Faktoren der Risikowahrnehmung
Verzerrtes Bild der Risikoeinschätzung
In den letzten Jahren haben Forscher psychologische Mechanismen genau unter die Lupe genommen und dabei ein Phänomen entdeckt, was als Affektheuristik bezeichnet wird. Zugrunde liegt hier die Tatsache, dass eine Aktivität oder eine Technologie immer dann besonders hoch gewertet und ein verbundenes Risiko kaum beachtet wird, wenn der Mensch ein gutes Gefühl dabei hat, auch wenn rationale Risikobetrachtungen eindeutig Gegenteiliges beweisen.
Viele Politiker – selbst die Bundeskanzlerin und auch ein Teil der Bevölkerung scheinen in Bezug auf die Atomkraft genau diesem Mechanismen verfallen zu sein. Nach dem Atomunglück in Fukushima haben hervorgerufene Emotionen wie Ärger, Schuld und Empörung dafür gesorgt, die Risikobereitschaft wieder in ihre Schranken zu weisen.
Fazit
All diese Beobachtungen bzw. Untersuchungen sind deswegen so bedeutsam, weil die stärksten Beweggründe, die einen Menschen lenken können, nicht die rationale Selbstbestimmung ist, sondern intensive Emotionen.
- Wut lässt Menschen anders handeln als Trübsinn
- Ärger wird meist damit bekämpft, die Ursache zu beseitigen
- Niedergeschlagenheit sorgt meist dafür die Ursache zu erdulden
- usw.
Emotionen haben gegenüber analytischen / rationalen Überlegungen einen evolutionären Vorteil – sie entstehen meist automatisch und ohne jede geistige Anstrengung. Aus diesem Grund sind intuitiv geführte Entscheidungen relativ häufig bessere „Ratgeber“ als die geliebte Vernunft des Menschen.
Andere Tiere (FAQ) können deswegen auch viel besser eine Gefahr „erspüren“, weil sie auf komplexe rationale Entscheidungen sowieso keinen Zugang haben.
Psychologen streiten zwar immer noch heftig darüber, ob man komplexe Sachverhalte besser mit einer komplizierten Analyse oder aus „dem Bauch heraus“ entscheiden sollte. Vorsichtige Untersuchungen deuten allerdings schon darauf hin, dass letzteres größere Erfolgschancen in sich birgt.
Doch das ist nicht alles, was Emotionen ausmacht. Es handelt sich auch um dynamische Gefühle, d.h. sie kommen und gehen. Es wäre nämlich fatal für den Menschen, wenn er sich ein lebenlang emotional genauso an ein für ihn schreckliches Ereignis erinnert, wie am Ereignistag selbst. Vergessen ist ein wichtiger Mechanismus hochentwickelter Tiere (FAQ) wie den Menschen.
Emotionen sorgen also dafür ohne großen koknitiven Aufwand eine subjektive Erklärung für ein komplexes Ereignis zu liefern und damit eine schnelle Beurteilung und Reaktion zu ermöglichen! Leider lässt sich dieses System auch manipulieren, indem man beispielsweise nur einseitige Informationen zulässt oder Scheinwelten vortäuscht.
Bildquelle: Titelbild: Rainer Sturm / pixelio.de