Was ist natürlich?
das Natürlichkeitsrecht!
Den Begriff „Natürlichkeitsrechtler“ haben Sie bisher noch nie gehört? Kein Wunder, schließlich war er vorher noch nie in Verwendung. Noch nicht einmal Google weiß wusste damit etwas anzufangen – und das soll schon was heißen!
Bevor ich den Begriff genauer erkläre, möchte ich erst darauf aufmerksam machen, dass es tatsächlich, wie vielleicht bereits vermutet, etwas mit dem ähnlichen Begriff „Tierrechtler“ zu tun hat. Wie ich aber vor kurzen feststellen musste, hat ein Tierrechtler doch noch andere Motivationsgründe, als ein Natürlichkeitsrechtler.
Bemüht man die Wikipedia, stellt man fest, dass sie verschiedene Menschen bei dem Begriff „Tierrechtler“ anbietet, die sich für die sogenannten Tierrechte aussprechen, sei es in Zusammenhang mit der Ausbeutung oder aber mit Besitzdefinitionen gegenüber den sogenannten Tieren.
Anmerkung: Folgend beziehe ich mich auf durchschnittliche Definitionsgrundsätze, es ist ganz klar, dass sich auch innerhalb eines Denkansatzes viele unterschiedliche Formen herausbilden können.
Natürlich vs. Unnatürlich!
Die Menschheit lebt in einer Zeit, in der es selbstverständlich geworden ist andere Tiere (FAQ) aus der Bequemlichkeit heraus ihrer Lebensräume zu berauben (lebenslang einpferchen + qualvoller Akkordtod) und diese (Lebensräume) zusätzlich auch noch global zu zerstören.
Glücklicherweise gibt es Menschen, die die Qualen anderer Tiere und den gnadenlosen Raubbau an der Natur nicht länger dulden wollen – die meisten von ihnen formieren sich deswegen in Umweltschutzgruppen. All diese Gruppen verfolgen ein gemeinsames Ziel: Wie können wir das Elend anderer Tiere aufhalten und gleichzeitig etwas gegen die Hungersnöte des Menschen unternehmen?
Für mich persönlich stellt sich ganz einfach die Frage: Was ist natürlich und was nicht? Die „richtig“ oder „falsch“ Frage ist hier also gar nicht angebracht! Ich habe fälschlicherweise angenommen, dass jeder Mensch zwischen
- der persönlichen Natürlichkeit (dem Charakter des Menschen) und
- der globalen Natürlichkeit (Nahrungskettengeflechte, Ökosysteme) unterscheiden kann.
Der Artikel ist dafür gedacht in dieser Hinsicht Aufklärungsarbeit zu leisten!
Um zu verstehen was natürliche Prozesse sind, muss der Mensch erstmal verstehen, wie er selbst funktioniert. In der Wahrnehmungs-Psychologie greift man dazu beispielsweise auf das „Eisberg Modell“ zurück. Damit will man visuell verdeutlichen, dass der weitaus größte Teil des menschlichen Handelns unbewusst bestimmt wird. Der größte Teil liegt also wie bei einem Eisberg „unter der Oberfläche“. (siehe dazu auch die Kategorie: Erbfaktoren)
Es laufen also unglaubliche viele Mechanismen (80 Prozent) völlig unbewusst und automatisch ab, was man deswegen auch als natürlich bezeichnet. Gäbe es diesen Automatismus nicht, würde es z.B. unglaublich viel Zeit in Anspruch nehmen geradeaus zu laufen geschweige denn sich mit Nahrung zu versorgen.
Selbiges gilt bei der Ernährungsweise jeden Tieres (einschließlich des Menschen!). Instinktiv und natürlich auch durch Nachahmung wird durch die Natur folgendes vorgegeben:
- reiner Fleischfresser
- reiner Pflanzenfresser
- gelegentlicher Fleischfresser (= Allesfresser, = Flexitarier), der sich hauptsächlich pflanzlich ernährt
All diese Ernährungsweisen haben ihren Sinn – nämlich das Gleichgewicht aller Nahrungskettenglieder aufrecht zu erhalten (siehe dazu den ausführlichen Artikel: Unterschied Pflanzen- und -Fleischfresser). Nachgeahmt werden und können aber nur die Handlungen, die dem betreffenden Tier auch möglich sind. So kann ein junges Rehkitz zwar beobachten, wie ein Wolf Fleisch frisst, instinktiv weis es aber, dass es diese Nahrung nicht verdauen und verwerten kann.
Der Mensch kennt Nahrungsketten nicht (mehr)!
Versucht man ein ähnliches System auf den modernen Menschen anzuwenden kommt es zu ersten Problemen. Der Mensch steht im Nahrungskettennetz nicht nur an oberster Stelle, er hat selbst Dürreperioden nicht (mehr) zu befürchten, weil er in der Lage ist seine Nahrung anzubauen (pflanzliche Kost) und zu (zer)züchten (tierische Kost).
Menschen, zumindest der reiche Teil von ihnen, sind somit nicht mehr von äußeren Einflüssen abhänging, gleichzeitig haben sie aber entschieden, sich von ihrer eigenen Technik abhängen zu machen. Ohne das Internet, den Computern würde der gesamte Weltmarkt in sich zusammenbrechen.
Wie der Mensch selbstgefällig in Nahrungsketten eingreift!
Im Oktober 2010 kam nach dem Tod des „Problembären Bruno“ wieder die selbstgefällige Frage auf: „Sollen Wildtiere erschossen werden dürfen, weil sie eine Gefahr für unsere Nahrungsmittel bedeuten?“ Diesmal richtet sich der Lauf des Gewähres auf Wölfe, die in Deutschland um 1900 durch den Menschen ausgerottet wurden. Einerseits beschwert man sich über den Populationsanstieg von Rotwild oder auch Wildschweinen, andererseits möchte man mit dem natürlichen Feind dieser Tiere nichts zu tun haben.
Warum befindet sich der Mensch nicht mehr in einer natürlichen Nahrungskette?
Der Mensch nimmt sich selbst nicht als etwas dazugehöriges wahr, weil er sich nicht als Tierart definiert (was er aber definitiv ist und auch bleiben wird !). Genauso sieht er auch viele andere Tierarten nicht als existenzberechtigt an, wenn überhaupt nur als schmückendes Beiwerk (das sogenannte Tier als Nahrungsmittel als auch als Haustier).
Die Abwertung anderer Tiere bzw. das selbstgemachte Recht alle nutzbaren Lebensräume ohne Kompromisse für sich selbst zu beanspruchen ist die Folge dieser verzerrten Wahrnehmung (zum größten Teil unbewusst, der Rest ist angelerntes Fehl-Verhalten). Kein anderes Tier ist in der Lage dem Menschen Lebensraum zu entziehen. Dies wäre aber nötig um einer Überbevölkerung / steigendem Platzmangel natürlich entgegenzuwirken. Die Menschheit muss demnach selbst handeln und damit Intelligenz zeigen!
Was genau zu tun ist, kann nicht mit einem Satz oder einem Artikel beantwortet werden. Denn es ist ein komplexer in sich verzweigter Prozess, der langsam aber zielstrebig erlernt werden muss. Dabei gilt es nicht die Menschheit wieder evolutionär nach hinten zu versetzen, sondern die Vorzüge vergangener Jahrtausende mit in die Zukunft zu integrieren.
Es ist ein Zustand nötig, in dem der Mensch nur als Teil fungiert und nicht als Alleinherrscher der Welt.
15. Oktober 2011 @ 19:58
den artikel fand ich sehr spannend und auch eine interessante sichtweise. allerdings finde ich, dass oow die vegetarier und veganer oft darstellt wie irgendwelche extremisten oder leute, deren vorstellung utopisch sind. das ist wirklich schade. ich glaube zwar auch nicht, dass es mal soweit sein wird, dass alle menschen sich vegetarisch ernähren, aber vegetarier/veganer sollten uns ein vorbild sein. ihr weg scheint vielleicht radikal für fleischfresser aber sie sind konsequent tier- und umweltfreundlich.
15. Oktober 2011 @ 20:46
Vielen Dank für dein Kommentar.
Ich selbst habe zwar den Eindruck, dass ich eben diese Sichtweise „vegetarier und veganer oft darstellt wie irgendwelche extremisten oder leute, deren vorstellung utopisch sind“ nicht vermittle
hier z.B.
EIGENZITAT:
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„Welchen Schluss Sie auch immer aus diesem Artikel ziehen, die Absicht dieser Webseite ist es nicht Veganer und Vegetarier zu deformieren oder Argumente GEGEN diese Lebensweise zu finden, damit sie womöglich abgeschafft werden kann / soll.
Das Ziel dieser Webseite ist es aufzuzeigen, dass die angedachte Rolle des Menschen in der Natur höchstwahrscheinlich keine “Werden wir alle Freunde”-Rolle ist. Es ist nicht prinzipiell verwerflich seine Beutetiere zu töten, ob nun als reiner oder als gelegentlicher Fleischfresser.“
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, allerdings scheint trotzdem anderes rüber zu kommen, was ich ganz klar auch schade finde.
Mal schaun, was mir dazu noch einfällt.
LG
Alesandra
20. Oktober 2011 @ 21:47
Ich kann momentan das Thema fast nicht mehr hören und obwohl ich selbst kein Fleisch esse ist so mancher Vegetarier/Veganer kein Vorbild für mich und das man deshalb generell ein besserer Mensch ist halte ich nicht für richtig. Es gibt auf beiden Seiten Extreme und wenn ich sehe/lese, dass Veggis z.B. auch ihre Hunde/Katzen ohne Fleisch ernähren finde ich das nicht tierfreundlich. Andererseits fahren sie Auto und machen Flugreisen, was nicht sehr umweltfreundlich ist.
Ausserdem wo fängt man an und wo hört man auf. Wenn man schon so extrem leben will und keinen Schaden anrichten, was ist mit Pflanzen. Auch Pflanzen sind Lebewesen und es wurde bereits bewiesen sie reagieren positiv z.B. auf Gießen und negativ auf Verletzungen. Reagieren sogar auf den Menschen, der sie verletzt hat und auf andere nicht. Sie können sich nur nicht laut bemerkbar machen. Also dürfte man sie doch auch nicht Essen.
Für den Mensch soll es verwerflich sein Eier (wohlgemerkt natürlich nicht aus Massentierhaltung) zu essen, weil man dann keinen Respekt vor dem Huhn hat, den Marder interessiert das einen feuchten Kehrricht. Oder keinen Honig, weil man die Bienen ausbeutet. Frag mal den Bär, ob den das interessiert. Stellt man nicht die Tiere dann über den Menschen. Sinnvoll wäre doch eine Gleichberechtigung.
Ich finde die Natürlichkeit geht komplett verloren – auf der einen wie auf der anderen Seite.
LG Soni
21. Oktober 2011 @ 19:09
Ganz genau Soni, auch dein Kommentar ist ein weiterer wertvoller Hinweis darauf – an welchen Stellen hier etwas schief läuft.
„Stellt man nicht diese Tiere dann über den Menschen.“
Ja genau das macht man, und genau das hat überhaupt gar keinen Sinn – zumindest keinen natürlichen.
LG
Alesandra