erste Pilze
Pilze unterscheiden sich von Pflanzen mehr als von Tieren, dennoch existieren auch mehrere Merkmale, die sie klar vom Tierreich unterscheiden.
Der Hallimasch ist das größte entdeckte Lebewesen der Welt. Im Jahr 2000 wurde ein Exemplar in den USA gefunden, das 600.000 kg wiegt und über 9 km² groß ist. Dieser Organismus wird auf 2.400 Jahre geschätzt. (Bild: andere Hallimasch-Pilz-Gruppe)
Unterschiede gegenüber Pflanzen und Tieren
- Pilzzellen haben keine Chloroplasten
- Pilze betreiben keine Fotosynthese
- sie ernähren sich von organischen Stoffen, d.h. sie sind heterotroph, wie Tiere (FAQ)
- Zellwand besteht wie bei Tieren (FAQ) aus Chitin (pflanzliche Zellwand besteht aus Zellulose)
- Pilzzellen besitzen Zellwände, Tiere nicht (FAQ)
- Pilze besitzen wie Pflanzen Vakuolen
Heute existieren etwa 100.000 Pilzarten. Die ersten Pilze tauchten vermutlich bereits vor 1 Milliarde Jahren auf. Man unterscheidet:
einzellige Pilze (z.B. Hefen [Saprophyten])
mehrzellige Pilze (z.B. Steinpilze)
Menschen sammeln vom Pilz zum Verzehr nur den kurzlebigen Fruchtkörper (Schirm vieler Pilze), der zur Fortpflanzung dient. Seine haardünnen Fäden, die den Fruchtkörper halten, sind wie ein Spinnennetz aufgebaut. Stirbt der reife Fruchtkörper werden gleichzeitig Sporen verteilt, das Fadengeflecht (Myzel) jedoch wächst weiter.
Herausgebildet haben sich folgende Pilzgruppen:
- Röhrenpilze – Hut und Stiel deutlich erkennbar, dickfleischige Hüte besitzen leicht ablösende schwammartige Röhrenschicht, meist für Menschen nahrhaft (Speisepilze: Steinpilz, Rotkappe, Birkenpilz, etc.), Deutschland: 80 verschiedene Röhrenpilze
- Blätterpilze – größte Pilzgruppe, Hut und Stiel deutlich erkennbar, Hutunterseite mit Lamellen bestückt [Lamellenpilze], Aufteilung: (Schnecklinge, Ritterlinge, Helmlinge, Wulstlingsverwandte, Egerlinge, Tintlinge, Schleierlingsverwandte), viele für Menschen giftig (z.B. Knollenblätterpilze, Fliegenpilz, etc.), für Menschen nahrhaft (Speisepilze: Shiitakepilz, Nebelkappe, Hallimasch, Zucht-Champignon, etc.)
- Sprödblättler (Täublinge [in der Längsachse glatter Bruch der Stile, verschiedenfarben, unberingte Stile mit Lamellen bis zum Hutrand] und Milchlinge [verschieden farbener Milchsaft bei Verletzung]) – Lamellen auf der Hutunterseite sehr spröde, viele für Menschen giftig (z.B. Spei-Täubling, Maggipilz, etc.), für Menschen nahrhaft (Speisepilze: Ocker-Täubling, Brätling, etc.)
- Nichtblätterpilze – meist weder Hut noch Stil erkennbar, Hutunterseite mit Leisten bestückt, für Menschen nahrhaft (Speisepilze: Pfifferling, etc.), Aufteilung: (Porlinge, Hörnlinge, Stäublinge, Boviste, Becherlinge)
Techniken des Nahrungserwerbs
- Abfallverwertung (Saprophyten)
- Parasitismus
- Partnerschaft mit Bäumen (Mykorrhiza)
- Flechten
Destruenten
Zusammen mit Würmern, Asseln und Bakterien gehören einige Pilze [Saprophyten] zu den sogenannten Destruenten. Das sind die wichtigsten Organismen für den Abbau organischen Materials (tote Lebewesen, Exkremente, verfaultes Material). Nur so können die daraus gewonnen Stoffe wieder in den Stoffewechselkreislauf eingeführt werden. Vertreten sind:
- fast alle Hutpilze (z.B. Champignons)
- Schimmelpilze
Parasitismus
Parasitäre Pilze schädigen nicht selten ihren Wirtorganismus und werden vom Menschen häufig als Schädlinge 1)Schädlinge = Unwort wegen Abwertung gefürchtet. Neben den spezialisierten Pilzen gibt es auch jene, die sich unterschiedlich ernähren können, d.h. nicht nur auf parasitäre Weise.
Zu den parasitär lebenden Pilzen gehören:
- Baumpilze
- Mutterkorn
- Kartoffelfäule
- Fußpilze
- usw.
Symbiosen (Lebensgemeinschaften mit Pflanzen)
Außerdem existieren noch symbiotische Pilze, die in einer Lebensgemeinschaft mit Pflanzenwurzeln leben. Der Pilz umschließt dabei die Wurzel der Pflanze. Diese kann dadurch Wasser und Nährstoffe viel besser aus dem Boden filtern. Der Pilz erhält dafür organische Moleküle, die die Pflanze durch die Fotosynthese erstellt.
Erstaunliche 80-90 Prozent aller Landpflanzen gehen mit Pilzen Lebensgemeinschaften ein. Es gibt sogar Pflanzen, die nur mithilfe der Pilze überlebensfähig sind. Orchideen z.B. können ohne die Ernährung mit dem Pilz nicht keimen und sich fortpflanzen.
Flechten
Flechten sind keine eigenständigen Pflanzen, sondern eine symbiotische Lebensgemeinschaft mehrerer Pilze. Hilfreich zur Hand gehen ihnen dabei meist Grünalgen aber auch Cyanobakterien, die für die Fotosynthese zuständig sind. Der Pilz schützt dabei die Alge vor Austrocknung und UV-Strahlen, reguliert aber auch ihren Wachstum und die Zellteilungsrate.
Fortpflanzung
Auch hier haben Pilze verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, manche davon nutzen beide Arten (geschlechtliche oder ungeschlechtliche Fortpflanzung). Unter der Hutunterseite bilden sich dazu Sporen (Vermehrungskörper).
bevorzugte Waldtypten der Pilze:
- in Laubwäldern (Eiche [grüner Knollenblätterpilz, Eichenfeuerschwamm], Rotbuche (Herbsttrompete, Pfeffer Mischling, Satansröhrling, Herkuleskeule, Stockschwämmchen), Linde, Birken, Esche)
- in Nadelwäldern (Fichte [Pfifferling, Maronen-Röhrling, Steinpilz, Schwefelköpfchen], Lärche [Gold-Röhrling], Tanne, Kiefer [Grünling, Körnchen-Röhrling, Butterpilz])
- auf Wiesen / Gras (Wiesen-Egerling, Schopf-Tintling, Nelken-Schwindling)
- Allerorts (Brandflächen [Kohlen-Schüpfling, braune Kohlen-Tintling, Spritz-Morchel], Kompost, Dung, Leichen)
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