Bockjagd wie in Schweden?
Neben Skandinavien erscheint Deutschland was das Jagen betrifft, wie ein mächtiger Hemmschuh. Dort lautet das Motto oft „(er)Schieß, was dir Spaß macht!“ Deutsche Jäger hingegen beklagen oft die Auflagen und Kriterien, die sie im eigenen Land erfüllen müssen und schauen deswegen oft neidisch auf europäischen Nachbarn.
Bockjagd – wie deutsche Jäger ticken
Im Gegensatz zu Schweden (16. August) darf in Deutschland bereits am 1. Mai auf Rewild geschossen werden, doch das sagt vielen Deutschen Jägern gar nicht zu. Denn zu dieser Zeit befinden sich die Böcke noch im Haarwechsel und sind meist grau und für das Jägerauge damit unansehnlich.
Der vom 16. auf den 1. Mai vorgezogene Termin soll ja vor allem dazu dienen, frühzeitig effektiv einzugreifen. Bevor der Wald zur grünen Hölle zusammengewachsen ist und im Feld die Getreideschläge den Rehkorpus (Rehkörper) verhüllen. Außerdem sind die Böcke Ende April/Anfang Mai durch Einstandskämpfe und Markieren viel mehr auf den Läufen und geben uns Jägern mehr Chancen. Zitat Deutsche Jagdzeitung: Artikel „das Schwedenmodell“
Wenn auch mehr unabsichtlich beschreibt dieser Jäger nebenbei, was er von einem gesunden Wald in der Wachstumsperiode hält. Hier schließt sich auch sauber das Hauptargument und Paradoxon des Nutzens durch Jäger an – es wird vorallendingen geschossen, um Verbissschäden zu verringern, dennoch sieht man es nicht gern, wenn der Wald weiter zuwächst. (siehe dazu den Artikel: Das Märchen vom Jäger als Regulator)
Selbst in Revieren, in denen seit Jahren herzhaft in den Bestand eingegriffen wurde. lassen sich nachhaltig hohe Strecken (Mordraten) erzielen. Zitat Deutsche Jagdzeitung: Artikel „das Schwedenmodell“
Unwissend sind Jäger keineswegs, doch sie drehen sich die Tatsachen gern so, damit es zu ihrem Glauben passt, schließlich ist es nach ihrer Überzeugung eine Schande auf jagdliche Erlebnisse verzichten zu müssen, nur weil ein paar Ökoaktivisten ihr Heileweltbild aufzwingen wollen. Schubladendenken wird in dem Zusammenhang aber von beiden Seiten (Jagdbeführwörter vs. Jagdgegner) der jeweils anderen vorgeworfen.
Jäger fühlen sich auch auf dieser Webseite prinzipiell gern falsch verstanden, obwohl ich das Jagen in seiner natürlichen Form durchaus anerkenne. Da man aber auch Natürlichkeit in Frage stellen kann / will und vorallendingen was „natürliches Jagen“ zu bedeuten hat, nutzen Jäger dieses Definitionswirrwar häufig aus, um sich als missverstandene Opfer hinstellen.
verhasste Behörden
Neben den sogenannten Ökofreaks jammern deutsche Jäger auch über Behörden, die ihnen oft ein „unbeschwertes Zulangen“ verwehren. Und wieder trifft man auf die merkwürdige Logik der Jägerschaft. Da streitet man nämlich intern häufig über das Töten dürfen von speziell älteren Böcken, zumindest in der Brunftzeit, wo sie für Nachwuchs zuständig sind.
Diesen Job können jünge Böcke ebenfalls übernehmen, den Jägern geht es aber um die „bessere Vererbung“, obwohl sie gleichzeit immer wieder über zerstörungswüdiges Wild klagen, das unbedingt dezimiert werden muss. Wenn es wirklich allein darum ginge, würde man die Anzahl des Rehwildes so klein und nicht so hoch wie möglich halten!
Rehwild lässt sich nur sehr eingeschränkt hegen. Es ist genug davon da. Für die Hüter des deutschen Waldes sogar zuviel. Das Rehwild ist sehr anpassungsfähig. Alles gute Gründe, unsere jagdlichen Ambitionen auszuleben und leckeres Wildbret wie interessante Trophäen zu ernten. Zitat Deutsche Jagdzeitung: Artikel „das Schwedenmodell“
Der Autor des bereits genannten Artikel macht keinen Hehl daraus einen freizügigeres Waldgeballer zu fordern. Er sieht daran überhaupt nicht die Sorge, dass es dabei um wildwestähnliche Zustände kommen könnte. Im Gegenteil – sogenannte Reifen (alte Böcke) und Abnorme sollten unbedingt erschossen werden, um die gewünschte Vererbung nicht zu gefährden. Es gibt allerdings auch Jäger, die da ganz anderer Meinung sind:
Wer nur alte Böcke (er)schießt, hat auch immer welche! Zitat Deutsche Jagdzeitung: Artikel „das Schwedenmodell“
Auch dieses Zitat macht deutlich, dass das eigentliche Ziel der Jägerschaft neben dem Spaß am Töten der stetige Nachschub an Wild ist und der Schutz des Waldes ein erbärmlicher Pseudogrund bleibt! Deutsche Jäger schwärmen deswegen häufig von schwedischen Zuständen, in denen die Ballerei noch ausgelassener ausgelebt werden darf – damit bleibt das „Schweden-Modell“ ein wirklich schlechtes Vorbild für Deutschland und wird hoffentlich nie in die Tat umgesetzt werden!
Bildquelle: Axel Kleinknecht / pixelio.de