Pest vorgingen, kamen besser durch die Krise. Etwa 200 Jahre später hatte Europa wieder 75 Millionen Einwohner – so viele wie vor der Pandemie.
Doch das Leben hatte sich verändert: Der Glaube an die Kirche wurde erschüttert, da sie die Katastrophe nicht verhindern konnte. Auch der Feudalismus geriet ins Wanken, denn durch den Mangel an Arbeitskräften wurde Arbeit wertvoller. Viele Leibeigene rebellierten oder zogen in die Städte, wo sie bessere Chancen hatten. Für manche Menschen wurde das Leben nach der Pest sogar besser als zuvor.
Manche Historiker sehen die Ursprünge der industriellen Revolution bereits im Mittelalter, als Europa begann, den wissenschaftlichen und technischen Vorsprung anderer Kulturen aufzuholen – insbesondere gegenüber China und der islamischen Welt.
Der Wirtschaftshistoriker David S. Landes beschreibt in seinem Werk „Wohlstand und Armut der Nationen“, dass im islamischen Kulturraum zwischen 750 und 1100 zwar die Wissenschaft florierte, aber technische Fortschritte kaum umgesetzt wurden. Dies lag daran, dass Glaubensgelehrte über geistige Fragen bestimmten und neues Wissen oft abgelehnt wurde. Ein Beispiel dafür ist ein Zitat des Historikers Ibn Chaldun, der empfahl, eine große Bibliothek zu vernichten, da göttliche Weisung wichtiger sei als menschliche Erkenntnis.
Auch im konfuzianisch geprägten China war technischer Fortschritt kein gesellschaftlicher Wert. Zwar war China im Mittelalter technisch führend – mit Wasserkraftmaschinen, Hochofentechnik und großen Schiffsexpeditionen –, doch diese dienten vor allem der Selbstdarstellung, nicht dem Handel. Ab 1436 wurde der Schiffbau eingestellt, und 1525 sogar alle seetüchtigen Schiffe zerstört – ein Zeichen für Chinas Abkehr von globaler Expansion.
In Europa verlief die Entwicklung anders: Das mittelalterlich-christliche Weltbild wurde durch das wissenschaftliche Denken der Renaissance ersetzt. Es fehlte eine zentrale Macht, die neue Ideen unterdrückte – stattdessen fanden kritische Denker in Universitäten Raum für Forschung. Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 ermöglichte eine schnelle und fehlerarme Verbreitung von Wissen. In China und im Islam wurde der Buchdruck hingegen nur zögerlich übernommen, etwa wegen der komplexen Schriftzeichen oder religiöser Bedenken.
Die Entdeckungsreisen Europas führten zu neuen Fragen – etwa über Sterne auf der Südhalbkugel, die zuvor unbekannt waren. Dies förderte die Astronomie, und mit Denkern wie Kopernikus und Galilei, die auf Beobachtung und Messung setzten, begann die Entwicklung der modernen Wissenschaft.
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